Schule33 Kinder für offenen Ganztag abgelehnt – existenzielle Folgen befürchtet
Bergisch Gladbach – An der Gemeinschaftsgrundschule Wittenbergstraße in Refrath fehlen Plätze im offenen Ganztag (OGS). 33 Kinder könnten im nächsten Schuljahr ohne verlässliche Betreuung nach dem Unterricht dastehen, kritisiert die frisch gegründete Elterninitiative „Jedem Kind seinen Schulplatz“.
In einem offenen Brief an Bürgermeister Lutz Urbach fordert die Initiative die „kurzfristige Schaffung der fehlenden 33 OGS-Plätze an der GGS Wittenbergstraße in angemessenen Räumlichkeiten und mit pädagogischem Personal“.
Für die betroffenen 33 Familien, die in den nächsten Tagen die ablehnenden Bescheide erhielten, habe ein fehlender Platz im Offenen Ganztag massive familiäre, finanzielle, berufliche und letztlich existenzielle Konsequenzen, begründet Esther Cahen die Forderungen. Die Mutter von zwei Kindern hat gerade wieder ihre Berufstätigkeit aufgenommen und benötigt für ihren Sohn eine sichere Betreuung bis 15 Uhr. Bleibe ihr Sohn unversorgt, sei ihre Berufstätigkeit gefährdet, fürchtet sie. „Ein Schulplatz ohne OGS-Platz bedeutet, dass unsere Kinder um 11.30 Uhr Schulschluss haben“, betont Cahen. Selbst mit einer Teilzeitstelle seien solche Zeiten nicht vereinbar.
Die betroffenen Familien, insbesondere die Mütter – würden auf diese Weise in die Arbeitslosigkeit getrieben, sorgen sich die Initiatoren. „Wir sind Polizistinnen, Ärztinnen, Bank- und Versicherungsangestellte, Erzieherinnen, Psychologinnen, Journalistinnen, Krankenschwestern und vieles mehr“, sagt Cahen – qualifizierte Arbeitskräfte, die dem Arbeitsmarkt auf diese Weise verloren gehen könnten. Das Problem der fehlenden Plätze im offenen Ganztag sei seit Jahren bekannt, beklagen die Familien mit Verweis auf den Schulentwicklungsbericht 2012, und es werde sich in den kommenden Monaten noch verschärfen. Cahen: „Dennoch werden wir mit dem Problem alleingelassen..“
Schulen ungleichmäßig ausgelastet
Tatsächlich waren die fehlenden Plätze im Offenen Ganztag auch Thema in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses Anfang März.
Dort hatte die Verwaltung schriftlich mitgeteilt, dass an der Grundschule Wittenbergstraße wegen ungewöhnlich hoher Anmeldezahlen eine zusätzliche Schulklasse eingerichtet werden müsse und in der Folge viele Kinder nicht mit einem OGS-Platz versorgt werden könnten.
Hintergrund ist das Problem, dass die fünf Refrather Grundschulen nicht gleichmäßig ausgelastet sind. Im ganzen Stadtgebiet bietet die Stadt 2710 außerschulische Angebote an Ganztagsgrundschulen an. Hört sich erst einmal viel an, aber die Probleme liegen eben in der Verteilung.
Die beiden Gemeinschaftsgrundschulen in Refrath sind überlastet, während an den drei katholischen Grundschulen noch Kapazitäten frei sind. Da Eltern aber einen Anspruch auf einen nicht-konfessionell gebundenen Schulplatz für ihre Kinder haben, hat die Stadt ein Verfahren zur Umwandlung der katholischen Grundschulen in Gemeinschaftsschulen angestoßen. Entscheidungsberechtigt sind allerdings allein die Eltern der betroffenen katholischen Grundschüler. Anfang Mai sollen die ersten Informationsversammlungen für Eltern stattfinden, ihr Votum soll noch vor den Sommerferien eingeholt werden.
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Als provisorische Lösung hatte man an der Schule Wittenbergstraße einen alten Werkraum als zusätzlichen Klassenraum für eine zweite Eingangsklasse hergerichtet, wohl wissend, dass zusätzliche Schüler auch zusätzlichen Bedarf an Plätzen im Offenen Ganztag zur Folge haben.
Derweil geht die Zitterpartie für die Refrather Eltern weiter, die auf die Bescheide für die Plätze im Offenen Ganztag warten. Sollte sich keine kurzfristige Lösung des Problems abzeichnen, kündigte die Initiative für Dienstag kommender Woche eine Protestdemonstration vor dem Rathaus am Konrad-Adenauer-Platz an.