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Masken-VerstoßKreis verhängt Bußgeld gegen Rhein-Berger Lehrerpaar – Prozess

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Auf das Tragen einer Maske weißt ein Schild vor blühenden Kirschbäumen hin. (Symbolbild)

Bergisch Gladbach – Normalerweise sind es nicht große Dramen, die sich in Saal 151 des Bensberger Amtsgerichts gegeben werden, sondern es geht um Bußgeldbescheide. Dieses Mal dreht es sich um Corona-Protest. Betroffen ist ein Pensionärs-Ehepaar. Beide sind 70 und waren früher Lehrer. Vielleicht sogar Oberlehrer.

Emilie und Klaus Beimer, die in Wirklichkeit anders heißen, sollen je 50 Euro zahlen. Sie hätten am 2. November an einer Kundgebung zur „Verhältnismäßigkeit“ der Corona-Politik auf dem Konrad-Adenauer-Platz in Bergisch Gladbach ohne Maske teilgenommen, obwohl Masken eine polizeiliche Auflage gewesen seien.

Drei Argumente gegen die eigene Verantwortung

Und jetzt? Als sich vor 40 Jahren Gegner der Regierungspolitik noch vor handfesten Dingen wie atomaren Mittelstreckenraketen fürchteten statt vor Atemschutzmasken, griffen sie auf Gandhis Idee des Zivilen Ungehorsams zurück. Bewusst und gewaltfrei übertraten sie Gesetze, stellten sich anschließend Festnahme und Verfahren: „Hier steh’ ich und kann nicht anders.“

Bei Emilie und Klaus Beimer läuft das anders. Sie sagen nicht frei raus, dass sie die Corona-Politik für Teufelswerk halten. Sondern sie argumentieren – beziehungsweise sie lässt ihn reden – dass sie erstens gar nicht an der Versammlung teilgenommen, sondern nur geguckt hätten, dass zweitens die Masken-Auflage ja wohl sowieso rechtswidrig sei und dass sie drittens Atteste hätten.

Für einen Attest 450 Autobahnkilometer weit gefahren

Mehr als einmal redet sich Klaus Beimer in Rage. Es habe in Strömen geregnet. Sie wären ohne Schirm zufällig vorbeigekommen, hätten die zehn Demonstranten gesehen. Und dann habe er mit den beiden Polizisten am Rand diskutieren wollen.

Und die Atteste? Das seiner Frau, die an Asthma leide, wolle er aber auf Bitten ihres Arztes nicht zeigen, weil der Mediziner befürchte, dass dann die Polizei komme und die Praxis lahmlege. Sein eigenes Attest könne er zeigen, denn dieser Arzt habe schon eine Polizeiaktion hinter sich gebracht. Die Richterin lässt sich das Attest geben und wundert sich: Warum denn Klaus Beimer aus Rhein-Berg seinen Arzt in 79219 Staufen habe? Staufen im Breisgau liegt 450 Autobahnkilometer von Bensberg entfernt. Klaus Beimer echauffiert sich: „Ich habe mir gedacht, dass das jetzt kommt!“ Doch dann liefert er doch noch eine Erklärung: Er sei in Kur gewesen.

Mitleid für den Reporter in der Pause

Lehrer Beimer vergreift sich weiter im Ton. Er weist die Richterin darauf hin, sie solle ihm bloß nichts Falsches unterstellen, das sei strafbar. Als die junge Richterin, die gerade erst die Abteilung übernommen hat, sagt, einen von ihm eingereichten Beschluss des Brandenburgischen Verfassungsgerichtes noch nicht im Detail zu kennen, wird er wieder frech: „Früher in der Schule hätte ich gesagt: »Schlecht vorbereitet«.“

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In einer Pause bedauert er den Reporter: „Sie dürfen ja bestimmt auch nicht alles schreiben, was Sie denken.“ Nicht? „Na, dann gehören Sie aber zu einer Minderheit.“ Er selbst habe alle Zeitungen abbestellt, die schrieben ja eh alle dasselbe.

KZ-Vergleich zum Schluss, Verfahren fortgesetzt

Nach der Verhandlungsunterbrechung verkündet die Richterin, das Attest genüge nicht den Anforderungen an ein Attest. Überdies müssten die Polizistin und der Polizist als Zeugen geladen werden. Klaus Beimer erhitzt sich wieder: Sie hätten den Urlaub auf ihrem Boot auf der Ostsee extra unterbrochen für diese Verhandlung. Noch einmal werde er das nicht tun.

Und dann haut der Mann, der angibt, früher Politik unterrichtet zu haben, einen weiteren Satz raus. Einen ziemlich sinnfreien: „Mein Opa war im KZ. Und wenn ich 500 Euro Bußgeld zahle, ist mir das lieber, als ins KZ zu gehen.“

Wer möchte da widersprechen? Das Verfahren wird fortgesetzt.