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Hilfe für ButschaLand und Straßen NRW spenden Spezialfahrzeuge für Gladbachs Partnerstadt

Lesezeit 5 Minuten
Auf dem Foto ist die Übergabe der Fahrzeuge auf dem Hof der Straßenmeisterei Solingen zu sehen, mit Bürgermeister Frank Stein, Landtagsabgeordneten Martin Lucke und der Gladbacher Vize-Bürgermeisterin Anna Maria Scheerer.

Übergabe der Fahrzeuge auf dem Hof der Straßenmeisterei Solingen, mit Bürgermeister Frank Stein, Landtagsabgeordneten Martin Lucke und der Gladbacher Vize-Bürgermeisterin Anna Maria Scheerer.

Wichtige Spezialfahrzeuge sollen im nächsten Hilfskonvoi in die Gladbacher Partnerstadt in der Ukraine, Butscha, transportiert werden.

Ein Handyfoto ist die erste Nachricht, die an diesem kalten Morgen aus dem Bergischen nach Butscha geht. Darauf zu sehen: vier vollausgerüstete Straßenmeistereifahrzeuge, darunter zwei Lkw mit eigenem Kran, wie sie in Bergisch Gladbachs Partnerstadt dringend benötigt werden.

Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: ein Herz-Emoji. Wir freuen uns riesig. In einer bislang einmaligen Kooperation von Lokalpolitikern, Landtagsabgeordneten, NRW-Finanz- und Verkehrsministerium sowie dem Landesbetrieb Straßen NRW ist es gelungen, vier Straßenmeistereifahrzeuge samt Zusatzgeräten wie Winterdienstausrüstung für den nächsten Bergisch Gladbacher Hilfskonvoi in ihre ukrainische Partnerstadt Butscha zu bekommen.

Gemeinsam abgeholt

Ehrenamtliche Helfer des Partnerschaftsvereins und der Feuerwehr Bergisch Gladbach haben die Fahrzeuge gemeinsam mit Bürgermeister Frank Stein (SPD), Vize-Bürgermeisterin Anna Maria Scheerer (Grüne) und dem Landtagsabgeordneten für Bergisch Gladbach und Rösrath, Martin Lucke (CDU), in der Straßenmeisterei Solingen abgeholt.

„Solche Fahrzeuge werden in Butscha gerade sehr dringend gebraucht, um die bei den russischen Angriffen zerstörte Infrastruktur wieder instand zu setzen“, so Gladbachs Feuerwehrchef Jörg Köhler. Wie Bürgermeister Frank Stein, mit dem er bereits in der durch Gräueltaten russischer Soldaten weltweit bekannt gewordenen neuen Gladbacher Partnerstadt war, und der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, Frank Haag, hält er engen Kontakt zu den ukrainischen Partnern.

Für den Hilfskonvoi

Fünf Hilfskonvois hat Bergisch Gladbach bereits nach Butscha gebracht, unter anderem mit Lebensmitteln, Werkzeugen, Generatoren, Rettungswagen und Löschfahrzeugen sowie elf Linienbussen zur Wiederinbetriebnahme der Busverbindung zwischen Butscha und der 30 Kilometer entfernten ukrainischen Hauptstadt Kiew. „Es ist sehr schön, wenn auch die Straßenmeistereifahrzeuge auf diese Weise noch eine so wichtige Aufgabe erfüllen können“, sagt Andrea Sommer von Straßen NRW bei der Fahrzeugübergabe.

Feuerwehrchef Jörg Köhler steuert das Multicar nach Gladbach.

Feuerwehrchef Jörg Köhler steuert das Multicar nach Gladbach.

Für die Leiterin des Fuhrparkmanagements der 56 Straßenmeistereien des Landesbetriebs war die Übergabe der ausrangierten Straßenmeisterei-Fahrzeuge in die humanitäre Hilfe für Butscha Neuland. „Normalerweise müssen natürlich sämtliche ausrangierten Fahrzeuge in die Vermarktung gehen, das war nur mit einer Ausnahmegenehmigung des Finanzministeriums möglich.“

Über Parteigrenzen

Für die hatten sich Politiker aus Rhein-Berg über Parteigrenzen hinweg gemeinsam eingesetzt. Nachdem der ehrenamtliche Konvoi-Fahrer Ralph Lütz aus Burscheid an der dortigen Straßenmeisterei ausrangierte Fahrzeuge gesehen hatte, wie sie in Butscha dringend gebraucht werden, hatten Feuerwehrchef Jörg Köhler und Bürgermeister Frank Stein zunächst den direkten Kontakt aufgenommen.

Auf dem Zandersgelände werden die Fahrzeuge später für den Konvoi aufbereitet.

Auf dem Zandersgelände werden die Fahrzeuge später für den Konvoi aufbereitet.

Allerdings waren die Fahrzeuge bereits für die reguläre Versteigerung eingeplant. „Es ist ja auch richtig, dass öffentliches Eigentum, auch nachdem es ausrangiert worden ist, noch verwertet wird“, so Stein. Arne Meinhardt, der Geschäftsführer der Kreistagsfraktion der Grünen, nutzte unterdessen Kontakte ins NRW-Verkehrsministerium, um auf offiziellem Weg um Unterstützung für die Bergisch Gladbacher Butscha-Hilfe zu bitten. „Dort erfuhr ich, dass für die Verwertung allerdings das Finanzministerium zuständig ist“, erzählt er.

Es ist faszinierend zu sehen, was erreicht werden kann, wenn alle zusammen an einem Strang ziehen
Jörg Köhler, Feuerwehrchef und ehrenamtlich aktiv im Partnerschaftsverein

Nun kam Landtagsabgeordneter Martin Lucke ins Spiel und setzte sich seinerseits beim NRW-Finanzministerium für die Unterstützung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha und ihrer außergewöhnlichen Hilfskonvois ein. „Wir stehen gemeinsam fest an der Seite der Ukraine. Da ist es denklogisch, dass wir die Möglichkeiten, die wir haben auch nutzen“, so Lucke.

Werkstattleiter Michael Krusbersky (l.) weist Christian Fischer in die besondere Technik ein.

Werkstattleiter Michael Krusbersky (l.) weist Christian Fischer in die besondere Technik ein.

Mit Erfolg: Es gab grünes Licht für die Abgabe von zunächst zwei Lkw mit Ladekran. Greifer-Baggerschaufeln gibt’s auch noch dazu. „Genau das, was in Butscha unter anderem für die Reparatur von Leitungen zum Gräbenziehen dringend gebraucht wird“, weiß Christian Fischer von der Feuerwehr Bergisch Gladbach.

Als gelernter Lkw-Mechaniker koordiniert er die Fahrzeugbeschaffung für die Hilfskonvois nach Butscha. Zu den beiden Lkw kommen schließlich noch ein Multicar sowie ein Kleinlaster mit Ladefläche hinzu, so dass die Helfer am Ende vier Fahrzeuge nach Bergisch Gladbach steuern konnten, nachdem der Werkstattleiter der Solinger Straßenmeisterei, Michael Krusbersky, die Fahrer auf die besondere Technik der Fahrzeuge eingewiesen hatte.

„Ist schon was anderes, mit so einem breiten Schneeschild vor dem Wagen unterwegs zu sein“, sagt Arne Meinhardt auf dem Rückweg über die Autobahn lächelnd: „Aber es geht gut.“

Papier kommen noch

Für die Fahrt in die Ukraine sollen die Räumvorbauten noch abmontiert und auf andere Hilfskonvoi-Lkw verladen werden, um die Fahrt zu erleichtert. Ohnehin werden die Fahrzeuge in Bergisch Gladbach noch auf- und für die Ausfuhr vorbereitet. „Schließlich müssen auch alle nötigen Papiere erstellt werden, um sie ordnungsgemäß über die Grenze in die Ukraine zu bekommen“, so Christian Fischer.

In einem sechsten Gladbacher Hilfskonvoi sollen die Fahrzeuge dann noch in diesem Frühjahr zusammen mit weiteren Hilfsgütern und Fahrzeugen bis nach Butscha gebracht werden. Teilweise indes auf Tiefladern und nicht „auf eigener Achse“, so wie Feuerwehrchef Köhler das Multicar mit Mähwerk von Solingen nach Bergisch Gladbach steuert. Über Landstraßen, denn das Gefährt schafft maximal Tempo 62. „Bis Butscha bräuchten wir so ziemlich lange“, sagt er augenzwinkernd. „Die Fahrzeuge sind eine großartige Unterstützung für Butscha“, bedankt sich Bürgermeister Stein nach der Übergabe.

„Sie werden unseren Partnern in der Ukraine nicht nur eine große praktische Hilfe sein, sondern auch helfen, ein Stück weiter zur Normalität zurückzukehren, was für die Menschen vor Ort sehr wichtig ist und es geflüchteten Landsleuten ermöglicht, wieder in ihre Heimat zurückzukehren.“


Die Fahrzeuge:

  1. Mercedes -Lkw, Baujahr 2008, mit Winterdienstausstattung, Kran und Schaufelgreifer
  1. Mercedes -Lkw, Bj. 2004 mit Winterdienstausstattung, Kran und Schaufelgreifer
  1. Mercedes-Pritsche, Bj. 2001
  1. Multicar, Bj. 2006, mit Mähvorsatz und Winterdienstausstattung (Streuer/Pflug)

Ein weiteres Projekt des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach – Butscha soll sein, Schülerinnen und Schüler aus Butscha in Gastfamilien nach Gladbach einzuladen. Wer helfen möchte: Infos unter (0 22 02) 238-413.