Bergisch GladbachZandrianer enttäuscht – Absage für Transfergesellschaft
Bergisch Gladbach – Auf den Tag eine Woche ist es her, dass der Insolvenzverwalter die Produktion in der Papierfabrik Zanders stillgelegt hat. Die etwa 360 Beschäftigten sind mit leeren Händen gegangen. Sie haben ihre Jobs verloren. Ihre bürgerliche Existenz ist bedroht. Dass es für sie eine von der Stadtverwaltung ins Spiel gebrachte Transfergesellschaft nicht geben soll, empfinden die arbeitslosen Mitarbeiter als weiteren Tiefschlag, berichtet Betriebsratsvorsitzender Taner Durdu.
Eine Transfergesellschaft zur Neuorientierung auf dem Arbeitsmarkt komme nicht in Betracht. Zu diesem Ergebnis ist der von Bürgermeister Frank Stein einberufene virtuelle Runde Tisch gekommen. Teilgenommen haben Vertreter des Insolvenzverwalters, der städtischen Wirtschaftsförderung, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises, der IHK, der Agentur für Arbeit, des Jobcenters, der Regionalagentur, der Kreishandwerkerschaft, der Gewerkschaft IG BCE sowie des Betriebsrates.
Hoffnungen zerstört
Die Voraussetzungen lägen nicht vor, heißt es in der Begründung. Denn eine Transfergesellschaft könne nur dann eingerichtet werden, wenn das insolvente Unternehmen oder ein Investor die Grundfinanzierung übernehme. Die Kosten würden auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Zudem sei „eine Transfergesellschaft ein Instrument, für den Übergang des Personals aus einem Unternehmen in ein konkretes anderes Unternehmen mit neuem Investor“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.
Das sei nicht gegeben. Als Erfolgsfaktoren für berufliche Perspektiven sehen die Beteiligten stattdessen „qualifizierte Mitarbeiter-Profile“, bei deren Erstellung die Agentur für Arbeit unterstützen will. Diese Profile sollen gebündelt auf einer Online-Plattform bereitgestellt und an Netzwerke weitergegeben werden. Darüber hinaus soll eine Jobbörse durchgeführt werden – unter Bedingungen der Corona-Pandemie. „Die Mitarbeiter sind zutiefst enttäuscht“, berichtet Taner Durdu von Statements in einer Whats-App Gruppe der arbeitslosen Beschäftigten.
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Alle hätten sehr große Hoffnungen gesetzt in den am Tag der Werksschließung von der Stadt unterbreiteten Vorschlag einer Transfergesellschaft: „Jetzt stehen sie mit nichts da“, sagt Durdu. Die Belegschaft habe überhaupt keine Erfahrungen darin, sich zu bewerben und zu präsentieren. Die meisten hätten ihr Leben lang bei Zanders gearbeitet. Und vergleichbare Arbeitgeber gebe es in der Region kaum. Deshalb hält Durdu eine Transfergesellschaft für optimal, wo die Betroffenen individuelle und gezielte Unterstützung erhielten, um eine neue Anstellung zu finden. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein Drittel der Belegschaft einen Migrationshintergrund habe. Durdu hofft, dass sich nun die Politik einschaltet.