Gladbachs erste GleichstellungsbeauftragteMichaela Fahner geht in den Ruhestand
- Nach 30 Jahres geht Michaela Fahner, erste Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bergisch Gladbachs, in den Ruhestand.
- Stolz ist sie beonders auf „ihr Netzwerk“ und die heute Frauenpolitik in der Stadt.
- In ihrer Amtszeit hat Michaela Fahner viel bewegt – und hat jetzt neue Ziele vor Augen.
Bergisch Gladbach – Wenn sie an ihre ersten Plakataktionen mit frischer Farbe denkt, lacht Michaela Fahner herzlich: „Wir waren noch so unerfahren.“ Wenn sie an ihre ersten Erfolge denkt, fällt ihr die Gründung des Ausschusses für die Gleichstellung von Frau und Mann ein: „Wir waren und sind sehr stolz darauf.“ Wenn sie an die Frauenpolitik in der Stadt Bergisch Gladbach denkt, lautet ihr Fazit: „Wir haben uns eine richtig gute Struktur aufgebaut.“
Michaela Fahner ist seit 30 Jahren die Gleichstellungsbeauftragte in der Stadtverwaltung. Eine Pionierin ihres Faches. Nun geht sie. „Es haben sich Dinge im Sinne der Frauen verändert – doch längst nicht überall“, resümiert sie. Frauenförderung sei in Verwaltungen und Unternehmen nach wie vor notwendig. „Von 120 Führungsstellen in der Gladbacher Verwaltung – Sachgebiets- bis Fachbereichsleitung – sind aktuell nur 25 Prozent mit Frauen besetzt. Das reicht einfach nicht.“
Fahner ist stolz auf ihr Netzwerk
Und dennoch: Die 62-jährige Frauenbeauftragte hat einiges in der Stadt in Bewegung gebracht. Nicht immer zur Freude ihrer männlichen Kollegen. Sie weiß, dass sie unbequem sein kann. In der Amtszeit des ehemaligen Stadtdirektors Otto Fell trat Michaela Fahner als erste Gleichstellungsbeauftragte der Stadtverwaltung ihre Stelle an. „Er sagte damals zu mir, wir bräuchten keine Frauenförderung. Das erledige sich von selbst“, erzählt sie. Fell irrte sich. Dennoch habe er ihr vernünftige Arbeitsbedingungen geschaffen. „Das hat für mich Größe.“
Zwei Mal Sprecherin auf Landesebene
Im November 1989 trat Michaela Fahner ihre Stelle als Gleichstellungsbeauftragte bei der Stadt Bergisch Gladbach an. Die wichtigste Aufgabe einer Frauenbeauftragten liegt im Personalbereich. Das heißt, von der Stellenausschreibung bis zur Bewerberauswahl ist sie im Sinne der Gleichberechtigung von Frau und Mann beteiligt. Zuvor arbeitete die heute 62-Jährige als Erzieherin. Danach studierte sie Soziologie und politische Bildung. In der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros – es sind rund 375 Büros in NRW – wirkt sie seit 18 Jahren mit und war zwei Mal deren Sprecherin. Michaela Fahner geht im September in die passive Phase der Altersteilzeit. Sie lebt mit ihrem Mann in Odenthal-Erberich.
Neue Gleichstellungsbeauftragte in Bergisch Gladbach wird Judith Klaßen. Die 54-jährige Juristin und Diplom-Finanzwirtin leitet bisher die Abteilung Personal in der Gladbacher Verwaltung und hat sich auf die intern ausgeschriebene Stelle erfolgreich beworben. Die Verwaltungsfachfrau wird die neue Aufgabe zum 1. Oktober übernehmen. (dr)
Ihre Befugnisse als Gleichstellungsbeauftragte hat ihr im Jahr 2008 der frühere Bürgermeister Klaus Orth streitig machen wollen. Fahner wehrte sich. Mit einer Stimme Mehrheit sei damals im Stadtrat zu ihren Gunsten entschieden worden. „Und trotzdem hat er meine Rolle und meine Person wertgeschätzt. Er gab mir das Gefühl, dass ich gute Arbeit mache“, erinnert sie sich. Als einen großen Erfolg ihrer Arbeit nennt Michaela Fahner sofort: „Mein Netzwerk!“ Sowohl innerhalb der Stadtverwaltung als auch extern mit Gruppen und Organisationen, hat sie zahlreiche Kontakte.
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Da ist der Arbeitskreis der Führungsfrauen der Verwaltung, um sich auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen. Da gibt es die Teams der Gleichstellungsbeauftragten auf Kreis- und auf Landesebene, Finte – Bündnis für Fraueninteressen oder FiF - Frauen in Führung, um nur einige Gruppen zu nennen. Sie alle sind im Laufe der Amtszeit von Fahner entstanden.
Vollkommen loslassen
„Es ist wichtig, als Gleichstellungsbeauftragte immer an Themen mitzuwirken, die in der Stadtverwaltung gerade aktuell sind“, sagt Michaela Fahner. Ein wichtiges zukünftiges Thema - auch für die Gleichstellungsstelle – ist ihrer Meinung nach die Detailplanung des neuen Verwaltungsgebäudes. „Hier geht es zum Beispiel um die Sicherheit der Beschäftigten. Die Wünsche von Frauen und Männern sind aufzunehmen.“ Im Laufe der nächsten zwölf Monate stünden einige Wechsel bei den Fachbereichsleitungen der Gladbacher Verwaltung an. „Da kommt viel in Bewegung. Deshalb seien Konzepte notwendig, damit nicht abrupt die Erfahrungen einfach wegfallen“, fordert die Soziologin – auch wenn sie weiß, dass sie mit dieser Aufgabe nicht mehr befasst ist.
Michaela Fahner will vollkommen loslassen. „Ich werde mich aus allen Netzwerken zurückziehen und meiner Nachfolgerin Platz machen.“ Einzig dem Vorstand des Vereins „Frauen helfen Frauen Bergisch Gladbach“ gehöre sie weiter an. Die passionierte Seglerin setzt die Segel: „Ich werde künftig meinen Mann in seinem Unternehmen unterstützen.“ Auch soll Zeit für eine lange Reise sein. Ihr Wunschziel: Griechenland.