Protest gegen WohnblöckeAnwohner wollen grüne Oase in Refrath retten
Bergisch Gladbach – In Refrath sollen 23 Reihen- und Doppelhäuser sowie ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen gebaut werden: auf einer zurzeit als Pferdewiese genutzten Grünfläche.
Die Anwohner legen schon seit Jahren massiven Protest dagegen ein, weil sie zusätzlichen Verkehr und eine Zerstörung der Umwelt befürchten. Sie geben nicht auf, obwohl die Vorzeichen schlecht stehen.
Die Anwohner richten einen dringenden Appell an Stadtverwaltung sowie die drei Fraktionen des Ampelbündnisses, um das Neubaugebiet auf dem Areal zwischen Alte Marktstraße, Im Holz und Beningsfeld doch noch zu verhindern.
Online-Petition soll bei der Rettung helfen
„Nicht nur zum Eigennutz und -schutz“, heißt es in der E-Mail, sondern „auch zum Wohle unserer Kinder als nachfolgende Generation und zum Wohle der Stadt, der Natur und Umwelt.“ Eine Online-Petition soll ebenfalls dazu beitragen, die Wiese vor einer Versiegelung zu retten.
Die Hoffnung ist, bei SPD und FDP ein Umdenken zu erreichen. Denn mit ihrer Zustimmung im Planungsausschuss Anfang Dezember 2020 haben Sozialdemokraten und Liberale dafür gesorgt, dass das B-Plan-Verfahren von einer Mehrheit getragen wird.
Die Grünen haben geschlossen dagegen gestimmt. Für solche Fälle aus der Vergangenheit hat die Ampelkooperation vereinbart, dass Positionen vor der Kommunalwahl bestehen bleiben dürfen.
Geförderter Wohnraum entsteht nur in sechs der acht Wohnungen
Das Argument der SPD, das Bauprojekt trage dazu bei, mehr günstigen Wohnraum in Bergisch Gladbach zu schaffen, lassen die Anwohner nicht gelten: Geförderter Wohnraum entsteht nur in sechs der acht Wohnungen im Mehrfamilienhaus. Das ändere nichts an dem Wohnraummangel für Geringverdiener.
Alle andern Objekte auf dem 9000 Quadratmeter großen Gelände sind Einfamilien- oder Doppelhäuser. „Hier scheint die Profitmaximierung des Bauträgers doch im Focus zu stehen“, meint Gerd Corona, einer der Sprecher der Initiative.
Außerdem glauben die Anwohner, die Infrastruktur reiche nicht aus für das Neubauprojekt. Eine weitere Anspannung der Verkehrssituation wird erwartet. „Alte Marktstraße und Im Holz sind überhaupt nicht auf zusätzlichen Verkehr ausgerichtet“, sagt Corona.
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Die nächste Einkaufsmöglichkeit liege mehrere Kilometer entfernt: „Hier gibt es nichts, kein einziges Geschäft“. Es fehle zudem eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. In einer Entfernung von einem Kilometer gebe es lediglich eine Bushaltestelle.
Außerdem befürchten die Anlieger, dass sie für die Kosten der Straßensanierung aufkommen müssen, wenn die schweren Baufahrzeuge abgerückt seien. „Bisher steht dies nicht auf der Kostenstelle des Bauträgers“, kritisiert Corona.
Sorge um Folgen für das Klima durch die Versiegelung
Vor allem aber protestieren die Anwohner gegen eine weitere Versiegelung in Zeiten des Klimawandels. „Klima, das ist doch ein riesiges Thema in der Welt und somit auch in Bergisch Gladbach“, meint Corona. Von der Stadtverwaltung erwartet er deshalb Aussagen zu Emissionen klimawirksamer Gase wie CO2 sowie zur Erhöhung der Lufttemperatur, Verringerung der Luftfeuchtigkeit sowie zur Veränderung des Windfeldes.
Die grüne Oase übernehme bisher die Funktion als Wasserspeicher, das hätten bereits Prüfungen von vor sieben Jahren ergeben. Gebe es die Wiese als Abflussbecken nicht mehr, könnten bei Starkregen Sachschäden an den bestehenden Häusern entstehen.
All dies sind für Corona gewichtige Gründe, dass er sich vorbehält, nach einer Rechtsberatung gegen die Stadt Bergisch Gladbach zu klagen. Bis jetzt haben die Anwohner noch keine Reaktion auf ihre E-Mail erhalten. Die Online-Petition auf der Plattform Compact „Pferdewiese Bebauung Alte Marktstraße/ Im Holz Refrath. Kein Einzelschicksal !?“ hatte nach einem Tag schon 84 Unterstützer (Stand Dienstagmittag).
Das Beteiligungsverfahren läuft bereits
Die öffentliche Auslegung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans Nr. 6130 Alte Marktstraße läuft noch bis zum 26 Februar. Bis dahin können Stellungnahmen abgegeben werden. Die Eingaben der Offenlage werden von der Stadtverwaltung abgewogen und Entscheidungsvorschläge formuliert, ob man ihnen folgt oder nicht.
Auf dieser Grundlage erstellt die Stadtplanung dann den aus ihrer Sicht endgültigen Bebauungsplan, über den dann die Mitglieder des Planungsausschusses entscheiden.