Das „Modellprojekt“ Bergisch Gladbach zurückzudrehen, war die einzig richtige Entscheidung, meint unser Autor. Trotzdem bleibe ein großer Scherbenhaufen.
Kommentar zum „Modellprojekt“Trotz Rolle rückwärts gibt es einen großen Scherbenhaufen
Das letzte Vor-Ort-Gespräch von Weihbischof Ansgar Puff mit den aufgebrachten Katholiken von Bergisch Gladbach lag keine 24 Stunden zurück, da hat das Erzbistum die Reißleine gezogen und das für 1. März geplante „Modellprojekt“ gekippt. Wenn Vernunft die einzige Notwendigkeit war, dann war das die richtige Entscheidung.
Einfach zurückdrehen lässt sich die Zeit aber auch mit der Rolle rückwärts aus dem Kölner Generalvikariat nicht. Dazu ist mit dem Proklamandum, dessen Sprengkraft die Verantwortlichen in Köln offenbar nicht mal annähernd abgesehen haben, einfach zu viel Porzellan zerschlagen worden. Unnötig zerschlagen worden.
Viele Menschen sind enttäuscht, verletzt und vor den Kopf gestoßen worden
Durch die Entscheidung „von oben herab“ in einem Prozess, in dem man eigentlich mal alle noch vorhandenen Katholiken mitnehmen wollte, sind tatsächlich noch mehr Menschen aus der Kirche getrieben worden. Sie haben sich verabschiedet, weil ihr Vertrauen in die Institution endgültig zerstört wurde, sie vor den Kopf gestoßen und enttäuscht worden sind.
In den kommenden Wochen und Monaten wird es mehr bedürfen als ein im Handstreich gekipptes Proklamandum, um Vertrauen zurückzugewinnen. Schon für die Gespräche mit den Gemeinden über das weitere Vorgehen muss die Basis ganz neu aufgebaut werden.
Es wird viel Geduld, Fingerspitzengefühl und guter „Klebstoff“ benötigt werden
Auch wenn sich selbst Kreisdechant Norbert Hörter am Ende vom „Modellprojekt“ zum 1. März distanziert hatte, ist offen, wie er und seine zwischenzeitlich nach den Kölner Plänen bereits abservierten Amtskollegen in Refrath und Bergisch Gladbach-West nun einen gemeinsamen Weg finden können.
So mischt sich in die berechtigte Freude über die Rücknahme des „Modellprojekt“-Proklamandums die Sorge und das Entsetzen über den angerichteten Scherbenhaufen.
Es wird viel Geduld, Fingerspitzengefühl und guter Klebstoff benötigt werden, um daraus etwas Tragfähiges für das erklärte Zukunftsprojekt einer Pastoralen Einheit zu formen. Das Zukunftsprojekt „#ZusammenFinden“ wird viel Überzeugungsarbeit leisten müssen – und sich zunächst erst einmal selbst wiederfinden müssen.