Machbarkeitsstudie für die Kirche St. Maria Königin fällt positiv aus: Das Gotteshaus eignet sich als Depot für das Kunstmuseum Kolumba in Köln.
ProfanierungKirche in Bergisch Gladbach soll Museumsdepot werden

Die Kirche St. Maria Königin in Bergisch Gladbach soll bald kein Gotteshaus mehr sein.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Sie wird nicht abgerissen. Dafür wird die Idee, die Kirche St. Maria Königin in Bergisch Gladbach als Depot des Kunstmuseums Kolumba des Erzbistums Köln zu nutzen, konkret weiterverfolgt. „Die Machbarkeitsstudie ist positiv ausgefallen“, berichtet Stephan Schmickler vom Kirchenvorstand der katholisch Kirchengemeinde St. Johann Baptist. Zudem gibt es ein erstes Konzept für eine Wohnbebauung auf dem Areal rund um das Gotteshaus an der Frankenforster Straße.
„Wenn die Nutzung durch Kolumba klappt, wäre das für alle Beteiligten eine gute Sache“, betont Schmickler. Die Machbarkeitsstudie, die die Kirchengemeinde St. Johann Baptist bei einem Architekturbüro in Auftrag gegeben hat, sei zu dem Ergebnis gekommen, dass sich das Gebäude baulich als Lager für Ausstellungsstücke des Museums eignen und dabei nicht in Konflikt mit dem Denkmalschutz geraten würde.

Die ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Nebengebäude blockieren aus Sicht der Kirchengemeinde St. Johann Baptist die Entwicklung des Areals.
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Seit 2014 ist die Kirche St. Maria Königin wegen Schimmelbefalls geschlossen. Bereits 2016 hat der Priesterrat des Erzbistums die Profanierung des Gotteshauses befürwortet. Die Kirchengemeinde St. Johann Baptist begründete das Kirchen-Aus am Standort in Frankenforst damit, dass im Gemeindezentrum in Refrath alle pastoralen Aufgaben zentriert seien. Das Dekret für eine Profanierung wird in der Regel erst dann ausgestellt, wenn die Nachnutzung eines Kirchengebäudes endgültig feststeht.
Es folgt nun eine Grunduntersuchung zum Sanierungsaufwand des Gotteshauses. „Erst wenn wir diesen Planungsschritt hinter uns gebracht haben, der auch Auskunft über die Kosten geben wird, können wir mit dem Generalvikariat in konkrete Gespräche eintreten“, berichtet Schmickler von der Strategie des eigens gegründeten Kirchenausschusses „Standort St. Maria Königin“. Dem Gremium gehören außer Vertretern des Kirchenvorstands, Architekten, Stadtplaner, Finanzexperten sowie Gemeindemitglieder an. Dass das Generalvikariat die Vorplanung bewilligt habe, so Schmickler, deute aber auf ein ernstes Interesse des Erzbistums an dem Gebäude hin.

Das Kirchengebäude von St. Maria Königin, hier die Eingangstür, steht unter Denkmalschutz.
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Aus Sicht von St. Johann Baptist würde eine kulturelle Nutzung als Depot gut mit dem Charakter einer ehemaligen Kirche in Einklang stehen. „Aber wir wissen heute noch nicht, wenn es zu einer Zusammenarbeit mit Kolumba kommt, ob die Kirchengemeinde dann Vermieter oder das Erzbistum Eigentümer wird und die Sanierung selbst übernimmt.“ Dies sei alles offen: „Aber wenn es zu einer gemeinsamen Lösung kommen sollte, werden wir uns mit den Fachdienststellen in Köln schon einigen“, zeigt sich Schmickler optimistisch. Unabhängig davon sei die Grunduntersuchung der Substanz ja auch aussagekräftig für mögliche alternative Nutzungen.
Zweiter Baustein ist die Realisierung eines Wohnprojektes mit einem Anteil von Sozialwohnungen in Zusammenarbeit mit der Rheinisch-Bergischen Siedlungsgesellschaft. Zur Verfügung stehen 6000 Quadratmeter Fläche zwischen Frankenforster Straße und Kiebitzstraße. „Unser Konzept haben wir der Stadtverwaltung bei mehreren Terminen vorgestellt“, erläutert Schmickler. Gebaut werden soll nach Paragraf 34 Baugesetzbuch: „Vom Maßstab her, würden wir uns auf jeden Fall an den Rahmen der Umgebungsbebauung halten.“
Denkmalschutz blockiert die Entwicklung des Areals
Unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit mache allerdings der Denkmalschutz für die Nebengebäude der Kirche Probleme: ehemaliges Küsterhaus, Pfarrhaus sowie Seitentrakt mit früherer Bücherei. „Diese Gebäude sind sowohl von der Substanz als auch von der Konzeption her nicht ansatzweise mit vernünftigem Aufwand in einen Zustand zu bringen, mit dem man etwas anfangen kann“, meint Schmickler. Ziel sei es stattdessen, sich mit Neubauten an diesen Konturen zu orientieren: „Aber das sind alles Dinge, die müssen erst noch mit der Verwaltung geklärt werden.“
Zum jetzigen Zeitpunkt sagt der frühere Gladbacher technische Beigeordnete Schmickler nur so viel: „Die Wohngebäude sollen entlang der drei Straßen Frankenforster Straße, Im Hain und Kiebitzstraße so angeordnet werden, dass der Vorplatz der Kirche frei bleibt.“
Die Stadtverwaltung wolle die Kirchengemeinde bei der Umsetzung ihres Gesamtkonzeptes unterstützen, versichert Dezernt Ragnar Migenda. Sozialer Wohnungsbau sei zudem ein wichtiges Anliegen der Stadt. Ein ebenso hohes Gut sei es jedoch, das Kirchengebäude inklusive des dazugehörigen Ensembles zu schützen: „Es handelt sich hier um einen wichtigen Identifikationspunkt, eine Landmarke im Ort.“
Dazu gehörten auch die alten Laubbäume, die das Grundstück waldähnlich umgeben. Deshalb habe die Verwaltung die Verlängerung der Bauvoranfrage an die Bedingung geknüpft, dass möglichst viele der Bäume stehen bleiben und nicht abgeholzt werden.
Schmickler bestätigt, einen entsprechenden „Prüfauftrag“ für die Bäume bekommen zu haben. „Wir klären das gerade und setzen uns dann wieder mit der Stadt zusammen.“ Das Ganze werde wohl noch eine ganze Zeit dauern. „Das ist ein hochgradig anspruchsvolles Projekt mit allen planerischen Herausforderungen, inklusive Denkmalschutz.“
Die Vorgeschichte
Entworfen hat die Kirche St. Maria Königin und das dazugehörige Ensemble der renommierte Bensberger Architekt Bernhard Rotterdam. Die Gebäude wurden in den Jahren 1954 und 1955 errichtet.
Gegen den Abbruch der Kirche kämpfte 2016 die Bürgerinitiative „Rettet Maria Königin“. Dazu sammelte die Initiative Unterschriften von mehr als 600 Anwohnern. (ub)