Rommerscheider Straße97 Balkone an Bergisch Gladbacher Wohnanlage undicht
Bergisch Gladbach – 97 Balkone sind undicht. „Es gibt hier einen großen Sanierungsstau“, sagt Michael Selbach, während er auf die Hausfassade blickt. Entsprechend viel Arbeit hat sein Dachdeckerbetrieb in den nächsten zwei Monaten an der Rommerscheider Straße 41-43 in Bergisch Gladbach. Um die Balkone der Wohnanlage aus den 1970er-Jahren zu erreichen, braucht der Betrieb reichlich Platz für seine Baukräne vor dem Haus. Die Absperrungen für den Verkehr und neue behindertengerechte Überwege mit Ampeln hat die Kürtener Firma Fabema gestern eingerichtet.
Die rot-weißen Absperrbaken und Ampeln sind schon von weitem zu sehen: Ein Nadelöhr für den Autoverkehr, Radfahrer und vor allem Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, ist zurzeit die Rommerscheider Straße an der Einmündung Bergstraße.
Verkehr an Rommerscheider Straße läuft einspurig
Nur eine Fahrspur gibt es noch für Autos und den Linienbus. Da der Gehweg teilweise gesperrt ist, müssen Fußgängerinnen und Fußgänger sicher auf die andere Straßenseite geleitet werden.
„Dabei müssen wir besonders die Menschen mit Behinderungen berücksichtigen. Deshalb können wir erstmals im Rheinisch-Bergischen Kreis die von uns entwickelte Blindentechnik einsetzen“, erläutert Peter Tesch, geschäftsführender Gesellschafter von Fabema. Die mobile Infosäule „Blina“ steht etliche Meter vor der Baustelle auf dem Gehweg – natürlich zu beiden Seiten.
Sprechende Baustelle in Bergisch Gladbach mit Infosäule "Blina"
Als Marketing-Leiterin Lena Kley auf die Anforderungstaste an der Säule drückt, informiert die Computerstimme laut und deutlich: „Achtung! Fußgängerweg gesperrt, akustisch signalisierter Notüberweg in 15 Metern voraus.“ Die neuen Überwege für Fußgänger haben mobile Ampelanlagen, die mit „Auta“, einem Signalton und einer Tastenberührung ausgestattet sind. „Lauter! Viel lauter!“, ruft Tesch beim ersten Probedurchlauf. Prompt reagiert das System auf sein Rufen und verstärkt den Signalton deutlich während der Grünphase für die Fußgänger.
Damit auch wirklich jedes Detail bedacht wird, hat Tesch die Behindertenbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbach, Monika Hiller, zum Ortstermin gebeten. Denn die Strecke entlang der Baustelle müssen Menschen mit Rollstuhl, Rollator, Scooter oder Krücken problemlos bewältigen können. „Die Hinweise von Behinderten sind wichtig. Denn meist werden ihre Belange an Baustellen nicht berücksichtigt“, weiß Monika Hiller aus eigener Erfahrung.
Probelauf mit der Bergisch Gladbacher Behindertenbeauftragten
Nachdem sie in ihrem Scooter bequem den Überweg passiert, bleibt sie am Schaltkasten der Firma Fabema stecken. Auch der Kasten muss auf dem Gehweg außerhalb der Baustelle platziert werden. Zu eng. Die Absperrung muss näher an die Straße und anders montiert werden. Im nächsten Anlauf rollt Monika Hiller glatt dran vorbei. An der Ampel an der Bergstraße ist die Anforderungstaste nur schwer zu erreichen.
Auch dafür findet Tesch später eine Lösung. Er ist dankbar für die Unterstützung der Behindertenbeauftragten und sie lobt das Engagement der Firma Fabema für barrierefreie Baustellen. Jede Menge Details, vom Halteverbotsschild bis zum Wendekreis für Rollis und Scooter, sind an diesem Vormittag an der neuen Baustelle noch zu klären. „Es ist hier im Straßenbereich ziemlich eng. Das ist eine Hausforderung für uns“, erklärt Lena Kley. Meist regle das Unternehmen an großen Kreuzungen den Baustellenverkehr.
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Groß und wuchtig fährt der Kürtener Dachdeckerbetrieb Odenthal und Selbach in den nächsten Tagen auf: „Für einen 120-Tonnen-Kran muss ich drei Tage Platz haben“, erklärt Selbach und schreitet die Ausmaße mehrmals auf der Rommerscheider Straße ab. „Danach bauen wir einen kleineren Kran auf.“ Bis Ende September hat er für die Arbeiten an den Balkonen kalkuliert. Es müssen Gerüste aufgebaut werden und danach alle Sichtschutzzäune zwischen den Balkonen entfernt werden. „Da ist einiges zu tun.“ Dank der gesicherten Absperrungen und mobilen Ampeln können er in Ruhe arbeiten. „Ich hatte mal eine Baustelle nicht gesichert. Es gab nur Probleme. Das mache ich nie wieder“, sagt der Unternehmer.