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Gladbacher EdekaLetzter Einkaufsmarkt in Herkenrath schließt – Zum Abschied fließen Tränen

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt die Mitarbeiter des Edeka-Marktes in Herkenrath.

Die Mitarbeitenden des Herkenrather Edeka-Marktes.

Kaufmann Markus Hetzenegger sieht keine andere Möglichkeit mehr, als den Edeka-Markt zu schließen.

Ein kleines Weizenmischbrot, eine Packung Schwarzer Tee Mischung Earl Grey, zwei rotwangige Äpfel. Die ältere Dame hat an diesem Nachmittag ein paar Kleinigkeiten eingekauft im Edeka-Markt von Kaufmann Markus Hetzenegger in Herkenrath.

Jetzt steht sie an der Kasse und legt die Waren aufs Band. „Leider schließt der Markt“, sagt sie beim Bezahlen und blickt traurig. „Was soll ich dazu sagen? Sehr, sehr schade.“ Künftig müsse ihr der Sohn beim Einkauf helfen. Ein junger Mann eilt rasch vorbei und ruft im Vorübergehen „Tschau und Tschö“.

Am Mittwoch, 30. August, macht der kleine Edeka-Markt seine Türen zu. Die Kunden müssen anderenorts einkaufen oder auf das Ersatz-Mini-Lebensmittelsortiment im hiesigen Getränkemarkt zurückgreifen. Nach Jahrzehnten gibt es auf einmal kein Lebensmittelgeschäft mehr im Ort. Früher gab es sogar zwei, erinnern sich Ältere.

Das Foto zeigt leere Regale im Herkenrather Edeka-Markt.

Die Regale im Supermarkt sind fast leer.

Es ist für viele Herkenrather eine liebgewonnene Tradition gewesen. Einkaufen vor der Haustüre, ein Schwätzchen im Supermarkt, der freundliche Gruß an die Mitarbeitenden. „Hier kennt ja noch jeder jeden“, sagt Markus Hetzenegger, der den Markt 2010 übernommen hat. „Eigentlich hätte ich hier schon vor einiger Zeit schließen müssen, aus wirtschaftlichen Gründen.“

630 Quadratmeter Verkaufsfläche gibt es nur, modernen Anforderungen entspricht das von Edeka angemietete Geschäftslokal längst nicht mehr. Unter der doppelten Verkaufsfläche sei heute nichts mehr zu machen, berichtet der Kaufmann. Die Hoffnung auf einen nahtlosen Übergang zum seit Jahren geplanten Edeka-Nachfolger im Ort habe das Aus immer wieder rausgezögert.

Eigentlich hätte ich schon vor einiger Zeit schließen müssen.
Markus Hetzenegger, Kaufmann

Nun gehe es aber nicht mehr anders, er müsse ja auch auf seine beiden Märkte in Sand und Moitzfeld schauen. Jana Eyberg leitet den Markt. „Für mich ist das nicht schwierig, ich komme überall zurecht, ich bin noch jung“, sagte sie. „Aber für die, die seit Jahrzehnten hier arbeiten, ist es bitter.“

Eyberg wechselt zum 1. September in den Dürscheider Edeka-Markt, den Bernhard und Moritz Hetzenegger führen, Bruder und Neffe von Markus. Vermissen werde sie den Service, manchen älteren Kunden beim Einkauf zu begleiten und die Waren persönlich in den Einkaufswagen zu legen. In anderen Märkten sei ja kaum Zeit für so etwas. Alle 16 Mitarbeitenden aus Herkenrath übernimmt Edeka, die meisten gehen nach Dürscheid oder in den Sander Markt von Markus Hetzenegger.

Tränen fließen

„Das ist auch ein sozialer Einschnitt, natürlich“, sagt Mitarbeiterin Beate Kniffler, die Nachrichtenbörse Supermarkt schließe. Und mit dem Bus in den Nachbarort zum Einkauf zu fahren, koste extra. Klaus Panzer, mit 35 Jahren Betriebszugehörigkeit einer der langjährigsten Mitarbeiter, dreht sich traurig zur Seite. Tränen kommen, sagen will er nichts zur Schließung.

Dass Markus Hetzenegger ein kleines Sortiment an Lebensmitteln in seinem Getränkemarkt untergebracht hat, soll für die Herkenrather ein Zeichen sein: „Ja, wir sind noch da“, sagt der Kaufmann. „Und wir wollen in Herkenrath einen neuen Markt bauen.“ Vor 12 Jahren habe er mit seinen Beratern Bernhard Clemens und Josef Hey mit der Planung begonnen.

Schwierige Entwässerung

Die Schließung solle die Dringlichkeit der Situation verdeutlichen. Er glaube, dass dies bei allen Akteuren in der Stadt und beim Kreis angekommen ist. „Ich glaube, die Entwässerung ist aktuell ein Thema“, sagt Hetzenegger. Die Stadt stehe hinter ihm und tue alles, um den Neubau auf dem freien Feld zu ermöglichen. Er könne auch zwei Jahre lang die Lebensmittel im Getränkemarkt anbieten und überbrücken, sagt Hetzenegger.

Dass kürzlich Landrat Stephan Santelmann (CDU) auf Einladung des CDU-Ortsverbands in Sachen Edeka-Markt in Herkenrath war, hat Hetzenegger mitbekommen. Vielleicht gelinge ein Austausch auf höchster Ebene der Verwaltung. „Aber ich bin ja Kaufmann und hab' das Herz auf der Zunge“, sagt er.

Unterstützung vom Bürgermeister

Von den planerischen Dingen, die nun zu klären seien, verstünden andere mehr als er. Seine Berater seien deshalb enorm wichtig für das Projekt. Auch mit Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein (SPD) ist Hetzenegger in engstem Kontakt. Er spüre, dass ihm die Verwaltungen bei dem Projekt helfen wollten. Am Mittwochabend gehen im Markt die Lichter aus. Unwiderruflich. Donnerstag ist Ausräumtag, abends feiern die Mitarbeiter eine interne Abschiedsparty.

Die Bäckerei Kolhagen, die seit vielen Jahren mit im Geschäftshaus ihre Filiale betrieb, hat schon ausgeräumt. Nichts geht mehr für sie, wenn der Edeka raus ist. Die Kundschaft fehlt. Nur die Postfiliale hat noch geöffnet. „Vorübergehend“, sagt eine Mitarbeiterin. Auch hier deuten sich Veränderungen an. Seinen noch kleineren Markt im Stadtteil Moitzfeld, sagt Markus Hetzenegger, werde er wie gewohnt weiterführen.

Die 400 Quadratmeter an Verkaufsfläche seien mit nur drei Mitarbeitern zu stemmen: „Moitzfeld bleibt.“