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Halbes JahrWie die „Netten Toiletten“ in Bergisch Gladbach ankommen

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt ein Geschäft mit einem Aufkleber Nette Toilette

Ein roter Aufkleber macht auf die Nette Toilette aufmerksam

Das Projekt „Nette Toilette“ in Bergisch Gladbach weitet sich aus, 14 Anbieter gibt es derzeit.

Es werden tatsächlich immer mehr. Vor einem halben Jahr, zum Start, gab es neun „Nette Toiletten“ in Bergisch Gladbach. Auch das war für die Stadt und die Ideengeber von Inklusions- und Seniorenbeirat schon ein beachtenswerter Erfolg. Mittlerweile sind es schon „14 Nette Toiletten“, überall im Stadtgebiet. Die Idee dahinter: Auch wer kein Gast oder Kunde ist, kann bei den Partnern die Toilette kostenlos nutzen, im Geschäft, in der Eisdiele, im Restaurant.

Angesichts von kaum vorhandenen öffentlichen Toiletten in Bergisch Gladbach eine hilfreiche Aktion, die zunehmend von den Bürgern genutzt wird. Der Drang zur Toilette kann bekanntermaßen in bestimmten Situationen sehr störend sein, die „Netten Toiletten“, bundesweit bekannt, wollen da auf einfache Weise Abhilfe schaffen.

Und Nicht-Kunden müssen sich nicht mehr heimlich in irgendein Lokal schleichen oder eine Toilettengebühr zahlen. Jeder Geschäftsinhaber, der mitmacht, bekommt von der Stadt einen kleinen Zuschuss zur Reinigung der Toilette. „Ja, das läuft alles sehr gut“, heißt es bei den Mitarbeitern der Eisdiele La Luna in Refrath.

Aufkleber an Eingangstüren in Bergisch Gladbach

„Ist ja nicht die Welt.“ An der Eingangstür mache ein Aufkleber auf das Angebot aufmerksam. „Man sieht das, kommt dann rein“, sagt einer der Eiskellner. Aber die Zahl der Nutzer sei auf der Vürfelser Kaule, hier liegt die Eisdiele, auch nicht zu hoch. „50 Personen am Tag sind das nicht.“ Aber doch regelmäßig kämen Nutzer rein. Das Eiscafé beteilige sich gerne an dem Angebot.

Sehr erfreut von der „Netten Toilette“ ist auch Semsudin Salkic von der Trattoria Una, im Herzen von Refrath. Beim Refrather Weihnachtsmarkt im Dezember auf dem Peter-Bürling-Platz seien sehr viele Nutzer der „Netten Toilette“ ins nebenan gelegene Lokal gekommen. „Viele sind auch informiert gewesen. Das wird auf jeden Fall angenommen“, erklärt Salkic.

Öffentliche Toilette an der Steinbreche

In Refrath gebe es ja den Spezialfall, dass die bisherige öffentliche Toilette in einem Imbiss an der Steinbreche weiter geschlossen sei. Da werde das Angebot der „Netten Toilette“ gerne genutzt. Ob überhaupt die öffentliche Toilette an der Steinbreche zurückkehrt, ist zudem ungewiss, nach jüngsten Aussagen der Stadt als Eigentümerin voraussichtlich nicht. Viel Laufkundschaft kommt stets ins Café Extrablatt, gelegen in der Bergisch Gladbacher Fußgängerzone.

Auch schon vor dem Start der „Netten Toilette“ wurde der Sanitärbereich im Extrablatt gerne von Nicht-Kunden genutzt, die schnell in Richtung Toiletten huschten. Jetzt muss sich niemand mehr heimlich ins Lokal schleichen. „Das wird gut angenommen“, sagt eine Mitarbeiterin, das Angebot sei mittlerweile auch bekannt.

Allerdings seien häufig die Toiletten verstopft. „Wir wissen nicht, ob das unsere Kunden machen oder die Benutzer der Netten Toilette.“ Dies sei auf jeden Fall eine weniger schöne Begleiterscheinung. Ansonsten sei das Angebot nur zu loben. Natürlich wünsche sich das Café, dass die neuen Besucher anschließend auch blieben und etwas bestellten. Ob das so geschehe, wisse man noch nicht.

Himmel un Ääd Bergisch Gladbach auch zufrieden

„Wir schaffen die Mehrbelastung“, sagt Udo Walter, Vorstand des Begegnungscafés Himmel un Ääd in Schildgen. Ein bis zwei Bürger kämen pro Tag ins Ladenlokal, um die „Nette Toilette“ zu nutzen. „Entweder fragen sie oder sie gehen direkt durch.“ Himmel un Ääd habe sich direkt der Initiative angeschlossen, „weil wir diese Sache sehr gut finden“.

Auch die Reinigung sei zu schaffen, findet der Ehrenamtler. Eine ausschließlich positive Bilanz kommt auch vom Waldcafé Haus Hardt nahe Herkenrath, oft von Wanderinnen und Wanderern frequentiert. Bei 14 „Netten Toiletten“ soll es nicht bleiben: Das ist die Hoffnung der Stadt. Ein flächendeckendes Netz soll es irgendwann mal geben. Die klassischen öffentlichen Toilettenanlagen sind hingegen eher auf dem Rückzug.

Es gibt nur noch eine am Busbahnhof in Bergisch Gladbach und in Bensberg an der Schloßstraße sowie ein Angebot für Menschen mit Behinderung am Bürgerhaus Bergischer Löwe. Der von der Stadt gewährte Zuschuss zur Reinigung der „Netten Toiletten“ kommt die Verwaltung deutlich günstiger als Planung und Bau weiterer öffentlicher Toilettenanlagen.

Eine Übersicht zu allen „Netten Toiletten“, auch mit Hinweisen zu Barrierefreiheit und Öffnungszeiten, gibt es auf der Internetseite der Stadt. www.bergischgladbach.de/ toiletten.aspx