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Gladbacher PappenfabrikBUND und Bürgervereine mit Kritik an Bauplänen im Stadtteil Gronau

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt den Wasserturm der ehemaligen Pappenfabrik Wachendorff in Bergisch Gladbach-Gronau.

Der Wasserturm der Pappenfabrik Wachendorff prägt das Industriegelände. Er soll erhalten bleiben, im Gegensatz zu vielen anderen historischen Gebäuden.

Die BUND Kreisgruppen Rhein-Berg und Köln sowie die Bürgervereine Gierath-Schlodderdich und Dellbrück üben Kritik an der Zahl von bis zu 500 neuen Wohneinheiten auf dem Wachendorff-Gelände in Bergisch Gladbach-Gronau.

Die Kritik wird lauter an den Bauplänen für die alte Pappen- und Papierfabrik Wachendorff im Stadtteil Gronau. Dass die Stadt neue Wohnungen dringend benötige, ist Konsens für den Naturschutzverein BUND und seine Kreisgruppen Rhein-Berg und Köln sowie die Bürgervereine aus Gierath-Schlodderdich (Bergisch Gladbach) und Dellbrück (Köln). Was den vier Vereinen jedoch große Sorge bereitet, ist der Umfang der möglichen Besiedlung.

Auf dem Gelände könnten bis zu 500 Wohnungen entstehen

Auf 5,5 Hektar plant der Investor bis zu 500 Wohneinheiten, das Industriegelände werde bis aufs Äußerste ausgereizt, kritisiert Dr. Helmut Röscheisen, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Köln. Die in Rede stehenden fünf Geschosse mit 15 Meter hohen Wohngebäuden seien inakzeptabel für den Stadtteil. Nicht der einzige Kritikpunkt: Die Strunde, die ganz in der Nähe fließt, verliere ihren Retentionsraum, unterhalb der Siedlung drohe bei Starkregen Überflutung.

Die entstehenden Häuserschlichten sind untypisch für Gronau.
Die BUND-Kreisgruppen Rhein-Berg und Köln in ihrer Stellungnahme an die Stadt Bergisch Gladbach.

Eine Umweltprüfung gebe es bislang nicht, sie müsse dringend erstellt werden. Auch Altlasten erwartet Röscheisen. Weil in den vergangenen Tagen die frühzeitige Bürgerbeteiligung zu Ende gegangen ist (mit über 100 Eingaben), hatten die Kritiker gemeinsam zum Pressegespräch eingeladen. Dass Gladbacher und Kölner Vereine sich zusammentun, geschieht auch nicht alle Tage. Die Pressekonferenz fand auch nicht ganz zufällig in den Räumen der „Gemeinnützigen Werkstätten“ (GWK) am Schlodderdicher Weg statt. Direkt gegenüber liegt das Gelände von „C.F. Wachendorff“, das seit der Produktionsaufgabe im Jahr 2003 weitgehend brach liegt.

Das Foto zeigt die Vertreter von BUND-Kreisgruppen und Bürgervereinen beim Pressegespräch im Haus der Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK) in Bergisch Gladbach-Gronau.

Vertreter von BUND Rhein-Berg und Köln sowie der Bürgervereine Gierath-Schlodderdich und Dellbrück beim Pressegespräch.

Beim Gespräch macht schnell ein Wort die Runde: „Mammut-Bauvorhaben“. „Wir haben nichts gegen die Bebauung des Geländes“, führt BUND-Sprecher Röscheisen aus. Nach Gronau passe die beabsichtigte Bauform aber nicht, hier prägten kleinere Wohngebäude das Ortsbild. Die Folgen, die eine Umsetzung des Bauvorhabens haben könnten, seien gravierend für den Stadtteil.

Statt eine Verdichtung über ein „Urbanes Gebiet“ anzustreben, sollte das bisherige Mischgebiet (Wohnen und Gewerbe) bleiben. „Eine Entwicklung mit etwa 1200 neuen Einwohnern auf einem Schlag ist absolut unverträglich, belastet die Anwohner in Gierath und Dellbrück und muss dringend auf ein vertretbares Maß deutlich reduziert werden“, fordert Röscheisen im Namen der Kritiker. Die Stadt könne diese Kritik nicht einfach abtun.

Auf das Städtebaukonzept für Gronau warten

„Aufgrund der Größe des Projekts sollte die Verabschiedung des städtebaulichen Konzeptes für Gronau abgewartet werden“, fordern Edgar Cürten und Jürgen Schlößer vom Bürgerverein Gierath-Schlodderdich. Dieses Konzept steckt noch am Anfang. Es soll Ende 2024 vorliegen und aufzeigen, wie sich der Stadtteil zukunftsfähig entwickeln könnte.

Es müsse ebenfalls berücksichtigt werden, dass Gronau die niedrigste Beschäftigungsquote und den höchsten Ausländeranteil der Stadt habe. Auch der Gestaltungsbeirat der Stadt habe Einwände gegen die Baupläne formuliert, unter anderem den Erhalt prägender historischen Gebäude gefordert, darauf müsse die Stadt eingehen.

Strunde als Hochwasserrisiko

Das Hochwasserrisiko für die benachbart fließende Strunde werde durch die Versiegelung des Geländes steigen, fürchtet man auch beim Bürgerverein. Mit der Bebauung der Schlodderdeichs Wiese, nicht weit von Wachendorff entfernt, und der möglichen Parkplatz-Überbauung auf dem P-&-R-Platz in Duckterath kämen viele weitere Neubürger in den Stadtteil. Auch deshalb müsse Wachendorff reduziert werden.

Breiten Raum nimmt bei den Kritikern auch die Verkehrsentwicklung ein. Weil auf der Bergisch Gladbacher Straße auf Kölner Gebiet Tempo 30 gelte, werde sich der Verkehr noch stärker auf die Gierather Straße verlagern, fürchten die Kritiker.

Der Zustrom auf die schon jetzt massiv überlasteten Pendlerparkplätze in Thielenbruch an der Stadtbahn-Haltestelle und an der S-Bahn in Köln-Dellbrück. „Die chaotischen Verhältnisse dort verschlimmern sich“, meint Engelbert Höck vom Bürgerverein Delbrück.

Täglich ab 5.30 Uhr sei da alles zugeparkt. „Mit Autos mit GL-Kennzeichen.“


30 Prozent geförderten Wohnungsbau, wie im Entwurf des „Handlungskonzepts Wohnen“: Diese Quote will der Investor auf dem Wachendorff-Gelände verwirklichen, er hat dazu eine Absichtserklärung mit der Stadt abgeschlossen. Sollte das „Handlungskonzept Wohnen“ politisch scheitern, fürchten Grüne und SPD einen Ausstieg des Investors. Streit um die 30-Prozent-Quote hat in Bergisch Gladbach die Ampel-Koalition gesprengt: Grüne und SPD unterstützen das Konzept, die FDP sieht durch die Quote Investoren auf dem Absprung.