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Hängepartie und ZwickmühleVerhandlungen um Zanders sind in der entscheidenden Phase

Lesezeit 5 Minuten

Die Verhandlungen um die Zukunft von Zanders gleichen einer riesigen Baustelle.

Bergisch Gladbach – Die Verhandlungen um die Zukunft der Papierfabrik befinden sich in einer entscheidenden Phase. Der Dienstag war geprägt von hektischen Verhandlungen. Bis spät in den Abend wurde an einem Runden Tisch nach einer Lösung für das Unternehmen gesucht – allerdings ohne den Vertreter der Stadt, Bürgermeister Frank Stein.

Stein hatte dem Insolvenzverwalter eine letzte Frist gesetzt: Bis Montag sollte der Verwalter sich bereit erklären, weiterhin für die Pachtzahlung von Zanders zu garantieren. Sollte das nicht der Fall sein, müsse das Gelände geräumt übergeben werden.

Bürgermeister Frank Stein will nicht mehr am Runden Tisch teilnehmen

Und nach Auskunft der Stadt lehnte der Insolvenzverwalter es weiter ab, in den alten Pachtvertrag wieder einzusteigen. Bürgermeister Frank Stein: „Es macht für mich keinen Sinn mehr, an dem Runden Tisch teilzunehmen. Es gibt einen glasklaren politischen Beschluss – und genau den werde ich umsetzen. Für mehr habe ich kein Mandat.“

Es war immer das Ziel der Papierfabrik einen langfristigen Pachtvertrag mit der Stadt abschließen – was auch das Ziel der Stadt ist. Es gibt einen einstimmigen Beschluss, dass die Sicherung der Arbeitsplätze oberste Priorität habe.

Allerdings gibt es diesen langfristigen Vertrag nur unter bestimmten Bedingungen. Und die zielen alle darauf ab, dass es Garantien gibt, die die Pachteinnahmen (rund 80 000 Euro im Monat) und auch mögliche Stilllegungskosten sichern. Die Stadt will sicher gehen, dass das Gelände geräumt übergeben wird.

Zanders-Eigentümer verlangt Garantien vom Insolvenzverwalter

In dieser Lage ist der Insolvenzverwalter Marc d’Avoine zu einer Schlüsselfigur geworden. Seine Insolvenzgesellschaft hat in den vergangen Monaten die Pacht von Zanders angenommen und sie an die Stadt weitergeleitet.

Die Insolvenzgesellschaft haftete bei diesem Konstrukt auch für die Kosten einer Stilllegung der Fabrik. Ende 2020 stieg d’Avoine auf Beschluss des Gläubigerausschusses aus dem Dreiecksverhältnis aus und verlangte ein direktes Pachtverhältnis zwischen Stadt und Fabrik. Was nicht zustande kam, weil der Stadt die Garantien des Eigentümers nicht ausreichen.

In den vergangen Tagen spitzte sich alles zu. Denn nun erklärte sich nach Informationen dieser Zeitung der Insolvenzverwalter grundsätzlich bereit, das Dreiecksverhältnis zumindest bis Mitte des Jahres fortzuführen – allerdings werden nun vom Insolvenzverwalter Garantien vom Zanders-Eigentümer verlangt.

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D’Avoine kann nicht wie ein Unternehmen handeln und ins Risiko gehen. Er steht in der gesetzlichen Verpflichtung die Masse aus der Insolvenz von Zanders zu bewahren. Eine Zwickmühle: Geht Zanders erneut in die Insolvenz, verlieren die Gläubiger jede Aussicht auch nur ein Bruchteil (weniger als ein Prozent) ihrer Verluste zurück zu erhalten.

Garantiert die Insolvenzgesellschaft der Stadt die Fortführung des Unternehmens und die Übername der Stilllegungskosten, reicht vielleicht die eigene Masse – das ist im Kern der Wert der Maschinen der Fabrik – gar nicht aus, um die Forderungen der Stadt zu erfüllen. Mit anderen Worten: Ohne finanzielle Garantien wird auch der Insolvenzverwalter nicht auskommen.

Die Wut der 400 Mitarbeiter wird größer

Was also händeringend gesucht wird, ist ein Konstrukt mit dem d’Avoine auf der sicheren Seite ist. Liefern kann das nur der Eigentümer von Zanders, die Jool-Gruppe und ihr Chef Tom Olander. Allen ist klar, dass ohne eine Einigung der Insolvenzverwalter verpflichtet ist, unverzüglich zu handeln: Die Papierfabrik wird abgewickelt.

Immerhin noch rund 400 Menschen sind dort beschäftigt. Für sie ist die Hängepartie eine extreme Nervenprobe. Der Betriebsrat hatte zuletzt betont, dass die Wut der Mitarbeiter größer wird.

Gefordert wird mehr Unterstützung durch die Stadt – die Wut richte sich nicht gegen den Eigentümer. Obwohl der mit einem nachweisbaren finanziellen Engagement die Verhandlungen sofort zu einem guten Ende führen könnte.

Aufbau und Ende einer Papierfabrik

1582

wird zum ersten Mal von einer Papierfabrik an der Strunde berichtet.

1829

wird die Papierfabrik J.W. Zanders gegründet. Sie bleibt bis 1989 im Familienbesitz.

1983

Gang an die Börse. Die Familie hält die Mehrheit der Aktien. Das Unternehmen heißt nun „Zanders Feinpapiere AG“.

1989

Verkauf der Aktienmehrheit an das amerikanische Unternehmen International Paper.

2000

Die finnische Metsä-Serla Corporation wird Mehrheitsaktionär. Zanders wird eine Gesellschaft innerhalb des finnischen Konzerns und heißt M-real Zanders GmbH.

2012

Umbenennung in Metsä Board Zanders GmbH.

2013

Der Betriebsrat der Metsä Board Zanders GmbH wird für sein Engagement für den Erhalt der Papierfabrik mit dem Deutschen Betriebsräte-Preis in Gold ausgezeichnet.

2015

Verkauf des Unternehmens zu einem negativen Preis an die Münchener Mutares AG. Das Münchener Unternehmen erhält Barmittel. Der finnische Konzern sichert sich so, keinesfalls für die Kosten einer Betriebsschließung aufkommen zu müssen. Das Unternehmen wird in Zanders GmbH umbenannt.

2017

Die Stadt kauft große Teile des Zanders-Geländes, die nicht mehr zur Produktion genutzt werden.

2018

Insolvenz der Zanders GmbH. Die Stadt kauft das restliche Gelände des Zanders-Areals. Die Papierfabrik wird zum Mieter bei der Stadt. Die Verhandlungen um einen langfristigen Mietvertrag beginnen. Die Stadt fordert Garantien für den Fortbestand des Unternehmens. Das insolvente Unternehmen wird an eine skandinavische Investorengruppe verkauft und heißt nun Zanders Paper GmbH.

2019

Die schwedische Jool Gruppe übernimmt die Mehrheit der Anteile.

2020

Fortwährende Verhandlungen um den Pachtvertrag. Die Stadt setzt dem Unternehmen eine Frist bis zum 31. Dezember. Andernfalls müsse das Unternehmen vom Insolvenzverwalter abgewickelt werden und das Gelände übergeben werden.

2021

Stadt setzt dem Unternehmen und dem Insolvenzverwalter eine letzte Frist bis zum 18. Januar.