Der Macher des Quirlsbergs, Dr. Harald Januschewski, geht in den Ruhestand.
MedizinBergisch Gladbacher Krankenhauschef geht nach 30 Jahren
30 Jahre Geschäftsführer der Evangelisches Krankenhaus Bergisch Gladbach gGmbH – eine lange unternehmerische Schaffenszeit liegt hinter Dr. Harald Januschewski. Am Mittwoch findet eine Feierstunde ihm zu Ehren statt. Ende September geht er in den Ruhestand. Seinem Nachfolger hinterlässt er nach 30 Jahren eine überaus innovative und etablierte „Gesundheitslandschaft“.
Rund um das Evangelische Krankenhaus hat sich quasi ein neuer Stadtteil mit medizinischen Einrichtungen und tiefgreifenden Veränderungen entwickelt – der „Diakonische Gesundheitscampus Quirlsberg“. Das nagelneue Wimmelbild auf riesengroßer Folie auf der Fassade des EVK verdeutlicht das umfangreiche Angebot und die jahrzehntelange Ausdehnung. Sogar Zweibettzimmer sind seit zwei Jahren auf allen Stationen Standard.
Expansion rund um das Evangelische Krankenhaus
Als Januschewski 1993 Geschäftsführer im EVK wurde, hatte er bereits konzeptionelle Visionen: „Damals war die Situation wirtschaftlich sehr anstrengend. Ich selber habe einen Polarstern entwickelt in der Unternehmensführung, um finanziell ins ruhige Fahrwasser zu kommen und den langfristigen Erhalt zu sichern“, erinnert sich der Klinik-Chef. „Der letzte Schritt war die Einrichtung des Diakonischen Gesundheitscampus und vor zwei Jahren die Einrichtung des Stationären Hospiz An der Jüch.“
Zwanzig Jahre hat er allein daran gearbeitet – im Jahr 2002 fand mit der Gründung des ambulanten Hospiz „Die Brücke“ die Grundlage für die Hospiz-Station statt. Das Kulturhaus Zanders, das im Jahr 2019 gekauft, wird von der Diakonie genutzt. Vor kurzem wurde auch endlich der Bau des neuen Reha-Zentrums auf dem Gelände der Alten Feuerwache auf den Weg gebracht.Die beiden Alten- und Pflegeheime wurden neu gebaut – Seniorenzentrum Haus Hochstetter und Haus Quirlsberg, Haus an der Jüch.
Januschewski hat in drei Jahrzehnten ein Rundum-Paket im Schulterschluss mit den Medizinern, Kassen und Entscheidungsträgern entwickelt: „Ein Leistungsspektrum auf hohem Qualitätsniveau – das ist die Botschaft an die Menschen für die medizinische Versorgung in ihrer Stadt, in ihrer Region.“
Im Zentrum steht dabei die Entwicklung des Evangelischen Krankenhauses in Abstimmung mit dem Marienkrankenhaus. „Wir haben damals ein somatisches Krankenhaus mit Innerer Medizin, Kardiologie, Chirurgie, Gynäkologie und Hans-Nasen-Ohren-Abteilung betrieben“, erinnert sich Januschewski. „Untereinander in Bergisch Gladbach haben wir erkannt, dass wir die Leistungsangebote differenzieren und jene anbieten, die noch nicht da waren – damit die Bevölkerung nicht in andere Städte wie Köln, Leverkusen fahren musste.“
Aufgabenteilung zwischen den Krankenhäusern in Gladbach
Es begann eine intensive Differenzierung der beiden Krankenhäuser: Im Marienkrankenhaus liefen die Gynäkologie und die Geburtshilfe aus, wurde jedoch im EVK forciert entwickelt von der Geburtshilfe bis zum zertifizierten Brustzentrum und der Spezialisierung auf onkologische Gynäkologie. Im Marienkrankenhaus entstand die Neurologische Klinik, im Evangelischen Krankenhaus die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.
Im Jahr 1993 hatte das EVK fünf Chefärzte, in 2023 elf – allein diese Zahl zeigt die Spezialisierung im Leistungsangebot: Heute ist die Chirurgie differenziert in allgemeine, viszeral- (innere im Bauchraum) und orthopädische sowie Unfall- und Wirbelsäulen-Chirurgie sowie Gefäßchirurgie. „Die Psychiatrie hat sich unter Schultz-Venrath zur größten Abteilung des EVK entwickelt – er war legendär“, schwärmt Januschewski, aber auch von dem breiten Fächerkanon in der Kardiologie, die sich ab 1983 stetig zur NRW-Schwerpunkt-Klinik entwickelte: Jährlich werden 4500 stationäre Patienten behandelt mit Herzkatheter-Untersuchungen, Ballon-Dilatationen und Stent-Implantationen, Herzschrittmacher- und Defibrillator-Implantationen bis zum interventionellen Verschluss von Herzscheidewand-Defekten.
Kooperation mit den Unikliniken Bonn und Köln
Selbstverständlich ist in allen Fakultäten die innovative medizinische Geräteausstattung und auch die Anbindung als akademisches Lehrkrankenhaus an die Uni Bonn und Köln. Seit 2014 wird die Klinik für Pneumologie aufgebaut (Lungenheilkunde).
Heute zeichnet das Unternehmen 190 Millionen Euro Umsatz, hat 2000 Mitarbeiter, 260 Pflegekräfte, elf Chefärzte und 105 Ärzte – prozentuale Steigerungen von 100 bis 400 Prozent.
„Die Kooperationen haben sich immens entwickelt – ambulant und stationär verzahnen sich immer mehr“, ist die Devise. Und so hat sich auch die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten intensiviert: Seit 2006 sind in das ehemalige Wohlfahrtshaus niedergelassene Mediziner mit ihren Praxen eingezogen.
Was macht der Manager nach 30 Jahren vollem Einsatz im Ruhestand? Januschewski ist im Sauerlandzu Haue, spielt intensiv Golf im Sommer und Tennis im Winter. „Ich werde erst einmal viel lesen, aber keine Managerliteratur“, hat er sich vorgenommen. „Und 30.000 Fotos wollen sortiert werden.“ Erst einmal will er sich eine Auszeit nehmen und dann schauen. Angebote sind schon viele an ihn herangetragen worden.