Vor allem für Leute mit Gehstützen sind die holprigen Wege zu den Geschäften in der Schloßstraße in Bensberg nur schwer zu bewältigen.
BaustelleFußgänger kommen auf der Schloßstraße in Bergisch Gladbach kaum durch
Die Riesenbaustelle in der Schloßstraße in Bensberg kommt voran: Die Bagger und Baumaschinen sind jetzt lautstark vor das Einkaufszentrum vorgerückt. Die schmalen, mit rot-weißen Gittern aus Kunststoff abgesperrten Wege zu den Geschäften, sind noch schmaler und holpriger geworden – nur schwer zu bewältigen für Fußgänger, vor allem für Leute mit Gehstützen und Kinderwagen. Mit Rollstühlen ist dort gar kein Durchkommen mehr.
Der Tross der Menschen zwängt sich am Montagmorgen entlang der Hauswände über ein Flickwerk aus Schotter und Gummimatten, die teils verrutscht sind, übereinander liegen und so zu Stolperfallen werden. Das schlimmste Nadelöhr ist vor Kino, Stadtbücherei und Bank.
„Es ist sehr beschwerlich“, sagt Winfried Weber. Mit der einen Hand hält er sich am Geländer der Metallrampe fest, die zum Eingang führt, mit der anderen stützt sich der 90-Jährige auf seinen Stock.
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„Das dauert alles viel lange“, meint der Bensberger und erzählt, er habe selbst früher im Baufach gearbeitet. Seine Frau könne unter diesen Bedingungen leider nicht mehr mit zum Einkaufen kommen. Sie habe zwei künstliche Kniegelenke. „Das wäre viel zu gefährlich“, bedauert er. Trotz aller Risiken komme er selbst aber trotzdem regelmäßig gerne in die Schloßstraße.
Genauso wie Franz Josef Zimmermann, 86 Jahre alt. Jeden Tag unternehme er einen Spaziergang, davon könne ihn die Baustelle nicht abhalten. Obwohl jetzt jeder Schritt für ihn ein echter Kraftakt ist. Denn bei jedem Fußmattenwechsel muss er seinen Rollator ein Stück anheben. „Ich betrachte das als Sport“, macht das Bensberger Urgestein aus der Not eine Tugend, „so trainiere ich meine Oberarme.“
Akustisch ist er kaum zu verstehen. Das schrille Kreischen einer Säge ist eines der ohrenbetäubenden Geräusche, das weithin in der Einkaufsstraße zu hören ist. Ebenso das Hämmern beim Festklopfen der Steinplatten oder das Manövrieren der Bagger auf engstem Raum. Immer wieder steigen Wolken aus gelben Staub auf.
„Das ist eine Katastrophe. Ich weiß nicht, wie viele Geschäfte das überleben werden“, macht sich Claudia Neumann von „Verstrickt und Zugenäht“ Sorgen um den Einkaufsstandort Bensberg: „Existenzen und Träume werden zerstört“, befürchtet sie. Wie berichtet mussten einige Geschäfte wegen der ausbleibenden Kundschaft bereits schließen. Ihr Fachgeschäft für Wolle und Stoffe lebe zum Glück von der Beratung. Die Kundinnen kämen deshalb gezielt hierhin und nähmen die damit verbundene Mühsal in Kauf.
Neben Tiefbauarbeiten und dem Verlegen des Natursteins im Fußgängerbereich und auf der Straße stehen im aktuellen Bauabschnitt vor allem die Vorbereitungen zur Errichtung des Fontänenfelds vor dem Einkaufszentrum „Schloßgalerie“ an, teilt die Stadtverwaltung mit. Für die Springbrunnen müssen Spundwände für die Pumpkammer errichtet werden.
Einen spektakulären Anblick bieten an diesem Montag die Abbrucharbeiten der Treppenanlage, die eine Verbindung zwischen Schloßstraße und Bistro sowie Rathaus-Parkplatz darstellte. Abgetrennt und frei steht sie da. Wie Holger Crump von der Stadtverwaltung berichtet, dienen diese Arbeiten als Vorbereitung für den nächsten Bauabschnitt, der ab Mitte Januar 2025 starten soll.
Bis dahin sollen wie angekündigt die Bauarbeiten ab 9. Dezember ruhen, um das Weihnachtsgeschäft in der Schloßstraße so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Die Regelungen für den Verkehr bleiben bestehen: So bleibt die Zufahrt aus der Straße „Am Stockbrunnen“ weiterhin nur bis zum unteren Wendehammer bestehen.
Geschafft, sollte man denken, hat es Werner Stümper, Clubman-Herrenausstatter, im oberen Teil der Schloßstraße. „Die Baustelle, die wir hier neun Monate lang direkt vor der Haustür hatten, ist zwar weg.“ Aber er vermisse weiterhin, dass die Stadtverwaltung nach Lösungen suche, um die Befahrbarkeit dieses Straßenstücks, so schnell wie möglich wieder herzustellen. Die Erklärung der Verwaltung, die Einrichtung eines provisorischen Wendehammers sei verkehrstechnisch nicht möglich, lässt er nicht gelten.
Auch wenn die Umsätze jetzt zum Glück wieder steigen würden: „Normalität wird hier erst einkehren, wenn die Straße wieder befahren werden kann.“ Wie andere Geschäftsleute auch, wünsche er sich, dass wenigstens an baustellenfreien Samstagen Autos einfahren dürften: „Wenn man einen Karnevalszug durch die ganze Schloßstraße führen kann, kann man auch Autos durchfahren lassen.“
„Wir Geschäftsleute haben, was die Kommunikation mit der Stadtverwaltung anbelangt, in gewisser Weise resigniert“, sagt Arnika Neberich, Inhaberin der Kinder-Boutique „Pläsierchen“. Um die Zukunft ihrer Geschäfte sei es den Inhabern in diesem Bereich der Schloßstraße nicht mehr ganz so bange. „Die bereits modernisierten Straßenstücke werden gut von der Kundschaft angenommen“, berichtet die Geschäftsfrau, „das macht uns Mut, die kommenden anderthalb Jahre durchzustehen.“