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KinderbetreuungKita-Projekt auf der Lena-Wiese in Bergisch Gladbach droht zu kippen

Lesezeit 3 Minuten
Sieben Mitarbeiter stehen auf der Wiese, halten Eimer mit Unkraut in der Hand.

Die städtische Abteilung Stadt-Grün pflegt die Lena-Wiese in Lückerath.

Beschwerden von Lückerathern blockieren den Bau der umstrittenen Sofort-Kita auf der Lena-Wiese. Anwohner fühlen sich nicht ernst genommen.

Als schnelle Lösung gegen den Kita-Notstand hat die Stadt Bergisch Gladbach bereits 2023 den Bau von vier „Sofort-Kitas“ beschlossen. Aber an einer Stelle stockt das Ausbauprogramm: Das Projekt auf der Lena-Wiese in Lückerath, eine Kita in Modulbauweise zu errichten, verschiebt sich auf unbestimmte Zeit. Aufgrund erfolgreicher Beschwerden von Anwohnern könnte es sogar komplett kippen.

Von Anfang an stand das Bauvorhaben, auf der idyllisch gelegenen Wildblumenwiese an der Ecke Am Fürstenbrünnchen/Am Pützchen eine Kita zu errichten, unter keinem guten Stern. Es gibt zu viele Interessenskollisionen. Jetzt ist unklar, ob daraus überhaupt etwas wird. „Die Zukunft dieses Neubauprojekts ist sehr ungewiss“, stellt die Stadtverwaltung in ihrem Sachstandsbericht für den nächsten Jugendhilfeausschuss fest.

Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung legt Planungen vorerst auf Eis

Eigentlich sollte die Einrichtung für 4,6 Millionen Euro – gedacht als ein Baustein in der Betreuungskrise mit aktuell rund 400 fehlenden Kita-Plätzen – im ersten Quartal 2026 in den Betrieb gehen: drei Gruppen für 50 Kinder in einem 2,5-geschossigen Gebäude in modularer Holzbauweise.

Nun legt die Verwaltung die weitergehenden Planungen vorerst auf Eis. Stattdessen müssten intern Abstimmungen und Abwägungen für das weitere Vorgehen getroffen werden. Zweifelsfrei steht für die Verwaltung fest: „Mit Klagen aus den Reihen der Anwohner ist zu rechnen.“

Obere Bauaufsichtsbehörde schaltet sich ein

Denn bereits jetzt sind für dieses Projekt vier Anfragen über das Informationsfreiheitsgesetz bei der Stadt eingegangen – „äußerst zeit- und ressourcenintensiv“, berichtet die Verwaltung. Zudem hat eine Fachaufsichtsbeschwerde die Obere Bauaufsichtsbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises auf den Plan gerufen.

Eine Anwohnerin beanstandet, dass die Stadt dort nach Paragraf 34 Baugesetzbuch bauen will. Der besagt, vereinfacht ausgedrückt, dass alles genehmigt werden muss, was sich von Größe und Lage her in die Bebauung der Umgebung einfügt. Außerdem wird in der Beschwerde auf die Verkehrsprobleme in den engen Straßen hingewiesen.

Unsere Bedenken werden nicht ernst genommen
Friedrich Siekmeier, Bürgergemeinschaft Lückerath

Das Bauaufsichtsamt des Kreises kommt zu dem Ergebnis, bei der Einordnung der Fläche durch die Stadt Bergisch Gladbach im „Innenbereich“ handele es sich um einen „Grenzfall“, der auch zwischen Behörden unterschiedlich gewertet werden könne. Daher rät der Kreis, zur Rechtssicherheit einen Bebauungsplan aufzustellen. Alternativ käme ein sogenanntes Satzungsverfahren im Rahmen von Paragraf 34 infrage. Die endgültige Entscheidung liegt bei der Stadt. Ausgang offen.

„Zumindest eine Verzögerung haben wir erreicht“, sagt Friedrich Siekmeier vom Vorstand der Bürgergemeinschaft in Lückerath. Die Unruhe im Ort sei sehr groß: „Wir wissen nicht, was auf uns zukommen wird.“ Er berichtet, dass die Einladungen der Stadtplaner zur Infoveranstaltung kurzfristig gekommen und gar nicht alle Anwohner erreicht hätten.

Naturschutzverein meldet ökologische Bedenken an

Er selbst hätte auch keinen Flyer im Briefkasten gehabt: „Wir haben uns wieder mal überrumpelt gefühlt.“ Von denjenigen, etwa 30 Leute, die doch noch hingegangen seien, hätte die Hälfte den Saal in Bensberg vorzeitig verlassen. Darunter auch Siekmeier: „Unsere Bedenken werden nicht ernst genommen“, sagt er.

Umstritten ist die Bebauung der Grünfläche, obwohl ein Teil bestehen bleiben soll, aus ökologischen Gründen. Sie dient als Kaltluftschneise. Deshalb setzt sich auch der Bergische Naturschutzverein für den vollständigen Erhalt ein.

Zu sehen ist ein Teil der Grünfläche und eine Straßenkreuzung.

Die Straßen rund um die Lena-Wiese verkraften keinen zusätzlichen Verkehr, lauten die Bedenken der Anwohner in Lückerath.

Hauptkritikpunkt der Anwohner ist, dass es kein Verkehrsgutachten gibt. Aus Sicht der Lückerather könnten die schmalen Sträßchen Am Fürstenbrünnchen und Am Pützchen den zusätzlichen Hol- und Bringverkehr der Eltern von 50 Kinder keinesfalls verkraften. Schüler von vier Schulen nutzen die Verbindungsstraßen. Betroffene Jugendliche berichteten, wie gefährlich der Schulweg mit dem Fahrrad jetzt schon sei.

Zur Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 28. Januar wird sich wieder eine Abordnung der Lückerather auf den Weg nach Bensberg machen, um mitzubekommen, ob es etwas Neues gibt. Der Beschluss, auf der Lena-Wiese eine Kita zu bauen, fiel im Juni 2024 mit einer deutlichen Mehrheit. Nur die Grünen stimmten dagegen.