Der Emilienbrunnen steht seit weit über 100 Jahren an der Schloßstraße in Bensberg. Doch jetzt soll er möglicherweise verschwinden.
Die Schloßstraße soll neugestaltet und damit attraktiver gemacht werden.
Der Brunnen erinnert an Emilie Schmitz, eine wohltätige und begüterte Bensbergerin.
Bergisch Gladbach – Dort, wo sich die Schloßstraße Richtung Innenstadt und Schloss gabelt, steht seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Brunnen. Mit dem Gebilde aus Naturstein, in dem das Wasser über Kaskaden in ein Becken läuft, hatte der Verschönerungsverein der Bensberger Stifterin Emilie Schmitz noch posthum ein Denkmal setzen wollen.
Bis zu ihrem Tod 1891 hatte sich Emilie Schmitz für soziale Projekte, Ökumene und die Verschönerung ihrer Heimatstadt eingesetzt – und sogar noch über ihren Tod hinaus die Armenfürsorge unterstützt, indem sie ihr Vermögen der Zivilgemeinde Bensberg hinterließ.
Mit dem Emilienbrunnen, so die damalige Absicht, sollte die Erinnerung an die Mäzenin wachgehalten und zugleich die Innenstadt von Bensberg verschönert werden. Nun soll er weg.
Denn im Rahmen des geplanten Umbaus der Schloßstraße, der das Zentrum attraktiver machen soll, ist er der Planung im Weg. Das Konzept, das die Stadt im Gestaltungswettbewerb ausgewählt hat, sieht an seiner Stelle mehr Platz für die Außengastronomie des neben dem Brunnen liegenden Restaurants vor.
Zudem soll auch die Sichtachse zur Kirche St. Nikolaus wiederhergestellt werden. Kurioserweise könnte man das Gotteshaus von hier aus kaum sehen, hätte nicht Emilie Schmitz 1883 mit der damals gewaltigen Summe von 27.000 Mark für den Weiterbau des markanten Kirchturms gesorgt.
Vermögendes Ehepaar
Emilie Schmitz, geborene Raab (1806-1891), stammte aus Heinsberg nahe der niederländischen Grenze. Sie war mit dem Ökonom des Bensberger Kadettenhauses Thomas Johann Carl Schmitz verheiratet. Die Ehe bleib kinderlos.
Das Paar lebte in offensichtlich vermögenden Verhältnissen in der sogenannten Weyerburg, einer noch heute erhaltenen Villa des 19. Jahrhunderts an der Overather Straße. Emilie Schmitz förderte karitative Projekte, die Ökumene und gilt als Gründerin des Verschönerungsvereins Bensberg. Ihr Grabstein findet sich auf dem Campus Memoriae des Bensberger Friedhofs. (spe)
Die Brunnenanlage aus Korallenkalkstein der Region steht nach Angaben der Stadt nicht unter Denkmalschutz. Sie wird von Denkmalpfleger Michael Werling im Denkmalpflegeplan aber trotz späterer Umbauten als „erhaltenswert“ bezeichnet. Die Anlage soll nach ersten Plänen abgebaut und entweder an anderer Stelle wieder errichtet oder eingelagert werden.
Ignorante Planer am Werk?
„Mit dem Emilienbrunnen ginge wieder ein Stück Bensberger Identität verloren“, sorgt sich Lothar Eschbach, angestammter Bensberger und aktiv im Bergischen Geschichtsverein. Er befürchtet zudem einen Kahlschlag der umstehenden alten Kastanienbäume, um die Sichtachse freizulegen. Die Bedeutung des Brunnens für die Ortsgeschichte sei den Planern vermutlich überhaupt nicht klargewesen, vermutet er.
Die jetzige Planung werde „der Bedeutung des Brunnens nicht gerecht“, meint auch Werling. Die Anlage sei an ihrem exponierten Standort von „ortsbildprägender Bedeutung“, spiele für die Stadtgeschichte eine wichtige Rolle und trage in hohem Maße zur Identitätsbildung bei.
Dem Plan, die Anlage abzubauen und zu versetzen, steht der Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg daher kritisch gegenüber: „Der Standort ist vor gut 100 Jahren von den Initiatoren dieser Brunnenanlage ganz bewusst ausgewählt worden.“ Man habe die Bedeutung der Wohltäterin dokumentieren wollen – im Spannungsfeld zwischen der Kirche St. Nikolaus, dem kurfürstlichen Barockschloss und der Innenstadt von Bensberg.
Deshalb sei es auch aus Sicht des Geschichtsvereins undenkbar, den Brunnen an eine andere Stelle zu versetzen. „Eine Einlagerung schließt sich absolut aus, weil es geradezu beschämend wäre, diesen Brunnen, den die Stadt Bensberg ihrer Wohltäterin vor 100 Jahren gestiftet hat, in Einzelteilen auf dem Bauhof der Stadt einzulagern“, meint Werling.
Er appelliert an die Stadt, den Emilienbrunnen stattdessen in das neue städtebauliche Konzept einzubeziehen. Notfalls in „verschlankter Form“, um der geplanten Außengastronomie mehr Raum zu bieten.
Noch keine Entscheidung gefallen
Ob der Emilienbrunnen tatsächlich seinen angestammten Platz räumen muss, darüber sei in dieser frühen Planungsphase noch nicht entschieden, so Stadtsprecher Martin Rölen. Mit dem Beginn der zweiten Umbauphase sei frühestens ab 2021/22 zu rechnen.
Die Anregungen des Geschichtsvereins seien aber bei der Stadt angekommen. „Wir suchen eine kreative Lösung, um den Brunnen in das Stadtbild einzubeziehen“, sagte Rölen. Die Wertschätzung der Stadt für Emilie Schmitz solle in der künftigen Planung berücksichtigt werden.