Kein Umdenken der Politik bei der Lena-Wiese. Bürger erwägen eine Klage gegen das 4,6-Millionen-Projekt.
Bürger sind sauerFür neue Kita auf einer Wiese in Bergisch Gladbach findet sich Mehrheit
Die Anwohner im Stadtteil Lückerath fühlen sich übergangen. Frustriert verlassen die rund 30 Mitglieder der Bürgergemeinschaft Lückerath am Donnerstagabend den Ratssaal. Für den Beschluss, auf der Lena-Wiese eine Kita zu bauen, gibt es im Jugendhilfeausschuss eine deutliche Mehrheit. Nur die Grünen stimmen dagegen.
Anwohner erwägen nun, vor dem Verwaltungsgericht zu klagen. „Wir hätten uns wenigstens einen Aufschub erhofft“, sagt Friedrich Siekmeyer vom Vorstand der Bürgergemeinschaft im Herausgehen. In der Ausschusssitzung sind die Anlieger nicht zu Wort gekommen, auch das eine Enttäuschung, vor allem für die Jugendlichen, die mitgekommen sind. Um wenigstens alles akustisch verstehen zu können, was gesagt wird, sendet Siekmeyer vom Besucherrang einen stummen Hilferuf auf einem Blatt Papier nach unten in den Saal: „Lauter“.
Für 4,6 Millionen Euro soll eine Kita auf der Wiese gebaut werden
Tino Symanzik von den Grünen betont erneut, dass die Wiese aus ökologischen und Umweltgründen unbebaut bleiben soll. Er kritisiert, dass die Stadt kein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben habe: Jetzt stecke die Stadt geradewegs in einer Sackgasse fest. Ein Hinweis auf die Langwierigkeit von gerichtlichen Verfahren.
Dabei soll die Sofort-Kita für 4,6 Millionen Euro auf der Wiese an der Einmündung der Straßen Am Pützchen und Fürstenbrünnchen bereits im ersten Quartal 2026 in Betrieb gehen: drei Gruppen für 50 Kinder in einem 2,5 geschossigen Gebäude in modularer Holzbauweise. Für das Außengelände stehen großzügige 3.000 Quadratmeter zur Verfügung. Liegt der Ratsbeschluss vor, kann sofort der Bauantrag eingereicht werden.
Politische Zustimmung wird mit dem Mangel an Kita-Plätzen begründet
Für die SPD, die im September 2023 wie die Grünen gegen den Grundsatzbeschluss gestimmt hatte, argumentierte Dominik Klaas nun, dass damals eine politische Mehrheit einen Beschluss gefasst habe, den, wenn überhaupt, nur der Stadtrat widerrufen könne. Für die SPD habe der Beschluss Bestand, trotz Bedenken wegen der Verkehrssituation.
Elke Lehnert bekräftigt für die CDU die Zustimmung für das Bauprojekt aufgrund des großen Mangels an Kita-Plätzen. Die zweite geplante Einrichtung in Lückerath, auf dem Gelände, auf dem die Flüchtlingsunterkunft steht, sei aus baurechtlichen Gründen erst in einigen Jahren realisierbar. Lehnert zeigt sich überrascht über den plötzlichen Protest der Anwohner: „Wir diskutieren doch schon so lange über das Thema.“
Vor dem Rathaus kocht die Wut von Bürgern hoch
Vor dem Rathaus kocht jetzt die ganze Wut hoch. „Wir sind fest davon ausgegangen, dass es wie bei anderen Bauvorhaben eine Bürgerbeteiligung gibt“, betont Marc Hoffmann vom Vorstand der Bürgergemeinschaft. „Die Stadt redet von Partizipation. Das ist ein Witz“, ärgert sich eine Anwohnerin.
„Wir werden einfach abgebügelt“, meint Carola Foitzik von der Siedlergemeinschaft Am Pützchen. Die Stadt habe die Anwohner bei einer kurzfristig einberufenen Infoveranstaltung vor vollendete Tatsachen gestellt: „Mit uns redet keiner“, kritisiert eine Frau. Hauptkritikpunkt ist, dass es kein Verkehrsgutachten gibt.
Straßen könnten zusätzlichen Anliegerverkehr nicht verkraften
Aus Sicht der Lückerather könnten die schmalen Sträßchen Am Fürstenbrünnchen und Am Pützchen den zusätzlichen Hol- und Bringverkehr der Eltern von 50 Kinder keinesfalls verkraften: Vier Schüler, 16 und 17 Jahre alt, berichten wie gefährlich der Schulweg mit dem Fahrrad jetzt schon sei. „Jeden Tag muss man aufpassen, dass man an der Kurve Am Pützchen nicht überfahren wird“, sagt Anna.
Schüler von vier Schulen nutzten die Verbindungsstraßen. Anwohner Ralf Körenberg erzählt, dass er mit dem Auto von seinem Grundstück morgens kaum herunterkommt. Unerwartete Rückendeckung bekommen die Anwohner vom Bergischen Naturschutzverein. In einer Pressemitteilung fordern die Naturschützer, dass der „regionale Grünzug in Lückerath uneingeschränkt beibehalten werden muss.“