KalksteinrouteAuf den Spuren der Urzeit durch Bergisch Gladbach

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Das Rathaus Stadtmitte der Stadt Bergisch Gladbach im Mai 2024.

Das 1906 fertiggestellte Rathaus ist zu einem guten Teil aus Kalkstein errichtet worden. Auf der Rückseite des Gebäudes lassen sich die Strukturen der urzeitlichen Riffspuren darin gut sehen.

Spuren im Boden und an Gebäuden: Neue Kalksteinroute gibt Einblicke in die Zeit, als das Bergische Land noch an einem tropischen Meer lag.

Palmen am Rathaus, ein Sandstrand vor dem Bergischen Löwen und Wellen eines tropischen Meeres, die sich neben der Villa Zanders brechen. So ähnlich hätte es aussehen können, wenn Bergisch Gladbach vor rund 375 Millionen Jahren bereits existiert hätte. Damals nämlich, im Erdzeitalter des Devon, lag das Bergische Land in Äquatornähe, befand sich das Gebiet der heutigen rheinisch-bergischen Kreisstadt an einem warmen Flachmeer vor der Küsten eines riesigen Urkontinents.

Die Stein gewordenen Spuren dieser Zeit sind bis heute vielerorts im Stadtgebiet zu entdecken. Und eine neue Kalksteinroute, die der selbstständige Geologe Sven von Loga für die Stadt erstellt und in einem diese Woche präsentierten Faltblatt beschrieben hat (im Gelände nicht markiert!), leitet durch diese faszinierende Urzeit-Spurensuche. Die Redaktion ist den detaillierten geologischen Beschreibungen gefolgt.

Kalksteinroute führt durch die Bergisch Gladbacher Stadmitte.

Die Kalksteinroute in Bergisch Gladbach

1) Nicht vor, sondern auf der Rückseite des Rathauses Stadtmitte geht's los. Hier sind die „gebankten Kalke“ der Paffrather Kalkmulde, die beim Bau 1906 verwendet wurden, laut von Loga besonders gut zu erkennen.

Fossilien sind in einem Mauerstein des Bergisch Gladbacher Rathauses Stadtmitte zu sehen.

Auf der Rückseite des Rathauses Stadtmitte lassen sich die Strukturen der urzeitlichen Riffspuren darin gut sehen.

Dann geht's ein Stück die Paffrather Straße hinauf, links durch die Passage in die Grüne Ladenstraße, dort rechts und auf dem Gehweg hinter dem früheren Marktkauf entlang zu den Kalköfen der Grube Cox.

Wo in Gladbach früher Kalk für die Bauwirtschaft gebrannt wurde

2) In ihnen wurde früher aus Kalkstein Löschkalk zur Herstellung von Putz, Mörtel, Kalksandstein, Kalkfarbe und Zementklinker gewonnen.

Vor den historische Kalköfen der Grube Cox unweit des Bergisch Gladbacher S-Bahnhofs steht eine Infotafel.

Historische Kalköfen der Grube Cox unweit des S-Bahnhofs.

Vor den Kalköfen auf einem Pfad nach rechts hinauf zur Paffrather Straße, diese überqueren und schräg rechts Röntgenstraße hinauf zum Friedhof St. Laurentius. Dem Weg nach rechts folgen, am zweiten Abzweig links zum Rondell.

3) Links davon ist ein versteinerter Ammonit (Urzeittier Kopffüßler) in einen Grabstein eingearbeitet. Zurück zum Querweg, auf diesem links und die nächste links.

In einen Grabstein ist ein Fossil eingearbeitet.

Ein Ammonit (Kopffüßler) auf einem Grabstein (3) auf dem Laurentiusfriedhof.

4) Nach einigen Metern ist linksein Grottensteingrab aus Kalkstein zu sehen.

Ein Grottengrab auf Laurentiusfriedhof.

Ein Grottengrab (4) auf Laurentiusfriedhof.

Den Weg weiter bergauf und an der zweiten Möglichkeit rechts zum Friedhofsausgang, dann links und nächste rechts (Am Reiferbusch) bergab, dann auf Hornstraße rechts bergab zur Laurentiusstraße. Auf dieser rechts, dann links in „Am Broich“, über Odenthaler Straße, bis links der Karl-Schmidt-Weg (Treppe) abzweigt.

Mit Kalkstein wurde gebaut, verziert und Toten die letzte Ehre erwiesen

5) Die Stützmauern sind aus regionalen Kalksteinen erbaut.

Ein Schild weist den Weg zum Aufgang des Karl-Schmidt-Wegs.

Voller Fossilien: Aufgang des Karl-Schmidt-Wegs mit Kalksteinmauern.

6) Ebenso die Gartenmauern an der Straße „Am Mühlenberg“. Nächste Straße (An der Strunde) rechts abbiegen, zur Odenthaler Straße, dort rechts, dann links durch den Rosengarten.

Kalksteinmauern an der Straße „Am Mühlenberg“ in Bergisch Gladbach.

Voller Fossilien: Kalksteinmauern an der Straße „Am Mühlenberg“ in Bergisch Gladbach.

7) Im Sockel des Hauses am Rosengarten 19 sind Fossilien zu sehen.

Fossilien sind im Sockel des Hauses am Rosengarten 19 zu sehen.

Fossilien sind im Sockel des Hauses am Rosengarten 19 zu sehen.

8) Im freigelegten Teil der Strunde im Buchmühlenpark liegen Grauwackeblöcke.

Ein Grauwacke-Stein liegt im freigelegten Teil der Strunde im Bergisch Gladbacher Buchmühlenpark.

Grauwacke im freigelegten Teil der Strunde im Buchmühlenpark.

Wir biegen gleich die erste Möglichkeit links ab, gehen zurück zur Odenthaler Straße, an dieser rechts.

9) An der Rückseite des EVK-Mitarbeitendenparkplatzes gegenüber der Einmündung der Odenthaler auf die Hauptstraße ist eine Kalksteinfelswand zu sehen.

Zwischen Efeu ist eine Felswand am EVK-Mitarbeiterparkplatz (früher: Alte Feuerwache) zu sehen.

Felswand am EVK-Mitarbeiterparkplatz (früher: Alte Feuerwache).

10) Der Hauptstraße nach rechts folgen, dann vor der Evangelischen Kirche links zum historischen Friedhof (hinter dem „Quirl's“). Der ist zwar verschlossen, die Grabsteine lassen sich aber auch vom Tor aus sehen.

Auf dem historischen Friedhof an der Gnadenkirche stehen Grabsteine.

Unter den Grabsteinen auf dem historischen Friedhof an der Gnadenkirche sind auch solche, die nicht aus Sand-, sondern aus Kalkstein erstellt wurden.

Dann auf der anderen Seite der Gnadenkirche den Quirlsberg hinauf. Oben geradeaus auf den Evangelischen Friedhof.

Grabsteine, in denen Fossilien schlummern auf dem Quirlsberg

11) Direkt am Eingang besteht der zweite Grabstein links (Familie Höller) laut Sven von Loga aus Wirbelaukalk.

Grabstein aus Wirbelaukalk auf dem Evangelischen Friedhof auf dem Quirlsberg in Bergisch Gladbach.

Grabstein aus Wirbelaukalk, gut zu sehen auf Rückseite.

Zurück zur Straße, auf diese links, links am Rundbau auf dem Quirlsberg vorbei zum:

12) Alten Wasserturm auf dem Quirlsberg, der aus dichten Kalksteinen erbaut ist – allerdings ohne Fossilien.

Der Wasserturm auf dem Quirlsberg wurd aus massiven Kalksteinen erbaut.

Der Wasserturm auf dem Quirlsberg aus massiven Kalksteinen erbaut.

Hinterm Turm geht's rechts bergab, auf dem Querweg links bis zur Bensberger Straße und an dieser rechts bergab.

13) Am neuen Bürgerwald ist am Hang ein mächtiger Felsen des anstehenden Kalks zu sehen.

Im Vordergrund ist ein Kalkfelsen am Bürgerwald Bergisch Gladbach zu sehen, hinten links das Stadthaus.

Kalkfelsen am Bürgerwald (hinten links: das Stadthaus).

Eine Felswand am Gasthaus und ein durch Gladbach wandernder Brunnen

14) Hinunter zur Straße Schnabelsmühle, diese am Turbokreisel überqueren und auf dem Fußweg zum Gasthaus Paas, hinter dem ein Felssporn zu sehen ist – aus Plattenkalken. Vor Ort informiert auch eine Tafel des Gladbacher Geopfads.

Auf den Felsen hinterm Gasthaus Paas weist auch eine Infotafel hin.

Auf den Felsen hinterm Gasthaus Paas weist auch eine Infotafel hin.

15) Wir drehen uns um 180 Grad und sehen den hellen Hildebrandschen Marktbrunnen, der im Volksmund auch „Wanderbrunnen“ genannt wird, weil er so oft versetzt wurde.

Der Hildebrandsche Marktbrunnen am Park der Villa Zanders.

Der Hildebrandsche Marktbrunnen, auch „Wanderbrunnen“ genannt, am Park der Villa Zanders.

Der von Bildhauer Adolf von Hildebrand im Auftrag des Verschönerungsvereins nach einer Spende von Anna und Richard Zanders geschaffene Brunnen ist aus sehr fossilreichem Kalk erstellt.

16) Wer eine Ahnung vom Fossilienreichtum Bergisch Gladbachs erhalten möchte, kann einige Exemplare der städtischen Sammlung im Obergeschoss des Foyer des Bürgerhauses Bergischer Löwe sehen, allerdings sollte die Ausstellung vor Jahren überarbeitet werden und ist bis heute nur ausschnittsweise zu sehen.

Fossiliensammlung im Foyer des Bürgerhauses Bergischer Löwe.

Fossiliensammlung im Foyer des Bürgerhauses Bergischer Löwe.

17) Zurück auf dem Platz vor dem Bergischen Löwen wenden wir uns nach rechts und gehen zur katholischen Kirche St. Laurentius, die laut Geologe Sven von Loga aus den „typischen Plattenkalken“ Bergisch Gladbachs erbaut wurde. Das von ihm erstellte Faltblatt ist ein wertvoller Begleiter.

Der Turm der katholischen Kirche St. Laurentius ragt in den Himmel über Bergisch Gladbach.

Aus Plattenkalken erbaut: die katholische Kirche St. Laurentius

Eine kostenlose Führung über die Kalksteinroute bietet die Stadt am Donnerstag, 6. Juni, um 17 Uhr an. Treffpunkt: Rathaus Stadtmitte. Dabei werden der Geologe Sven von Loga sowie Gabriele Malek und Anna-Lena Rohde Hintergründe zur Route erklären und den Weg noch erlebbarer machen. Die Plätze sind begrenzt, um Anmeldung wird gebeten an a.rohde@stadt-gl.de.

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