Geschichtsverein und StadtGladbacher Heimatforscher wollen Zanders-Akten retten
Bergisch Gladbach – Zanders verschwindet. Die gewaltige Papiermaschine 3 wird in diesen Tagen abgebaut, bis Jahresende wird sie, in ihre Einzelteile zerlegt, die Kreisstadt verlassen haben Richtung Türkei.
Ein Jahr nach Betriebsschließung sind die Erinnerungen an das Werk noch allgegenwärtig. In einigen Jahrzehnten wird es anders sein. Erinnerungen verblassen. Die Umgestaltung des Areals wird die Fläche verändern. Straßen und Wohnhäuser werden das neue Zanders-Viertel prägen. Viele tausend Menschen kommen aufs Gelände, die von Zanders und seiner Vergangenheit nichts wissen. Seit 1829 gehört Zanders zu Gladbach, und Zanders zu Gladbach. Es ist das Ende einer Ära.
Bergisch Gladbach: Geschichtsverein schreitet ein
Hier hakt jetzt der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg ein. Er will die die allerwichtigsten Firmendokumente der Papierfabrik Zanders für die Nachwelt retten, im Blick hat der Geschichtsverein die Bau- und Technikakten. Sie entstanden im innersten Zirkel des Werks und sind Sache der jeweiligen Geschäftsführung gewesen. In den Bau- und Technikakten ist die Geschichte des Werkes nachzulesen, ihre Erfolge und ihr Niedergang.
Die Stadt soll sich bei der Archivierung einbringen, lautet ein Vorschlag, den die Heimathistoriker um den neuen Vorsitzenden Lothar Eschbach ans Rathaus geschickt haben. Die Sache geht in den nächsten Tagen an den Fachausschuss für Anregungen und hat gute Chancen, umgesetzt zu werden. Was sich die Historiker wünschen: Sämtliche Bau- und Technikakten aus städtischem und Firmenbesitz sollen inventarisiert, archivgerecht gelagert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Dem Gladbacher Verein ein „Herzensanliegen“
Dem Verein sei die Bewahrung der Akten ein „Herzensanliegen“, die Rettung der Dokumente für die architektur- und industriegeschichtliche Erforschung der Stadt und die geplante Umnutzung des Geländes „von großer Bedeutung“. Eschbach: „Die Familie Zanders hat über mehrere Generationen nicht nur die Stadtwerdung und städtebauliche Entwicklung nachhaltig geprägt, sondern auch tiefgreifend die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt gefördert. Die Namen Zanders und Gohrsmühle stünden „weltweit für höchste Papierqualität“.
Die Stadt spielt beim Aktenprojekt bereits mit, das wird aus den Aussagen der Verwaltung deutlich. Unmittelbar nach der Stilllegung sei dem Insolvenzverwalter von der Zanders-Projektgruppe erklärt worden, dass die Stadt an allen Akten zu Gebäuden und Grundstücken Interesse habe. Diese Akten, die nicht die frühere Geschäftstätigkeit betreffend, würden daher nach und nach vom Insolvenzverwalter übernommen.
Zanders-Stiftung bewahrt Akten auf
Zu gegebener Zeit würden sie aufgearbeitet und zugänglich gemacht. Unterlagen des Firmenarchivs bis 2015 würden auch von der 1977 gegründeten Stiftung Zanders aufbewahrt.
Der Anregung des Bergischen Geschichtsvereins werde also bereits entsprochen. Außerdem hält auch das Stadtarchiv ein Auge auf die Papiere. Für die noch vorhandenen Dokumente bemühten sich die Stadtarchive um eine Sichtung.
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Was unterdessen nicht für die Nachwelt aufbewahrt bleibt, sind die Akten aus dem jetzt ehemaligen Geschäftsbetrieb von Zanders, zuletzt also die der skandinavischen Eigentümer Tom Olander/Jool Invest und Terje Haglund. Diese Akten, auch mit Interna zu den Beschäftigten, werden nach Aussage der Verwaltung grundlegend entsorgt und vernichtet. Der Insolvenzverwalter habe diese Arbeit „nahezu abgeschlossen“.