MitarbeiterabbauNeues Geschäftsmodell von Zanders sieht nur noch wenige Produkte vor
Bergisch Gladbach – Gestern war ein weiterer schwerer Tag für alle Zandrianer. Im Werk warten alle darauf , dass die Verträge mit der Investorengruppe aus Skandinavien unterzeichnet werden und das Insolvenzverfahren abgeschlossen wird. Zu Redaktionsschluss war noch nicht bekannt, ob Zanders tatsächlich einen neuen Eigentümer hat. Bekannt wurde jedoch, wie das neue Konzept aussehen soll. Es wurde den Mitarbeitern bereits am Montag vorgestellt.
Konzentration auf wenige Produkte
Kernpunkt ist nach Informationen dieser Zeitung ein drastischer Mitarbeiterabbau und die Konzentration auf wenige Produkte. Das wäre eine klare Änderung des Geschäftsmodells, das zuletzt auf die Herstellung von vielen neuen Produkten setzte. Gerade in dieser Vielfalt wurde eine Stärke von Zanders gesehen. Die Mitarbeiter sollen in Zukunft flexibel an mehreren Arbeitsplätzen eingesetzt werden. Und das funktioniere eben nur bei einer überschaubaren Zahl von Produkten. Leerläufe soll es für die Angestellten nicht mehr geben, Arbeitsprozesse sollen optimiert werden.
Auf mehreren Mitarbeiterversammlung stellte der Betriebsrat das neue Konzept als alternativlos vor. Ein Teilnehmer beschrieb die Stimmung: „Wir wissen alle, dass dies wirklich die letzte Chance ist, um den Produktionsstandort zu halten.“ Vom Betriebsrat hieß es gestern Abend, dass die Belegschaft das neue Konzept, trotz der harten Einschnitte, mittrage.
Vorbereitungen für Entlassungen laufen
Aber der Personalabbau wird drastisch sein. Zuletzt wurde den Mitarbeitern die Zahl 280 genannt – inzwischen sollen noch rund 300 Menschen sein, die bei Zanders Papier herstellen. Als Zanders in die Insolvenz ging, waren es fast 500 Mitarbeiter. Und auch, wenn es noch keine offizielle Bestätigung für den Verkauf gibt, laufen die Vorbereitungen für die Entlassungen auf Hochtouren.
Aus dem Werk hieß es, dass selbst wenn die Verhandlungen mit der skandinavischen Investorengruppe platzen sollte, es Entlassungen geben wird. Den Plan, mit weniger Personal eine kleinere Produktionspalette zu fahren, wurde auch nicht vom potenziellen neuen Eigentümer entwickelt, sondern von dem Team rund um den Insolvenzverwalter.
Spezielle Jobbörse initiiert
Geplant ist eine Transfergesellschaft für alle Gekündigten. Und Bürgermeister Lutz Urbach – die Stadt sitzt im Gläubigerausschuss und ist an den Verhandlungen direkt beteiligt – hat für den 3. Dezember eine spezielle Jobbörse initiiert. An diesem Tag werden die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Arbeitsagentur die gekündigten Papiermachern über den Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt informieren. Urbach: „Ich habe das initiiert, damit sich für möglichst viele der ausscheidenden Zandrianerinnen und Zandrianer schnellstmöglich neue berufliche Perspektiven auftun.“
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In den Fokus des Interesse rückt auch eine Person: Terje Haglund. Der Mann arbeitet seit 20 Jahren in der Papierindustrie. Zuletzt organisierte er die Übernahme einer belgischen Papierfabrik, die ein Jahr komplett stillstand. In Belgien sprach er davon, dass es sein Erfolgsrezept sei, die Kosten der Produktion zu senken. Haglund war bereits vor Ort. Unklar ist, ob er auch plant, in das Werk zu investieren. Keine Aussagen gibt es über den Kaufpreis. Fakt ist, dass der neue Zanders-Eigentümer mit einem negativen Betriebsergebnis startet.