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Brunnen „auf Wanderschaft“Hildebrandsbrunnen zog in 100 Jahren fünfmal um

Lesezeit 3 Minuten

Immerhin: Seit 33 Jahren schon plätschert der Hildebrandsbrunnen nahe der Villa Zanders stetig vor sich hin.

Bergisch Gladbach – Das Wandern ist des – nein, nicht des Müllers Lust. Des Hildebrands Lust, muss es heißen. Wobei nicht überliefert ist, ob Bildhauer Adolf Hildebrand (1847-1921) tatsächlich gern auf Wanderschaft ging.

In Bensberg wird gerade heftig gerungen um den Erhalt des Emilienbrunnens, einst gestiftet von Wohltäterin Emilie Schmitz. Die Stadt will ihn versetzen und andernorts wiederaufbauen, weil er an der Ecke Schloßstraße dem Stadtumbau im Wege steht. Viele Bensberger sehen das kritisch, knapp 1400 Unterschriften für den Erhalt an Ort und Stelle sind bereits ans Rathaus gegangen. Der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg unterstützt ebenfalls.

Hildebrandsbrunnen gleichzeitig „Wanderbrunnen“

Auch in der Stadtmitte gibt es einen Brunnen. Den Hildebrandsbrunnen, volkstümlich „Wanderbrunnen“ genannt. Und, anders als der Emilienbrunnen, ist er bereits in der Vergangenheit häufig „auf Wanderschaft“ gegangen beziehungsweise: er musste gehen. Weil die Pläne der Stadtväter anderes vorsahen mit ihm. Fünfmal ist er bereits „auf die Walz“ rund um den Gladbacher Marktplatz gegangen.

1894 hatte das Industriellen-Ehepaar Anna und Richard Zanders 10 000 Reichs-Mark an den Verschönerungsverein gestiftet. Ein ansehnlicher Brunnen sollte mit der Spende entstehen.

Majestätisch auf dem Markt

1901 war er fertig, entworfen und erschaffen von Bildhauer Adolf Hildebrand für 4000 Mark (für den Rest gab es ein Wetterhäuschen). Erster Aufstellplatz: zentral und majestätisch auf dem Marktplatz, mit bestem Blick auf die Villa Zanders. Im Juli 1901 dichtete die große Mäzenin Maria Zanders (Richards Mutter) gar ein Gedicht auf den Brunnen mit folgender Anfangszeile: „Freue dich Gladbach, und preise ihn hoch, den herrlichen Künstler, der Dir den Brunnen beschert“.

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1906, zum 50-jährigen Stadtjubiläum, gönnte sich die Stadt ein neues Rathaus (heute historisch genannt) und plötzlich stand der Brunnen im Weg.

Immer weitere Wanderungen

Er wanderte das erste Mal, wenn auch nicht weit. Etwa 40 Meter Richtung Paffrather Straße, mit dem Blick des Löwenkopf-Speiers nun zur Laurentiuskirche. 1935, der nächste Umzug. Dem wachsenden Verkehr stand der Brunnen im Wege, und diesmal zog er eine gänzlich neue Ecke um: zur damaligen Adolf-Hitler-Straße ans Wirtshaus Paas. Unter einen großen schattigen Kastanienbaum ruhte er.

Doch auch dieser Standort war keiner von Dauer. Die Stadtplaner machten sich zu Anfang der 1950er Jahre ans Umgestalten der Stadtmitte, mit neuen Straße und neuem Busbahnhof. Der Löwen mit seinem Brunnen musste erneut weichen.

17 Jahre verkehrsumtost

Der Hildebrandsbrunnen bekam seinen neuen Platz jetzt am Fuße des Quirlsbergs, in Nähe der Gnadenkirche. Unterhalb der evangelischen Volksschule (heute abgerissen) stand er verkehrsumtost an der neuen Hauptverkehrsachse der Stadt.

17 Jahre lang hielt es der Brunnen am Quirlsberg aus, währenddessen die Stadt das Bürgerhaus Bergischer Löwe neu baute. 1979 wanderte der Brunnen zum Bergischen Löwen, mit dem Rücken zur Villa Zanders. Einige Meter verrückt wurde er zuletzt im Jahr 1986, als der Hildebrandsbrunnen einen neuen Zugang in den kleinen Zanders-Park versperrte. Seitdem ist tatsächlich alles unverändert, nun bereits im 33. Jahr. Der Wanderbrunnen scheint am Ziel zu sein.