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Bergisch GladbachNelson-Mandela-Gesamtschule legt beim Ausbau selbst Hand an

Lesezeit 4 Minuten

Schulleiter Dieter Wagner (l.) und seine Kollegen warten seit Jahren darauf, dass auf Zusagen der Stadt Taten folgen.

Bergisch Gladbach – Die Corona-Krise hat offengelegt, dass der Schulbetrieb an vielen weiterführenden Schulen noch lange nicht im digitalen Zeitalter angekommen ist. Dazu kommt, dass an vielen Einrichtungen baulich lange nichts passiert ist. Ein Besuch an der Nelson-Mandela-Gesamtschule in Gronau zeigt, woran es hakt.

Endlich, mit fünf Jahren Verspätung, ist es soweit: Drei von sechs naturwissenschaftliche Klassenzimmer werden zurzeit mit modernen naturwissenschaftlichen Arbeitsplätzen ausgestattet: Die Strom- und Gasleitungen kommen von der Decke, digitale Tafeln werden angebracht. „Dafür haben wir wirklich sehr lange gekämpft“, sagt Schulleiter Dieter Wagner. Leider bekommt die Freude einen Dämpfer: Die digitale Infrastruktur fehlt. Bis es soweit ist, können noch mehr als zwei Jahre vergehen: „Die fehlende Breitbandversorgung ist derzeit ein Nadelöhr bei fast allen Schulen“, bestätigt Stadtsprecher Martin Rölen (siehe Infokasten).

„Das ist extrem frustrierend“, ärgert sich Physiklehrerin Bettina Lieberoth. Auf eigene Initiative hat sie Sponsoren für 13 Tablets gefunden. Die Geräte sollten gezielt in Oberstufen-Kursen eingesetzt werden. Aber ohne Internetverbindung wird daraus nichts. Lieberoth hat sich die Mühe umsonst gemacht.

Sanierungsstau soll 2021 abgebaut werden

Dafür löst die Stadt nun – sieben Jahre nach der Eröffnung der Gesamtschule – ihre Zusage ein, die Sportplätze zu sanieren. Warum das nicht schneller geht? Zumal die Schule einen Leistungskurs Sport anbietet. „Die Verzögerungen hängen mit Personalengpässen und knappen finanziellen Mitteln zusammen“, erläutert Rölen. Der in den Jahren angewachsene Sanierungsstau an den Gladbacher Schulen solle in 2021 durch mehr Personal und zusätzliche Investitionen abgebaut werden.

Ausbau des Internets

Eine Breitbandversorgung fehlt bei fast allen Schulen. Beim Ausbau ist die Stadt an einer Fördermaßnahme von Bund und Land beteiligt, die der Kreis koordiniert. Auftragnehmer ist die Telekom. Die Laufzeit beträgt bis Frühjahr 2023. In diesem Zuge sollen laut Auskunft der Stadtverwaltung alle weiterführenden Schulen und Berufskollegs „leistungsfähige Breitbandanschlüsse erhalten.“ Die Verteilung von Tablets aus dem Programm des NRW-Ministeriums für Bildung verzögere sich wegen Lieferengpässen. Grundschulen erhalten jeweils 35, weiterführende Schulen jeweils 65 Geräte. (ub)

Der neue Tartanbelag für die Sportplätze und die Laufbahn ist Grün – Farbe der Hoffnung. Aber Wagner hat beobachtet, dass sich Regenwasser auf der neuen Laufbahn staut. Die von der Stadt beauftragte Baufirma wird da nachbessern müssen. Im Frühjahr 2021 sollen die Bauarbeiten für eine Beachvolleyball-Anlage beginnen. „Damit können wir unseren Schülern ein Angebot machen, das einzigartig ist“, freut sich Wagner.

Mit allen anderen baulichen Anforderungen steht die Nelson-Mandela-Gesamtschule in Konkurrenz zu den anderen weiterführenden Schulen. Eine Priorisierung ist noch nicht erfolgt. Das geschehe im Rahmen eines ab Frühjahr 2021 zu erstellenden Schulentwicklungsplans, kündigt die Verwaltung an.

Mensa und Küche sind viel zu klein

Die baulichen Anforderungen für die Nelson-Mandela-Gesamtschule stehen seit der Eröffnung 2013 fest, sind bedingt durch die Schulform und die pädagogischen Schwerpunkte: Zusätzliche Fach- und Differenzierungsräume, Besprechungsorte für Lehrer- und Schülerteams werden benötigt. Mensa und Küche sind viel zu klein. „300 Schüler essen in drei Schichten“, berichtet Wagner. Aus Platznot muss die Geschirrrückgabe auf der Tribüne der nebenanliegenden Turnhalle stattfinden. Inzwischen besuchen 750 Mädchen und Jungen die Gesamtschule im Aufbau. In der gymnasialen Oberstufe ist der erste 12. Jahrgang am Start.

Andere Veränderungen, die die Lernatmosphäre verbessern, hat das Kollegium selbst auf den Weg gebracht: zum Beispiel den Entwurf für den Umbau des Lehrerzimmers, damit 80 Kollegen in Jahrgangsteams zusammensitzen können. Auf den Schulhöfen gibt es keine Sitzgelegenheiten für die Schüler. Kurzerhand bestellte Wagner bei einem Förster im Bergischen Land Eichenbaumstämme. Einer der beiden Hausmeister ist gerade mit der Hilfe von ehemaligen Schülern dabei, Bänke zu bauen. „Da sieht man doch, dass man mit wenig Mitteln viel erreichen kann“, sagt Lieberoth.

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Mit der Freude an der Arbeit habe das Kollegium schon viel rausgeholt: „Uns ist wichtig, dass die Schüler sich wertgeschätzt fühlen.“ Denn vom Land NRW als „Talentschule“ ausgezeichnet, verpflichtet sich die Schule dazu, für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen. Die Stadt hatte der Bewerbung unter der Voraussetzung zugestimmt, dass auf den Schulträger keine Forderungen zukämen. Eine Aussicht auf zusätzliche Räumlichkeiten gibt es also schon mal nicht.

Um über das pädagogische Programm zu informieren, hat die Schule ein Video gedreht, das ab Dezember auf der Schul-Homepage anzusehen ist.

www.nelson-mandela-gesamtschule.de