Zanders WiederauferstehungHerzstück der Fabrik an türkisches Unternehmen verkauft
Bergisch Gladbach – Noch ist es ruhig rund um die Papiermaschine 3 (PM 3) auf dem Zanders-Gelände. Ab und zu schauen ein paar Ingenieure vorbei. Sie messen und vergleichen ihre Zeichnungen. Anfang des Jahres soll es dann los gehen: Die Papiermaschine wird abgebaut und macht sich in Einzelteilen auf den Weg in die Türkei.
Nach Informationen dieser Zeitung hat eine türkische Investorengruppe die Maschine gekauft und will sie in der Region rund um Istanbul wieder aufbauen. Taner Durdu, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende von Zanders, hofft sogar, dass die Investorengruppe auch die Chromolux-Maschinen kaufen wird. Zusammen mit der PM 3 würde Zanders in der Türkei eine Art Wiederauferstehung feiern.
Vorbereitung für den Abbau der PM laufen
Jens-Peter Franz von der Firma Dechow bestätigte am Mittwoch auf Anfrage, dass ein türkisches Unternehmen die PM 3 für 4,8 Millionen Euro ersteigert habe und die Vorbereitungen für den Abbau liefen. Die Auktion im Oktober war öffentlich (wir berichteten). Laut Auktionshaus war es der höchste Preis der jemals bei einer Online-Auktion für eine Maschine in Deutschland gezahlt wurde. Allerdings blieb der Käufer zunächst anonym.
Der Abbau der PM 3 wird zumindest kurzfristig für eine riesige Baustelle auf dem Zanders-Gelände sorgen. Inwieweit es auch zu Einschränkungen im öffentlichen Straßenraum kommen wird, ist noch unklar. In vergleichbaren Fällen wurden die Dächer der Fabrikhallen entfernt und dann die Maschinen mit riesigen Kränen herausgehoben.
Keine Zanders-Auktionen mehr in diesem Jahr
Projektleiter Franz: „Das ist logistisch eine spektakuläre und schwierige Aufgabe.“ Mit der sein Unternehmen nur indirekt zu tun haben wird. „Ende Oktober 2022 muss die Halle praktisch besenrein an uns übergeben werden. Auf diese Vertragserfüllung achten wir und nicht auf die Ausführung.“ Dieses Jahr wird es auch keine weiteren Zanders-Auktionen mehr geben. Im neuen Jahr seien aber weitere Auktionen geplant. Wahrscheinlich dann auch mit den Überbleibseln des Abbaus. Nach Schätzungen werden für die PM 3 rund 500 Seecontainer benötigt.
Die PM 3 des Herstellers Voith wurde 1993 in Betrieb genommen. Allein diese Maschine kostete rund 500 Millionen Mark, also 250 Millionen Euro. Hinzu kamen noch die Baukosten und ein neues Klärwerk. Alles zusammen eine Investition von rund 500 Millionen Euro. Rückblickend sehen viele in der PM 3 den Anfang vom Ende der Papierfabrik Zanders. Das Unternehmen hatte sich schlicht übernommen.
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Taner Durdu ist nach eigenen Angaben in Kontakt mit dem türkischen Investor. „Ich kann mir sogar vorstellen, zu helfen, das neue Werk in der Türkei aufzubauen.“ Für ihn ist es ein „absoluter Witz“, dass in der Türkei eine Produktion hochgefahren wird, die in Deutschland eingestellt werden musste.
Der Bedarf an Papier auf dem Weltmarkt sei definitiv vorhanden. Die Zeit der Schließung von Papierwerken in Deutschland und Europa mit der Begründung von Überkapazitäten sei vorbei. Ein türkischer Investor profitiere nun massiv von den Fehlentwicklungen in der deutschen Industrie. „Schön für ihn – schlecht für Gladbach.“