Hoch oben in der Luft baumelt das schwergewichtige Modul-Element am Haken eines Krans, als wäre es ein Spielzeugteil. Das fliegende Klassenzimmer gehört künftig zur Grundschule Hebborn. Der Erweiterungsbau wird aufgrund explodierender Schülerzahlen mit großem Zeitdruck im Baukastensystem errichtet.

In einer aufwendigen Verladeaktion sind am Dienstag die ersten acht dieser mächtigen Raummodule mit Schwerlasttansportern von Leipzig nach Bergisch Gladbach transportiert worden. Der 54 Meter hohe, 250 Tonnen schwere Monsterkran im Nadelöhr der früheren Schulwiese stemmt das mächtige Raummodul locker mit einem Arm. Minutenlang schwebt der neun Meter lange und zehn Tonnen schwere Koloss im wolkenverhangenen Himmel.

„Mit einem gewissen Stolz“, wie Thore Eggert sagt, verfolge der Beigeordnete zusammen mit Bürgermeister Frank Stein und Sebastian Rolko, Geschäftsführer der Schulbau-GmbH, die Aktion. „Der Zeitplan ist immer noch extrem sportlich“, sagt Rolko, ist sich aber sicher, dass das zweigeschossige Gebäude mit sechs Klassenzimmern, sechs OGS-Räumen sowie Essensbereich und Küche rechtzeitig zum neuen Schuljahr bezugsfertig ist. „Wir bleiben dran, bis zum letzten Tag“, verspricht Rolko. Zugesagt ist, wie berichtet, der Wiederaufbau des Bolzplatzes. Dies sei aber nicht bis zum Schuljahresbeginn zu schaffen.

Bürgermeister Frank Stein betont: „Ohne das Instrument der Schulbau GmbH hätten wir das niemals in so kurzer Zeit geschafft.“ Ein zeitgewinnender Vorteil sei, die Tochtergesellschaft der Stadt müsse ihre Aufträge nicht europaweit ausschreiben.

Bergisch Gladbach bekommt insgesamt 60 Module

Inzwischen ist das seltsame Ufo sanft und passgenau auf dem Betonfundament gelandet. Ruckzuck verschrauben vier Monteure den Baukörper mit dem danebenstehenden Element. „Die Module erhalten bereits ab Werk den definierten Ausbaustandard, inklusive fertiger Oberflächen und mit allen Strominstallationen“, erläutert Katja Karrenbrock, Projektleiterin bei der Firma Kleusberg mit Sitz in der Nähe von Leipzig, „später wird man nicht mehr erkennen, dass es sich um einzelne Elemente handelt.“

Insgesamt sind es 60 Module, die mühsam durch die schmalen Straßen Bergisch Gladbachs manövriert werden müssen. Jedes Mal, wenn ein Tieflader die Baustelle anfährt, wird die Odenthaler Straße kurz gesperrt – mithilfe einer manuell gesteuerten Ampel. „Ein Verkehrschaos im Berufsverkehr ist ausgeblieben“, berichtet Rolko. In zweieinhalb Wochen, am 9. Mai, soll die sogenannte Sofortschule im Rohbau stehen, kündigt Bauleiter Artem Kostetskyi an.

Umstellung auf G9

In Bergisch Gladbach fehlen Dutzende Räume an weiterführenden Schulen

Von

Uta Böker

Merken

Solange ist die Schule nur über den Treppenaufgang neben der Turnhalle zu erreichen. Aus Sicherheitsgründen ist der bisherige Hauptzugang gesperrt. Er liegt unmittelbar neben der Baustellenzufahrt. Auch der Fußweg über die Jägerstraße ist blockiert. Schulleiter Manfred Hermann berichtet, dass sich die Hol- und Bring Situation an der stark befahrenen Odenthaler Straße inzwischen entspannt habe. „Als es morgens noch dunkel war, haben Eltern einen Lotsendienst eingerichtet. Jetzt ist es morgens hell und viele Kinder kommen wieder alleine zu Fuß.“ Zudem habe die Schule darauf bestanden, dass die Bauarbeiter die Einfahrt im Auge behalten, wenn Lastwagen unterwegs sind.

„Wie war’s in der Schule?“ Abonnieren Sie hier unseren Newsletter für Familien und Lehrende in der Kölner Region – immer mittwochs.