Tod eines Bergisch Gladbachers„Restrisiko hat leider zu schrecklichem Unfall geführt“
Nachdem ein 62-jähriger Bergisch Gladbacher an der Nordwand der Zugspitze tödliche verunglückt ist, ermittelt die Polizei derzeit noch zur Ursache, die zum Absturz des erfahrenen Alpinisten führte, der Mitglied in der Sektion Rheinland/Köln des Deutschen Alpenvereins (DAV) war. Mit dem Pressesprecher des DAV-Bundesverbands, Thomas Bucher, hat Guido Wagner gesprochen.
Können Sie sich erklären, wie es zu dem Absturz in der Nordwand der Zugspitze gekommen ist?
Wir wissen da auch noch nicht mehr, als die Polizei auch Ihnen berichtet hat. Da müssen wir die weiteren Ermittlungen abwarten.
Sowohl der 62-jährige Bergisch Gladbacher als auch sein 55 Jahre alter Begleiter aus Köln galten als erfahrene Kletterer, waren Mitglied im Deutschen Alpenverein und haben die Tour auch darüber organisiert. Wie schwer ist der Weg, den sie auf die Zugspitze gegangen sind?
Die Route, die ich selbst noch vor sieben Wochen gegangen bin, ist im Kletterbereich überwiegend leicht, hat Schwierigkeitsgrade von 1 bis 2, mal 3 oder 4- auf der Skala bis 12, aber er ist relativ lang und hat einige exponierte Stellen. Da muss man schon Erfahrung haben. Erfahrung, die die beiden zweifellos hatten. Aber natürlich bleibt bei solchen Touren immer ein Restrisiko. Und das hat leider zu diesem schrecklichen Unfall geführt.
Wie lang ist ein Bergsteiger auf dem Steig denn unterwegs?
Das können schon bis zu zehn Stunden sein. Ein besonders trainierter schafft es aber auch in drei oder vier Stunden.
Ist die die „Eisenzeit“-Kletterroute eine besonders schwierige?
Da gibt es viele Touren, die deutlich schwieriger sind.
In Agenturmeldungen war davon die Rede, dass es nur wenige Haken auf der Route gibt.
Ja, das stimmt. Aber eine Kletterroute ist – anders als ein Wanderweg – auch kein Verkehrsweg, auf dem eine Verkehrssicherungspflicht bestünde. Da ist jeder für sich selbst verantwortlich. Und die Tour auf die Zugspitze war von der Sektion in Köln auch als Gemeinschaftstour ausgeschrieben. Das heißt: Da gibt es keine Führungsperson, da sind alle Tourteilnehmer gleichberechtigt.
Ist es üblich, dass man dann nur zu zweit unterwegs ist?
Das ist nicht unüblich. Ursprünglich wollten sie wohl zu dritt dort hinauf, dann ist aber einer wegen Knieproblemen nicht mit eingestiegen.
Wie entstehen Kletterrouten wie die „Eisenzeit“?
In der Regel sind es Privatleute, die solche Wege erstbegehen. Jeder muss selbst schauen, wie und wo er sichern muss. Deshalb machen die Menschen so etwas ja auch: wegen des Abenteuers. Die „Eisenzeit“ selbst besteht im unteren Bereich aus einem uralten Klettersteig, der für die Arbeiter beim Bau der Zahnradbahn auf die Zugspitze in den 1930er Jahren angelegt wurde. Man kommt da unterwegs an Stollen vorbei, an Unterkünften der Arbeiter von damals, an Eisenteilen vom Bau der Zahnradbahn – deshalb heißt der Steig auch „Eisenzeit“.
Wie häufig wird dieser Steig denn begangen?
Gleich daneben verläuft der Normalaufstieg durch das Höllental, der deutlich stärker begangen ist. Da gehen im Schnitt sicher mehr als 100 Bergsteiger pro Tag rauf. Auf der „Eisenzeit“-Route sind es im Vergleich vielleicht zwei bis vier.
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Sind dort schon häufiger so schwere Unfälle passiert?
Auswertungen dazu liegen mir nicht vor. Ich denke aber, dass deutlich mehr Unfälle am Jubiläumsgrat passieren als an der „Eisenzeit“ – schon allein, weil der von viel mehr Menschen begangen wird.