Im kommenden Frühjahr soll der Bau des neuen Mehrgenerationenhauses in Bergisch Gladbach-Refrath starten. Wir stellen das Projekt vor.
Lange VorbereitungSo soll das neue Mehrgenerationenhaus in Refrath aussehen
Es geht voran. Nach langwierigen und komplizierten Vorbereitungen soll der Bau eines Mehrgenerationenhauses in Bergisch Gladbach-Refrath nun endlich realisiert werden. „Die Ausschreibung für den Rohbau ist raus“, kündigt Sabine Merschjohann, Chefin der Rheinisch-Bergischen Siedlungsgesellschaft (RBS), an.
Das Unternehmen wird das Wohnprojekt mit 30 Wohnungen und neun Apartments in der Straße An der Wallburg finanzieren, später auch vermieten und verwalten. Im Frühjahr 2023 sollen die Bauarbeiten starten.
Noch sind nicht alle Knoten gelöst, die sich im Laufe der langjährigen Planungszeit seit 2016 gebildet haben. So wird die technische Ausstattung – zum Beispiel, eine Wärmepumpenheizung ja oder nein – noch diskutiert und abgewogen. Und zum Baupreis kann sich die Geschäftsführerin nicht endgültig festlegen. Bei dem zuletzt genannten Investitionsvolumen von mehr als acht Millionen Euro schüttelt Sabine Merschjohann inzwischen nur den Kopf: „Die Summe ist längst nicht mehr zu halten.“
Erleichterung ist bei den Vertretern der zwei beteiligten Vereine, Dorothea Corts von „mitein-anders“ und Michael Berzbach von „Wohnfreu(n)de Refrath“, zu spüren. Die Jahre des Wartens forderten Geduld und Nerven. Doch ihre Überzeugung für das Bauvorhaben ist unvermindert stark. „Wir sind sehr dankbar, dass wir die RBS für das Projekt gewonnen haben“, betont Doro Corts. Gleichwohl: „Es ist schwierig die Interessentengruppe für dieses Wohnprojekt so lange zusammenzuhalten“, sagt Berzbach. „Auch ist es frustrierend, wie viele bürokratische Auflagen wir zu bewältigen hatten.“
Für ein gemeinschaftliches Wohnen von jung bis alt und für Menschen mit Behinderung, ist ein Wohngebäude mit zwei Eingängen geplant. Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner werden mehr als nur Nachbarn sein. Die Nachfrage interessierter Mieter sei groß, bestätigen die Vereinsvorsitzenden. „Wir haben einen Aufnahmestopp, weil wir die Nachfrage nicht decken können“, erklärt Berzbach. Vor allem ältere Menschen, die sich Unterstützung im Alltag wünschen, hätten ein großes Interesse an dieser Wohnform, weiß Doro Corts.
Die 30 Wohnungen sollen je zu einem Drittel vergeben werden auf die Altersgruppen bis 40 Jahre, 40 bis 60 Jahre und über 60 Jahre. Die neun Apartments sollen als Wohngruppe behinderten jungen Menschen vorbehalten bleiben. Berzbach: „Es sind alles ehemalige Schülerinnen und Schüler der Fröbel-Schule.“ Der Förderverein der Schule unterstütze ebenso seit langem das Wohnprojekt Mehrgenerationenhaus.
Chancen hätten aktuell noch Bewerber unter 40 Jahren, so Berzbach. Voraussetzung sei vor allem das grundsätzliche Interesse an den Belangen anderer Bewohner des Hauses, Offenheit für Inklusion und Engagement für die Allgemeinheit. „Es geht um das grundsätzliche Wollen. Es kann vielleicht nicht jeder mit jedem, aber wichtig ist, es bleibt niemand allein“, erläutert es Doro Corts.
Die Baugenehmigung hat die Siedlungsgesellschaft seit April dieses Jahres auf dem Tisch. Immerhin zweieinhalb Jahre hat sich die Bearbeitung des Bauantrags bei der Stadtverwaltung Bergisch Gladbach hingezogen. Sabine Merschjohann kalkuliert gute zwei Jahre Bauzeit für die Wohngebäude bis Mitte 2025. Für die neun Apartments und neun weitere Wohnungen will sie Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau beantragen. 21 Wohnungen werde die RBS frei finanzieren.
Dafür jonglieren die Geschäftsführerin und ihr Team intensiv mit Zahlen. Beim Thema Nachhaltigkeit: „Wir müssen jetzt mit dem bauen, was am Markt möglich ist.“ Mit Blick auf Handwerksbetriebe und Material: „Wir hoffen, dass im kommenden Jahr die Kapazitäten wieder da sind.“ Bei allem besteht die Gewissheit: Die Baupreise am Markt sind nicht stabil.
Und weil Sabine Merschjohann weiß, dass momentan kein Unternehmer über zwei Jahre einen Festpreis vereinbart, hat sie die Gesellschafter der RBS überzeugt, bei den Preissteigerungen bis zu einem gewissen Maß mitzugehen. Das heißt, die Wohnungsgesellschaft darf beim Bau des Mehrgenerationenhauses Verluste machen. Eine Ausnahme. „Trotzdem muss es wirtschaftlich darstellbar sein“, so Merschjohann.
Auch als Vermieterin sei die RBS gefordert. „Von allen Seiten kommen Preiserhöhungen, vor allem bei den Energiekosten, und wir sollen dabei die Mieten niedrig halten.“ Bisher arbeite die Gesellschaft bei Neubauten mit Gesamtbaukosten von 2312 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Damit liege die RBS 200 Euro unter dem bundesweiten Schnitt.
Eine Planung über viele Jahre
Die Realisierung des Bauprojektes Mehrgenerationenhaus im Stadtteil Refrath wurde ab 2016 geprüft. Im Frühjahr 2017 folgte der Ausschussbeschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplanes. Dieser im Jahr darauf erarbeitet worden und im Oktober 2019 vom Rat der Stadt Bergisch Gladbach unter dem Titel „B-Plan An der Wallburg“ abgesegnet worden.
Zu diesem Zeitpunkt war die Rheinisch-Bergische Siedlungsgesellschaft (RBS) inzwischen neue Eigentümerin des Baugrundstücks, eine Grünfläche zwischen dem Wohnhaus Nr. 7 und dem Friedhof. Sie hat die Fläche von der Stadt gekauft. Bis zur Genehmigung des Bauantrags sind zweieinhalb Jahre vergangen. Der Entwurf für das Wohngebäude stammt von dem Gladbacher Architekten Jürgen Kreft.