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Rettung für uraltes FachwerkhausRommerscheider Hof wird komplett saniert

Lesezeit 3 Minuten

Noch sind die umfangreichen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten nicht ganz abschlossen.

Bergisch Gladbach – „Eigentlich hätte man ihn abreißen müssen.“ Jörg Stumm blickt nachdenklich auf die Fassade des Rommerscheider Hofes. Aber das vielleicht älteste Fachwerkhaus Bergisch Gladbachs, so Thomas Klostermann bei einer Begutachtung der Bau-Fortschritte durch Mitglieder des Bergischen Geschichtsvereins, steht noch immer. Standfester denn je. Das hat das denkmalgeschützte Gebäude nicht zuletzt Jörg Stumm und seiner Familie zu verdanken, die inzwischen in Altbau und Anbau eingezogen sind.

Rückblick. Sommer 2016: Schon auf den ersten Blick sieht man die Wunden, die die Zeit dem Haus geschlagen hat. Bröckelnde Gefache, kaputte Fenster, schimmelige Balken – die Spuren von Verfall und jahrelanger Vernachlässigung sind allgegenwärtig. Was über die Jahrhunderte weder Kriegs- und Notzeiten, noch Regen, Feuer oder Stürme, Modernisierungswahn und Abrisswut geschafft haben, das droht nun der Zahn der Zeit zu erledigen. Die Schäden sind so groß, dass es nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint, bis das Haus still in sich zusammenfällt. Da tritt Familie Stumm als neue Eigentümerin auf den Plan. Die Rettung beginnt.

Eine gelungene Rettungsaktion

Sechs Jahre und viele Arbeitsstunden später: Der Rommerscheider Hof ist fast wieder der alte: Ein neuer Dachstuhl wurde dem Haus übergestülpt, darunter noch der alte strohgedeckte. Morsche Balken und abgefaultes Ständerwerk wurden ersetzt, Gefache ausgebessert. „Das Material teils original, teils im ganzen Bergischen zusammengesucht“, erzählt Jörg Stumm.

Ein Bild der Zerstörung: Der Hof im Jahr 2016 vor dem Verkauf.

Denn zu einer solchen Renovierung gehört immer auch die enge Abstimmung mit dem Denkmalschutz und eine sorgfältige historische Dokumentation, freut sich Klostermann über die gelungene Rettungsaktion, die nun kurz vor ihrer Vollendung steht. Allein die Bauaufnahme mit dem Architekturhistoriker Prof. Michael Werling habe zwei Jahre gedauert, sagt der Vater der Eigentümerin.

Renovierer Jörg Stumm (links) erläutert interessierten Besuchern Details des Wiederaufbaus.

Doch die Schäden des Baus seien größer gewesen als zunächst gedacht, sagt Stumm über das Abenteuer Restaurierung. „Zwischendurch hatte ich wenig Hoffnung. Man konnte ja von hinten bis zur Straße durchschauen.“ Der vielleicht heikelste Teil war die Statik des Hauses.

Zum historischen Kontext

Rommerscheider Hof

Die mittelalterliche Siedlung Rommerscheid wird erstmals 1345 als Weiler urkundlich erwähnt. Der Rommerscheider Hof nordöstlich des Weilers befand sich im Besitz der Johanniter in Herrenstrunden (später: Malteser Komturei). Urkundlich erwähnt wird er erstmals 1510, als der Komtur Nikolaus Stolz den Hof für 24 Jahre an Johann von Dorpen verpachtet. Das heute noch existierende Gebäude stammt aus drei Bauepochen und steht wegen seiner architektur- und siedlungsgeschichtlichen Bedeutung seit 1984 unter Denkmalschutz. 2005 wird es wegen seines bedenklichen Zustands zum „Denkmal des Monats“ gekürt. Denkmalschützer und Geschichtsverein versuchen das Haus zu retten, dessen Verfall fortschreitet, zwei Abrissanträge eines Vorbesitzers werden von der Stadt abgelehnt. 2016 erwirbt die Kölner Familie Stumm das Gebäude und beginnt die Sanierung. (spe)

„Das gesamte Fundament bröckelte weg und hielt eigentlich nur noch durch das Gewicht des Hauses“, berichtet der gelernte Anlagenlüftungsbauer. „Wir haben das ganze Haus mit Wagenhebern 18 Zentimeter angehoben, um das Fundament zu erneuern.“ Heute wird das Haus von einem neuen Stützkorsett getragen, dass hinter die historische Fassade gesetzt wurde.

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Nun stehen nur noch einige Innenarbeiten und der Außenanstrich an, zudem das historische Kellergewölbe. Dann ist der Rommerscheider Hof wieder fit für die nächsten Jahrhunderte.