Peter Orloff und die Schwarzmeerkosaken sangen in Bergisch Gladbach. Zuvor war es bei einigen Menschen zu Irritationen gekommen.
WolgaliedIrritationen vor Konzert von Peter Orloff und den Schwarzmeerkosaken in Bergisch Gladbach
Seit vielen Jahren singt der Chor der Schwarzmeerkosaken unter der Leitung des Overathers Peter Orloff in der Bergisch Gladbacher Gnadenkirche ein Weihnachtskonzert. In diesem Jahr gab es in Folge des russischen Einmarschs in die Ukraine zumindest im Vorfeld Irritationen.
Es sollen Plakate abgerissen worden sein und Kalla Piel, der die Konzerte im Quirl organisiert, berichtete: „Es gab eine Email, in welcher der Absender anregte, den Erlös des Konzertes für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen.“
Seine Argumentation: Das angekündigte Wolgalied sei pathetisch und spiegele die russische Seele. Nun sei der Quirl jedoch nicht der Veranstalter, daher habe man das Ganze nicht weiter verfolgen können, meinte Piel weiter.
Franz Léhar komponierte das Wolgalied
Das Wolgalied wurde vom Österreicher Franz Léhar für eine seiner Operetten komponiert und ist wie vieles, was die Schwarzmeerkosaken in ihrem Programm haben, zur Volksmusik geworden. Auch in Deutschland. „Wir erleben in unseren Konzerten bis auf vereinzelte E-Mails keine Ablehnung“ bestätigte Linda Orloff, die Frau des Chorleiters.
Auch die Zuschauer schienen zwischen dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und den seit vielen Jahrzehnten in der Volksmusik Europas und der USA etablierten Kosakenchören keinen Zusammenhang herzustellen: Die Gnadenkirche war, wie in den vergangenen Jahren, sehr gut besucht.
Peter Orloff freute sich: „Hier scheint der Prophet im eigenen Land doch zu gelten“. Er kündigte ein internationales Programm an. Neben Gesängen aus der russische Orthodoxen Kirche, hörte man Schuberts „Ständchen“ und „O Sole Mio“. Musik aus Tschaikowskis Nussknacker, den „Gefangenenchor“ aus Verdis Nabucco und das wirkungsvolle „Nessun Dorma“ aus Puccinis Turandot. Sie standen neben den „Abendglocken“, „Kalinka“ und dem Abschluss der Orthodoxen Osterliturgie in dem „Viele Jahre Glück“ gewünscht wird, Musik aus dem russischen Kulturkreis.
Die „Schwarzmeerkosaken“ sind zu sechst, allesamt sind sie als Sänger ausgebildet. Jeder einzelne glänzt als Solist und arbeitet dennoch im Chor am gemeinsamen Klang. Die ausgesetzte Höhe in „Nessun Dorma“ bewältigen sie ebenso souverän, wie die profunde Tiefe im 1. Psalm Davids. Sie verstehen es ihre Zuhörer zu erreichen. So mancher singt bei den bekannten Titeln leise mit, man sieht es an den Mundbewegungen.
Begleitet werden die Sänger von extrem virtuosen Instrumentalisten: Auf einer Mandoline, einer Bass-Balalaika und einem Knopfakkordeon. Sie zaubern nicht nur bei so mancher Begleitung, sondern bieten auch mit ihrer Polka das Gefühl beim Wiener Neujahrskonzert dabei zu sein.
Umgang mit russischer Musik umstritten
Im vergangenen Mai hatte es in der Gemeinde Lindlar eine Kontroverse zum Umgang mit russischer Musik gegeben. Dort sollte das Junge Orchester NRW (djo) unter Leitung von Ingo Ernst Reihl im Kulturzentrum auftreten. Auf dem Programm des Orchesters stand Tschaikowskis 2. Sinfonie.
Im Kulturbeirat hatte es Kritik gegeben, weil das Stück mit „Die Kleinrussische“ untertitelt war. Der Begriff Kleinrussland bezieht sich auf ein Gebiet, dass im wesentlichen Teil in der heutigen Ukraine liegt. Bürgermeister Dr. Georg Ludwig hatte daraufhin die geplante öffentliche Generalprobe abgesagt. Ein solches Konzert verstehe man als falschen Zeichen. Daraufhin wurden in der Gemeinde viele Proteste laut.
Nach einem Gespräch zwischen Bürgermeister, Dirigent und Ludger Hanisch, dem Leiter der Jugendherberge, wo das djo seit Jahren einkehrt, machte die Gemeinde eine Kehrtwende: Das djo spielte die ukrainische Nationalhymne. Spenden sollten Musikern aus der Ukraine zugutekommen. Am kommenden Samstag, 18 Uhr, spielt das djo wieder im PZ in Lindlar. Auf dem Programm stehen die 7. Sinfonie von Mahler sowie das Vorspiel zur Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner. (nip)