In einer Live-Schalte zum zehnjährigen Bestehen der Städtepartnerschaft berichten Frauen von ihren neuen Realitäten nach dem Überfall der Hamas.
IsraelFrau aus Bergisch Gladbachs Partnerstadt erzählt von Tochter, die von Hamas ermordet wurde
Im Gespräch zum zehnjährigen Bestehen der Städtepartnerschaft von Bergisch Gladbach und Ganey Tikva erzählt Tali Atias die Geschichte ihrer Tochter Doreen. Die 22-Jährige wurde beim Nova Music Festival am 7. Oktober von der Hamas ermordet. Atias erzählt von den letzten Stunden ihrer Tochter, davon, dass sie im November Geburtstag habe und den nie wieder feiern kann. Von ihrem Leben und dem Leben, das sie nicht haben wird.
„Ich werde keine Großmutter für ihre Kinder sein, nicht sehen, wie sie erwachsen wird“, sagt sie. Ihre Rede muss sie zwischendurch unterbrechen, weil sie anfängt zu weinen. Bürgermeister Frank Stein (SPD) ist bei dem Gespräch dabei.
Er betont, dass sie sich nicht quälen muss und auch abbrechen kann, wenn ihr die Situation zu viel wird. Aber Atias stelle sich bewusst dieser Situation, um auf die Schicksale der Opfer aufmerksam zu machen. Doreen sei neugierig gewesen, sei nach ihrem Militärdienst auf Reisen gegangen. „Sie hat Sport geliebt, kannte eine Menge Leute und hatte viele Freunde. Sie war intelligent und das schönste Mädchen, das ich kenne“, beschreibt sie ihre Tochter und hält ein Foto von ihr in die Kamera. „Sie war unglaublich.“
Bergisch Gladbachs Verbundenheit zu Ganey Tikva sei eng
Die Verbindung zu Ganey Tikva ist eng: „Das ist keine Freundschaft, die in der Krise entstanden ist, sondern eine, die sich in diesen schweren Zeiten bewährt“, sagt Stein. Die Verbundenheit zu den Freunden in Ganey Tikva zeigt sich während der Live-Schalte nach Israel mehrmals. Neben Atias haben sich auch Bürgermeisterin Lizy Delaricha und Koordinatorin Ruthy Vortrefflich zugeschaltet.
Der ehemalige Bürgermeister und erste Vorsitzende des Vereins Städtepartnerschaft Ganey Tikva Bergisch Gladbach, Lutz Urbach, kämpft mit den Tränen. Er wendet sich an die Frauen: „Wir waren im März noch bei euch. Da hätte niemand gedacht, dass ein paar Monate später ein Krieg ausbricht“, sagt er. Er wisse, dass die Stadt sehr gut organisiert sei, „eigentlich besser als wir“.
Viele Opfer der Hamas kommen nach Ganey Tikva
Ganey Tikva ist eine hochmoderne Stadt im Speckgürtel von Tel Aviv. „Sie haben eine Bildungsinfrastruktur, von der wir nur träumen können“, sagt Urbach und ergänzt: „Aber wir würden trotzdem gerne helfen.“ Das ginge am besten durch Spenden, die für die Versorgung der neuen Einwohner der Stadt, unter denen besonders Opfer der Hamas seien. Die Stadt versorge sie mit allem, was sie brauchten, ob Schulplätze, emotionale Unterstützung oder Lebensmitteln.
„Niemand weiß, ob sie je wieder zurück in ihre Heimat kehren können“, sagt Delaricha. Sie berichtet von der aktuellen Situation in ihrer Stadt: „Es gibt immer noch Raketenangriffe aus dem Gaza-Gebiet und dem Libanon auf Israel und auch in Ganey Tikva ertönen regelmäßig Alarmsirenen, so dass die Menschen sich in Schutzräume und Bunker flüchten müssen.“
Doch die Menschen hätten sich der Situation angepasst, gingen jetzt wieder mehr auf die Straße und zur Arbeit. Sie unterstützten aber weiterhin die Soldaten und organisierten Gedenkveranstaltungen für die Opfer der Hamas. „Das ist unser neues Leben“, sagt sie.
Verein aus Bergisch Gladbach stand schon vor Krieg im engen Austausch mit Israel
Die Partnerschaft wird hauptsächlich durch den Verein Städtepartnerschaf Ganey Tikva Bergisch Gladbach getragen. Der stand auch vor dem Krieg in engem Austausch mit Lizy Delaricha und Ruthy Vortrefflich.
Stein nimmt den Jahrestag und die aktuelle Situation zum Anlass, dem Verein beizutreten. „Eure Freundschaft und eure Unterstützung bedeuten uns die Welt“, sagt Delaricha. Auch sie scheint Schwierigkeiten zu haben, ihre Tränen zurückzuhalten. Die Israelis würden für ihre Soldaten beten und dafür, dass der Frieden zurückkehre. „Das ist eine der schwierigsten Situationen, der wir uns jemals stellen mussten. Aber wir stehen in Israel und Ganey Tikva so eng zusammen, wie niemals zuvor“, erzählt sie. Der Rathauschef: „Wir stehen hinter Israel und tun, was wir können, um unseren Freunden dort zu helfen.“
Etwas, das sehr helfe, sei zuhören. Tali Atias fährt mit ihrer Geschichte fort: Ihr Sohn ist 27 Jahre alt und wollte vor kurzem heiraten. „Aber er ist verstört und kann nicht mehr. Es ist, als sei die Zeit stehengeblieben“, sagt sie. Der Terrorangriff vom 7. Oktober sei noch immer omnipräsent.
Eine Freundin ihrer Tochter ist unter den Geiseln der Hamas. „Ihre Eltern haben auf einem Video gesehen, wie sie vergewaltigt wurde“, erzählt Atias. Die Terroristen hätten den Frauen und Kindern Dinge angetan, die sich niemand vorstellen kann. Sie fügt hinzu: „Wir sind ein Staat im Trauma, mit einem großen gebrochenen Herzen.“