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StädtepartnerschaftenFreunde treffen sich im Schatten der Kriege in Bergisch Gladbach

Lesezeit 5 Minuten
Vertreter der Städtepartnerschaftsvereine und Gäste aus den Partnerstädten stehen auf dem Bergisch Gladbacher Stadtfest.

Freundschaften über Grenzen hinweg pflegen die Partnerschaftsinitiativen, hier mit Gästen auf der Städtepartnerschaftsmeile beim Bergisch Gladbacher Stadtfest).

Krieg und Krisen prägen die Begegnung der Bergisch Gladbacher Partnerstädte und führen zu bewegenden Szenen

Vom israelischen Ganey Tikva ins niederländische Velsen und von dort weiter in die ukrainische Stadt Butscha ist es nur ein Katzensprung – zumindest auf dem Stadtfest, zu dem Vertreter von Bergisch Gladbachs Partnerstädten traditionell aus allen Himmelsrichtungen anreisen. In diesem Jahr jedoch war vieles anders.

Lutz Urbach und Stephan Dekker stehen am gemeinsamen Stand der Städtepartnerschaftsvereine mit Ganey Tikva (Israel) und Beit Jala (Palästina) auf dem Stadtfest in Bergisch Gladbach.

Setzten ein Zeichen: Die Vertreter der Städtepartnerschaften mit Ganey Tikva (Israel) und Beit Jala (Palästina) hatten beim Stadtfest in Bergisch Gladbach einen gemeinsamen Stand.

Nicht nur dass einige Delegationen wie berichtet wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen in ihren Ländern nicht hatten kommen können, auch die Reaktionen derer, die in Bergisch Gladbach waren, beeindruckte.

Bewegende Begegnungen und durch die Kriege fehlende Delegationen

So hatten die beiden Bergisch Gladbacher Vereine der Städtepartnerschaften mit der palästinensischen Partnerstadt Beit Jala und der israelischen Stadt Ganey Tikva demonstrativ einen gemeinsamen Pavillon auf der Städtepartnerschaftsmeile des Stadtfestes eingerichtet – allen Auseinandersetzungen im Nahen Osten zum Trotz.

Gäste aus Partnerstädten Runnymede und Butscha stehen zum Gruppenfoto an der Villa 
Zanders.

Gäste aus Partnerstädten Runnymede und Butscha beim Gruppenfoto an der Villa Zanders.

Tanja Rybakova hält ukrainische Plätzen in einer Kiste und bietet sie an.

Die ukrainische Lehrerin Tanja Rybakova (2.v.l., beim Stadtfest) fand beim Empfang der Delegationen aus Bergisch Gladbachs Partnerstädten in der Villa Zanders ergreifende Worte.

Für die ukrainische Partnerstadt Butscha fand beim Empfang der Partnerstädte in der Villa Zanders am Freitag Lehrerin Tanja Rybakova in Vertretung der offiziellen Delegation, die wegen des starken russischen Beschusses keine Ausreiseerlaubnis erhalten hat, bewegende Worte.

Ein alleinstehender Strohhalm ist sehr leicht zu zerbrechen, aber wenn wir mehrere Halme zusammenbinden, dann sind sie kaum zu biegen.
Tanja Rybakova aus der Ukraine zur Bedeutung der Städtepartnerschaft mit Bergisch Gladbach

Im Hinblick auf die Bedeutung, die Städtepartnerschaften gerade in der aktuellen Zeit einnehmen können, sagte sie: „Bei uns gibt es ein Sprichwort: Ein alleinstehender Strohhalm ist sehr leicht zu zerbrechen“, so die Lehrerin, die wie berichtet aktuell eine Schülergruppe aus Butscha zu einem Aufenthalt in Bergisch Gladbach begleitet. „Aber wenn wir mehrere Strohhalme zusammenbinden, dann sind sie kaum mehr zu biegen“, so die Pädagogin mit Blick auf die seit Gründung der Städtepartnerschaft 2022 in zwei Kriegsjahren gewachsenen Freundschaften zwischen Menschen in Bergisch Gladbach und Butscha. „Das heißt, wenn man zusammensteht, ist die Stärke zigmal größer. Danke für diese Stärke.“

Ein Paar tanzt, ein Mann spielt Akkordeon an den Ständen der Partnerschaftsverein auf dem Bergisch Gladbacher Stadtfest.

Auch getanzt wurde an den Ständen der Partnerschaftsverein auf dem Bergisch Gladbacher Stadtfest.

„Gerade in diesen schwierigen Zeiten versichern wir, dass Bergisch Gladbach in seiner Solidarität und Unterstützung nicht nachlassen wird“, sagte Bürgermeister Frank Stein, nahm erfreut die guten Wünsche seines Amtskollegen aus Butscha, Anatolii Fedoruk, entgegen, der sehr gerne selbst gekommen wäre, wie Tanja Rybakova versicherte, die die Schülergruppe aus Butscha derzeit mit ihrer Kollegin Iryna Kukushkina begleitet.

Auch die israelische Bürgermeisterin Lizy Delaricha kam nicht nach Gladbach

Auch Ganey Tikvas Bürgermeisterin Lizy Delaricha hatte diesmal nicht nach Bergisch Gladbach kommen können. Bürgermeister Stein lud daher umso nachdrücklicher zum Besuch der Ausstellung „Ein Spaziergang durch Ganey Tikva“ im Haus der Volkshochschule an der Buchmühle ein.

Bürgermeister Frank Stein steht im Gespräch am Stand des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha, der beim Stadtfest für eine Spendensammelaktion mit der Humanitären Hilfe Bergisch Gladbach und Overath kooperierte.

Bürgermeister Frank Stein (2.v.l.) im Gespräch am Stand des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha, der am Stadtfest für eine Spendensammelaktion mit der Humanitären Hilfe Bergisch Gladbach und Overath kooperierte.

Wie wichtig persönliche Kontakte über Grenzen hinweg auch und gerade im Rahmen von Städtepartnerschaften seien, habe man nach Ende des Zweiten Weltkriegs festgestellt und derartige Partnerschaften gefördert, rief Frank Stein in Erinnerung, um dann jemanden zu ehren, der sich bereits seit Jahrzehnten für die Freundschaft zwischen dem englischen Runnymede und Bergisch Gladbach einsetzt: Dennis Brown (siehe „Dass einzelne Menschen etwas anstoßen und bewirken können“ am Ende dieses Textes).

Musiker Dennis Brown bedankte sich mit der Spende eines Kornetts

Musiker Dennis Brown bedankte sich, in dem er ein Kornett an Agnes Pohl-Gratkowski, die Leiterin der Bergisch Gladbacher Max-Bruch-Musikschule, überreichte. Das Kornett soll als Leihinstrument Kindern und Jugendlichen der Musikschule zur Verfügung stehen.

Runnymedes Bürgermeisterin Elaine Gill überreicht Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein beim Stadtfest ein Kristallservice mit Gravur.

Runnymedes Bürgermeisterin Elaine Gill dankte für die lebendige Städtepartnerschaft mit Bergisch Gladbach und überreicht Bürgermeister Frank Stein beim Stadtfest ein Kristallservice mit Gravur.

Auch Runnymedes Bürgermeisterin Elaine Gill dankte für die lebendige Städtepartnerschaft mit Bergisch Gladbach und überreichte beim Stadtfest ein Kristallservice mit Gravur.

An den Ständen der Partnerschaftsinitiativen und -vereine, in die sich erstmals auch der neu gegründete Arbeitskreis für die Städtepartnerschaft mit dem niederländischen Velsen einreihte, kamen viele Menschen über die Verbindung von Bergisch Gladbach in die Welt ins Gespräch, aber auch über die Nöte der Menschen in den Partnerstädten.

Zwei Menschen stehen vor einem zerschossenen ukrainischen Krankenwagen auf dem Stadtfest in Bergisch Gladbach.

Mit einem beschossenen ukrainischen Krankenwagen machten der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha und die Vereine der Humanitären Hilfe Bergisch Gladbach und Overath auf eine gemeinsame Spendensammelaktion aufmerksam.

Faltblätter des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha stehen neben einem Loch in einer Windschutzscheibe eines ukrainischen Krankenwagens.

Von Kugeln durchsiebt ist der ukrainische Krankenwagen, der bei einer Einsatzfahrt von russischen Truppen beschossen wurde.

Ganz nah waren diese auch an dem beschossenen ukrainischen Krankenwagen, den der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha aufs Stadtfest geholt hatte – um weitere Spenden zu sammeln. Damit sollen die Menschen in der Partnerstadt und insbesondere Kinder in der von Russland angegriffenen Ukraine zu unterstützen.


„Dass einzelne Menschen etwas anstoßen und bewirken können“

Seit Jahrzehnten hat sich der Brite Dennis Brown für die Städtepartnerschaft zwischen Bensberg/Bergisch Gladbach und Egham/Runnymede engagiert. Dafür wurde er am Freitag von Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein die städtische Ehrennadel.

Dennis Brown erhält in der Villa Zanders die städtische Ehrennadel von Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein.

Dennis Brown (r.) wurde von Frank Stein geehrt.      

In den Anfängen der Städtepartnerschaften in den 70er und 80er Jahren sei Dennis Brown ein wichtiger Treiber gewesen: „Ihre The Egham Band pflegte in dieser Zeit besonders viele Kontakte zum Blasorchester Dürscheid – das bis zur Kommunalen Neugliederung zu Bensberg gehörte“, erinnerte Frank Stein. Die Egham Band habe dabei auch Kontakte zu anderen Bergisch Gladbacher Vereinen gehabt wie den „Löstigen Zigeunern“, dem MGV Concordia Nittum, dem Verein für Deutsche Schäferhunde Ortsgruppe Schildgen, der KG Ruude Husare Bensberg und der KG Große Bensberger.

In den folgenden Jahren ruhten die Kontakte laut Stein etwas, doch ab 2018 sei neues Leben in die Städtepartnerschaft gekommen, als die Arbeitsgemeinschaft Runnymede und Luton – jetzt Partnerschaftsverein Luton & Runnymede – Bergisch Gladbach – mit Norbert Brochhagen und Angela Behrend durchstartete. „Auch hier war Dennis Brown wieder extrem engagiert“, würdigte Bürgermeister Stein. „2019 fand das Revival-Konzert der Egham Band mit dem Blasorchester Dürscheid auf der Bühne des Konrad-Adenauer-Platzes statt.

Dennis Brown verkörpert mit seiner freundlichen und engagierten Art die Offenheit der Menschen über Ländergrenzen hinweg.
Frank Stein, Bürgermeister über den mit der städtischen Ehrennadel ausgezeichneten Briten

Seitdem gibt es wieder viele Aktionen, Projekte und Pläne zur Entwicklung der Beziehungen.“ Stein würdigte auch die von Brown betriebene Gründung Runnymede Town Twinning Association (RTTA), mit deren Hilfe der kulturelle Austausch zwischen Runnymede, Bergisch Gladbach und möglichst auch der französischen Partnerstadt Joinville-le-Pont noch lebendiger werden soll.

Dennis Brown verkörpere mit seiner „freundlichen und engagierten Art die Offenheit der Menschen über Ländergrenzen hinweg“, würdigte Stein. „Er ist ein unermüdlicher Organisator der Idee der Völkerverständigung. Er zeigt auch, dass einzelne Menschen etwas anstoßen und bewirken können.“ (wg)