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Offener BriefEltern protestieren gegen Spardiktat bei Musikschule in Bergisch Gladbach

Lesezeit 3 Minuten
Eine Schülerin und ein Schüler üben in einem Kursraum.

Schüler der städtischen Musikschule, wie hier im Workshop für Holzbläser, dürfen nur noch von fest angestellten Musiklehrern unterrichtet werden.

Der Appell der Eltern der Max-Bruch-Musikschule, die Kürzungen zu überdenken, läuft ins Leere. Die Gebühren werden ab Januar erhöht.

Die Sorge der Elternvertretung ist groß, dass die Einsparungen bei der städtischen Max-Bruch-Musikschule die Chancengleichheit von Kindern gefährden: „Es droht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, in der nur noch privilegierte Familien Zugang zur musikalischen Bildung haben.“ Bewirkt hat ihre Kritik in einem offenen Brief an Bürgermeister und Fraktionen nichts.

Nach einem Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2022 muss die Stadt die Ungerechtigkeiten bei der Bezahlung der Honorarkräfte der städtischen Musikschule beseitigen und sie fest anstellen (siehe Infokasten). Wichtiger Baustein, um die Mehrkosten zu verringern, ist wie berichtet die Erhöhung der Gebühren um 15 Prozent ab 1. Januar 2025, inklusive Erwachsenenzuschlag für Schülerinnen und Schüler ab 25. Dazu kommen weitere Kürzungen im Angebot.

Kulturelle Bildung darf kein Luxus sein
Susanne Dorn, Elternvertreterin

„Alle Kinder müssen teilhaben dürfen“, betont Susanne Dorn, die zusammen mit ihren vier Mitstreitern im Gremium der Elternvertretung den Protestbrief auf den Weg gebracht hat: „Kulturelle Bildung darf kein Luxus sein, den sich nur wenige leisten könnten.“ Die Musikschule als wichtiger Baustein des gesellschaftlichen Miteinanders dürfe nicht geschwächt werden.

Doch der Appell der Elternschaft an die Ratsfraktionen, die Höhe der Gebühren für Familien, die wenig verdienen, herunterzustufen, blieb erfolglos. „Wir sind frustriert und enttäuscht. Von der Politik hätten wir uns mehr Aufmerksamkeit für unsere Vorschläge und Bedenken gewünscht.“ In seinem Beschluss beugte sich der Stadtrat ohne Diskussion und mit großer Mehrheit dem Spardiktat, nur die AfD stimmte dagegen.

Kündigen viele Eltern, geht die Rechnung nicht auf

„Ich fürchte, wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand und können nur abwarten, wie sich die Situation in Zukunft darstellt“, meint Dorn. Machten zum Beispiel viele Eltern jetzt von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch, werde die Rechnung am Ende nicht aufgehen.

Die Leiterin der Musikschule, Agnes Pohl-Gratowski, wünscht sich, dass die Sparmaßnahmen auf Verständnis stoßen: „Wir wissen, dass die Entgelterhöhung viele Familien beziehungsweise Schülerinnen und Schüler hart trifft und verweisen daher auf die möglichen Unterstützungen des Hauses.“

Förderverein der Musikschule soll einspringen

In besonders schwierigen Fällen springe der Förderverein mit einer finanziellen Unterstützung ein, Geschwistern würde eine Ermäßigung gewährt. Es bestehe zudem die Möglichkeit, statt der Gebührenerhöhung einen Wechsel zu verkürzter Unterrichtszeit wahrnehmen zu können. Die Musikschule freue sich, so Pohl-Gratowski, für die Lehrkräfte, dass sie nun sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse erhielten.

Dies begrüßt auch die Elternvertretung der Musikschule ausdrücklich. Kritisiert wird aber, dass die Verwaltung sich ihrer Verantwortung entziehe, indem sie dem Förderverein – ebenfalls getragen von Müttern und Vätern – die Kompensation der höheren Beiträge aufbürde. Bereits heute unterstütze der Förderverein viele Kinder und Schüler, indem ihnen die Teilnahme an Angeboten ermöglicht werde, die in Kindergärten und Schulen stattfänden. Der Hauptfokus des Fördervereins liege jedoch auf der Unterstützung von Orchesterfahrten zu auswärtigen Terminen.

Eine weitere Forderung der Elternvertretung ist, die Musikschule nicht zu verkleinern. Würden künftig frei werdende Stellen nicht besetzt, bedeute dies eine Einschränkung des Angebots. Im schlimmsten Fall, warnen die Eltern, würden talentierte Schüler vor die Tür gesetzt, wenn es nicht genug Musiklehrer in ihrem Unterrichtsfach gibt.