In Bergisch Gladbach wird die Solarenergie sehr rasch ausgebaut. Das hat der Stadt jetzt einen Preis eingebracht.
Lob für Bürgerinnen und BürgerSolarstrom – Bergisch Gladbach baut Photovoltaik sehr schnell aus
Wattbewerb? Wirklich nie gehört? Und nein, das hat nichts mit einem Abenteuerurlaub auf der Nordseeinsel Wangerooge im ostfriesischen Wattenmeer zu tun. Es geht um Watt. Also um elektrische Leistung. Um Energieumsatz pro Zeit. James Watt, kluger Kopf des späten 19. Jahrhunderts aus Schottland, hat dazu eine Gleichung aus den Basiseinheiten Kilogramm, Meter und Sekunden aufgestellt.
Ob Bürgermeister Frank Stein (SPD) bei der Preisverleihung auf Schloss Bellevue in Berlin diese Historie im Kopf hatte, wissen wir nicht. Was aber fest steht: Die Bergisch Gladbacher sind die Besten in Deutschland in einer Spezialkategorie des „Wattbewerbs“ gewesen.
Urkunde erhalten
Und dafür nahm der vor Freude strahlende Bürgermeister in Berlin die Siegerurkunde vom Präsidenten des Deutschen Städtetages entgegen. Das Ambiente mit dem Park des Bundespräsidenten stimmte jedenfalls. Was die Gladbacher bei dem unter Fachleuten sehr namhaften Wettbewerb auf Platz eins und zu Gold gebracht hat, ist der Ausbau der Photovoltaik. Früher war das eher kompliziert, mit Anträgen für Solaranlagen kleiner und großer Art. Heute geht es sehr viel einfacher. Am Balkon, im Garten oder sonstwo auf Privatgelände laufen schon Hunderttausende von kleinen Balkonkraftwerken.
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Das sind meist zwei aneinandergekoppelte Solarmodule, die bis zu 800 Watt erbringen dürfen. Hauseigentümer können solche Anlagen einfach bei sich zuhause montieren, einen geeigneten Stecker in die Steckdose und schon ist man zum Stromerzeuger für daheim geworden. Der Kaufpreis solcher Anlagen ist halbwegs erschwinglich, der Zusammenbau kinderleicht. Der eigene Strom mindert den Kilowattverbrauch und in etwa fünf Jaren könnten die Anschaffungskosten rausgeholt sein.
An Formalien reicht das Ausfüllen eines überschaubar schwierigen Blattes im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur; hier ist der Name komplizierter als die dahinterstehende Bürokratie. Auch eine Solar-Bürgergenossenschaft gibt es seit einiger Zeit in Bergisch Gladbach, die ersten beiden Anlagen sind schon am Start, weitere sollen folgen. Photovoltaik ist in Bergisch Gladbach auf der Erfolgsspur.
Gladbacher Zahlen
Nun mal zu den Bergisch Gladbacher Zahlen. Zum Wettbewerbsstart im Februar 2021 ermittelte die Bundesnetzagentur einen Ausgangswert von 111 Watt Peak pro Einwohner. Im September 2023 schauten die Juroren nochmal auf auf die Daten. Und siehe da, die Einwohner von Bergisch Gladbach erzeugten auf einmal 226 Watt Peak pro Kopf, mehr als doppelt so viel. Im illusteren Kreis der deutschen Städte mit über 100 000 Einwohnern konnte keiner mit den Gladbachern in der Kategorie „öffentliche Photovoltaik-Verdoppler“ mithalten.
Für den „Wattbewerb“ kam die Leistungssteigerung genau richtig: Es geht ja darum, den Ausbau von Photovoltaik deutlich zu beschleunigen. Das Ziel ist eine exponentielle Steigerung der Zahlen. Exponentiell: Dass kannte man zuvor nur von der Corona-Pandemie und den Infiziertenzahlen. Im Wattbewerb soll damit Gutes für die Umwelt getan werden.
Strahlender Bürgermeister
Nach der Preisüberreichung strahlte Frank Stein. „Unsere städtischen Ziele zur nachhaltigen Entwicklung und zum Klimaschutz stimmen zu 100 Prozent mit dem Ziel des Wettbewerbs, die Energiewende aktiv zu fördern, überein!“ Die Bevölkerung sei engagiert dabei, die Photovoltaikanlagen eigenständig auszubauen. Der Preis müsse nicht an die Stadtverwaltung, sondern an alle Bürgerinnen und Bürger der Kreisstadt gehen.
Ein Kompliment schickt die Stadtverwaltung auch an den Rheinisch-Bergischen Kreis. Dessen Förderprogramme hätten ihre Teil dazu beigetragen, dass sich die Solar-Zahlen im Jahr 2022 mehr als verdoppelten.