Bergisch Gladbacher FallVerdächtige sollen Kinder für Missbrauch getauscht haben
- Der Kindesmissbrauchsfall von Bergisch Gladbach ist nach Erkenntnissen der Ermittler wie ein großes Puzzle – der Kreis der Verdächtigen wird immer größer.
- Ein verdächtiger Familienvater aus Krefeld sitzt in Untersuchungshaft und hat umfassend ausgesagt.
- Demnach verging sich der Mann nicht nur an seiner eigenen Tochter, sondern auch an der Nichte eines Komplizen.
Köln – In dem Bergisch Gladbacher Fall um den Missbrauch von Kindern in NRW und Hessen hat sich ein neuer Verdacht ergeben. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Ermittlerkreisen erfuhr, sollen einige der Beschuldigten ihre Kinder ausgetauscht haben, um sie zu missbrauchen.
Dies geht aus Aussagen eines Verdächtigen aus Krefeld hervor, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt. Demnach hat der Enddreißiger nicht nur seine Tochter, sondern auch die Nichte eines Komplizen aus Viersen missbraucht.
Die Ermittler waren über einen Mann aus Bergisch Gladbach auf ein Chatnetzwerk von Missbrauchs-Tätern gestoßen. Allein auf seinem Handy sollen sich Tausende von Kinderpornodateien befunden haben. Ferner fanden sich Chatgruppen mit bis zu 1800 Mitgliedern. Weitere Nachforschungen und Hinweise aus Chats führten laut Angaben von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags inzwischen zu sechs Tatverdächtigen und neun Opfern.
Zu den Verdächtigen gehört ein Familienvater aus Krefeld. Bei einer Durchsuchung vor drei Tagen entdeckte die Polizei auf Datenträgern ebenfalls große Mengen an Kinderpornos. Zudem lieferte die Tochter des Beschuldigten den ersten Hinweis auf einen weiteren mutmaßlichen Täter. Auf Nachfrage der Polizei berichtete ihr Vater, dass es sich um einen Bekannten aus Viersen handele. Dieser habe ihm auch seine Nichte zugeführt. Ferner erfuhren die Beamten, dass der Komplize Onkel zweier Kinder sei, die mit ihrer Familie in Aachen lebten. Der Onkel übernachte derzeit dort bei seinen Verwandten.
Haftbefehl gegen Mann aus Viersen
Noch in derselben Nacht fuhr die Polizei zu der Aachener Adresse und nahm den Verdächtigen fest. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen den Mann aus Viersen beantragt. Gegen die Verwandten, bei denen der Verdächtige festgenommen wurde, besteht offenbar noch kein Tatverdacht.
Die Kölner Kriminalpolizei hat inzwischen eine Sonderkommission mit mehr als 200 Beamten gebildet, um den umfangreichen Ermittlungskomplex abzuarbeiten. Die Opfer sind zwischen elf und einem Jahr alt. Bei Durchsuchungen in neun Wohnobjekten ist inzwischen ein Datenvolumen von zehn Terabyte sichergestellt worden. Dabei handelt es sich um Millionen von Dateien, die nun durch Spezialisten ausgewertet werden müssen.
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Offenbar sind die Ermittler auf einen riesigen Missbrauchszirkel und Tauschbörsen von Kinderpornografie gestoßen. Beamte, die mit dem Fall betraut sind, sprachen von einem Puzzle. „Je tiefer wir in dieses Chatnetzwerk eindringen, desto größer wird der Täterkreis“, heißt es.
Dabei spielt Geld in den Milieus keine Rolle. „Die Kinderporno-Szene ist aktiver und vernetzter denn je“, warnte Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk von der Zentralstelle gegen Internetkriminalität Frankfurt/Main bereits vor Monaten. Dabei gehe es nicht so sehr ums Geld, erklärte Ungefuk „die Währung machen neue Bilder, neue Clips, neues Material aus“. Die Konsumenten hätten sich schnell satt gesehen und verlangten stets nach neuem Stoff. Die Kölner Ermittler arbeiten sich mit Hochdruck durch die riesigen Konvolute beschlagnahmter Fotos und Videos. Man solle die Ermittler nun in Ruhe arbeiten lassen, mahnte Innenminister Reul.