Seiner Ex-Freundin das Leben zur Hölle gemacht hat ein 36-jähriger verlassener Mann in Bergisch Gladbach. Jetzt stand er vor Gericht.
31-Jähriger vor GerichtBergisch Gladbacher zu Geldstrafe verurteilt, weil er Ex-Freundin verfolgte
Trotz einer Gewaltschutz-Anordnung des Bensberger Familiengerichtes, wonach er sich von der 31-Jährigen fernzuhalten habe, soll er ihr aufgelauert und sie, ihren Chef und ihren neuen Partner bedroht haben, einmal sogar bei ihrer Ankunft zu nachtschlafender Zeit auf dem Köln/Bonner Flughafen.
Jetzt stand der aktuell mittellose Mann vor Gericht. Dort zeigte er im Rahmen seiner Möglichkeiten sogar Reue und erhielt seine Strafe: 1500 Euro Geldstrafe für neun Verstöße gegen das Gewaltschutzgesetz sowie Körperverletzung und Bedrohung.
„Hören Sie auf damit, sonst sehen wir uns hier immer wieder“, spricht die Staatsanwältin im Schlussplädoyer den ihr gegenübersitzenden Ibrahim Y. (Namen geändert) an. Die Mehrzahl der Verstöße hat der Mann zugegeben: dass er immer wieder Elke K. aufgesucht habe, zuhause und auf der Arbeit, und dass er in ihre Wohnung eingedrungen sei.
Aber aus seiner Sicht hat er gute Gründe dafür gehabt, da sie ihm nach elfjähriger Beziehung sang- und klanglos den Laufpass gegeben habe. Gewalttätig sei er zum Ende der Beziehung im vergangenen Herbst aber nicht mehr geworden. Das sei er früher gewesen, habe es sich in einer Langzeittherapie aber abtrainiert.
Gegen die behauptete Gewaltlosigkeit im Umgang danach sprechen freilich die Zeugenaussage von Elke K. und Lichtbilder der Polizei. Elke K. berichtet vor Gericht, wie sie sie sich in ihrer Wohnung aufgehalteben habe, als es geklopft habe und jemand „Post“ gerufen habe. „Ich habe seine Stimme in dem Moment nicht erkannt und habe die Tür aufgemacht.“ Ibrahim habe sie am Hals gepackt und gewürgt, sie sei zu Boden gestürzt. Auf ihrer Hilfeschreie hin seien ein Handwerker und Nachbarn hinzugeeilt, wodurch die gefährliche Situation beendet worden sei. Wie genau, wisse sie nicht mehr.
Während Elke K., im Saal weniger als zwei Meter von ihrem Ex-Partner entfernt, erkennbar nervös ihre Aussage macht, grimassiert Ibrahim Y.. Einmal hebt er die Hand, als drücke er die Schulbank. Amtsrichter Ertan Güven mahnt ihn zu schweigen, er sei jetzt nicht dran.
Richter wirkt mehrfach eindringlich auf den Angeklagten ein
Güven, der die entsprechende Amtsgerichts-Abteilung und damit auch diesen Fall erst vor zwei Tagen von seiner kurzfristig nach Köln gewechselten Vorgängerin übernommen hat, hat zuvor bereits mehrfach eindringlich auf den Angeklagten eingewirkt: Er könne es bestens verstehen, wenn jemand nach dem Ende einer langjährigen Beziehung bitter enttäuscht sei, „aber wenn einer nicht mehr will, muss der andere das akzeptieren, egal ob Mann oder Frau“.
In seiner jahrzehntelangen Tätigkeit habe er sogar schon ein Paar erlebt, das sich nach 50-jähriger Beziehung getrennt habe. Güven zum Angeklagten: „Schreien Sie, weinen Sie, oder rennen Sie um den Block, aber halten sie Abstand!“
Angeklagter will sich mit neuer Freundin der Zukunft zuwenden
Tatsächlich scheint der Richter mit seiner Art der Ansprache den Angeklagten zu erreichen: „Ich war so verletzt!“ Jetzt wolle er sich der Zukunft zuwenden, zusammen mit seiner neuen Freundin. Tatsächlich, das bestätigt auch die Gestalkte, ist es seit drei Monaten ruhig geworden. Seither seien mit einer Ausnahme auch die früher häufigen anonymen Anrufe ausgeblieben.
„Haben Sie denn nicht die Rufnummer gewechselt?“, fragt der Richter nach. Doch das habe sie, antwortet die junge Frau, die zu dem Prozess von ihrem Vater begleitet wird, doch leider habe das Familiengericht ihre neue Nummer auch dem Angeklagten mitgeteilt. Das gelte im Übrigen auch für ihre nächtliche Ankunft auf dem Flughafen, bei der Ibrahim Y. sie abgepasst hat.
Im Gerichtssaal herrscht in diesem Moment für einen kurzen Moment betretenes Schweigen aufseiten der Justiz. Bei einem noch gröber gestrickten Täter hätte diese behauptete Justizpanne ja noch ganz andere Folgen haben können.