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Abriss oder UmbauFraktionen in Bergisch Gladbach ringen um beste Lösung für Gesamtschule

Lesezeit 3 Minuten
Man sieht den Eingang des Schulgebäudes.

Laut vorliegendem Gutachten sind die Fassaden der Integrierten Gesamtschule Paffrath in Bergisch Gladbach am Ende ihrer Lebensdauer angekommen.

Freie Wählergemeinschaft fordert weitere Kostenberechnung zur Zukunft der Integrierten Gesamtschule Paffrath. In einer Sondersitzung im Mai fällt die Vorentscheidung. 

Die Stadt steht vor einer schwierigen Entscheidung: Sie muss klären, was mit der Integrierten Gesamtschule Paffrath (IGP) geschehen soll. Es gibt zwei Optionen: Abbruch des Gebäudes und Neubau oder Kernsanierung des bestehenden Komplexes plus Errichtung von Anbauten. Eine Studie, die in der Sondersitzung des Schulausschusses am 6. Mai vorgestellt wird, soll Klarheit über die Kosten dieser beiden Szenarien bringen.

Die Freie Wählergemeinschaft fordert nun eine weitere Kostenberechnung als Grundlage für ihre Entscheidung. „Für uns kommt es darauf an, dass die Kosten im finanziellen Rahmen bleiben“, betont Fraktionsvorsitzender Rainer Röhr. Deshalb sollen in einer weiteren Kalkulation „die Höhe der reinen und notwendigen Sanierungskosten des Gebäudes ermittelt werden“, ohne die Wünsche nach perfekten Raumkonzepten zu berücksichtigen. Ein entsprechender Antrag zur Beratung in der Sondersitzung sei eingereicht.

Die FWG sei keineswegs gegen einen Neubau, sagt Röhr, „wir wünschen uns für Schüler, Eltern und Lehrer die bestmögliche Lösung.“ Aber die Sache müsse gut und gründlich überlegt werden: „Dafür brauchen wir seriöse Zahlen und wollen keine Überraschungen erleben während der Bauarbeiten.“

Gutachter halten Sanierung der IGP für nicht sinnvoll

Wie berichtet, hält das von der Stadt beauftragte Gutachterbüro in einer im Februar vorgestellten Machbarkeitsstudie eine Generalsanierung aufgrund der vielen Mängel „für nicht sinnvoll und umsetzbar, ohne massive Kompromisse einzugehen.“ Gemeint ist damit, dass moderne Schulbaustandards und Barrierefreiheit in dem verwinkelten Gebäude nicht vollständig umzusetzen seien. Zudem seien zwei Anbauten erforderlich, um den Raumbedarf von Gladbachs größter Schule mit 1500 Schülern zu erfüllen.

Aber genau dieser Aspekt sei in der bisher vorliegenden Studie nicht vollständig untersucht worden, meint Röhr. Stattdessen habe in dem vorliegenden Gutachten die Frage im Mittelpunkt gestanden, ob die IGP in ihrer bestehenden Struktur ein Raumprogramm nach aktuellen pädagogischen Konzepten erfüllen könne. Was bekanntlich von den Gutachtern verneint wurde.

„Für die FWG greift das zu kurz“, stellt Röhr fest. Er verweist auf die knappe Finanzlage der Stadt und gibt zu bedenken, dass bei einer Vielzahl der Bergisch Gladbacher Schulen ebenfalls ein teils erheblicher Sanierungsbedarf bestehe. Deshalb müsse im Fall der IGP hinterfragt werden, „ob das bestehende Gebäude den Anforderungen an modernen Unterricht trotzdem gerecht werden kann, zwar nicht in idealer Weise, aber doch akzeptabel.“

FWG will erst entscheiden, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen

Die Idee des Teamlernens könne auch in älteren Gebäuden umgesetzt werden. Röhr nennt konkret das Beispiel einer Grundschule in Niedersachsen, der es durch Umbauten in einem veralteten, engen Gebäude gelang, viel Raum für individuelles Lernen und Selbstlernzeiten zu schaffen.

Verwundert zeigt sich die FWG zudem darüber, dass die Erkenntnisse über den aktuellen Gebäudezustand der IGP in der Machbarkeitsstudie nicht berücksichtigt worden seien. Erst wenn auch diese Fakten auf dem Tisch liegen würden, sei eine seriöse Abwägung bei der Frage Sanierung oder Neubau möglich.

Zu diesem Streithema hatte sich kürzlich der Gladbacher Architekt Jürgen Kreft in dieser Zeitung zu Wort gemeldet. Eine Kernsanierung der IGP sei aus seiner Sicht nicht nötig, betonte er, ein Abbruch erst recht nicht.

Denn elementare Anlagen, unter anderem Fassaden, Fenster und Dächer, seien in den Jahren 1996 bis 2016 in zwölf Bauabschnitten von ihm und weiteren Architekten für mindestens 40 Millionen Euro komplett umgeplant und erneuert worden. Zudem hält es Kreft – anders als das Gutachterbüro - für durchaus praktikabel, abschnittsweise bei laufendem Unterricht zu renovieren. Die Errichtung eines teuren Interimsgebäudes könne man sich somit sparen.

Auf die Diskussion in der Sitzung, Dienstag, 6. Mai, 17 Uhr, im Ratssaal in Bensberg darf man also gespannt sein.