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Bergischer Gladbacher FolienproduzentKaum einer will noch Corona-Kittel

Lesezeit 3 Minuten
Schutzkittel_Produktionsstrasse (1)

Die Produktionsmaschine  in der Firma Joke Folienschweißtechnik: Die Folie wird aus Rollenware geschnitten, geschweißt und zum Kittel gestanzt.

  1. Der Bergisch Gladbacher Folienhersteller Joke hat während der Corona-Krise extremen Nachfrageschwankungen nach Schutzkitteln erlebt.
  2. Aber die Bergisch Gladbacher lassen sich nicht entmutigen und wollen nun die Produktion von Kitteln aus Vlies neu etablieren.
  3. Diese Produktion ist aus Deutschland eigentlich komplett abgewandert.

Bergisch Gladbach – Wie schnell hohe Nachfrage und Stillstand in der Produktion wechseln können, erlebt aktuell die Firma Joke Folienschweißtechnik GmbH in Bergisch Gladbach-Herkenrath. Das Unternehmen hat angesichts der Corona-Pandemie deutschlandweit die erste Produktionsmaschine für Einweg-Schutzkittel entwickelt. Bis zu 60.000 Kunststoffkittel sind im April/Mai täglich in drei Arbeitsschichten, sieben Tage die Woche, für das Gesundheitswesen produziert worden.

„Wir erleben jetzt einen dramatischen Rückgang der Aufträge. So heftige Ausschläge nach oben und nach unten hatte ich nicht erwartet“, sagt Joke-Chef Udo Fielenbach auf Nachfrage. Die Neuigkeiten folgen in rasantem Tempo aufeinander: Für die Einweg-Schutzkittel aus lebensmittelechter MDPE-Folie erhält Joke die Zertifizierung für den Einsatz in der Lebensmittelproduktion und in Lebensmittel verarbeitenden Betrieben.

Vom Händler zum Hersteller

Rund 150 Beschäftigte sind am Standort in Bergisch Gladbach-Herkenrath bei den Firmen Joke Technology GmbH und Joke Folienschweißtechnik GmbH tätig. Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich die Unternehmen vom Händler zum Hersteller weiterentwickelt.

Das Portfolio umfasst Folienschweißanlagen bis zu 28 Meter Länge. Gegründet wurde Joke Folienschweißtechnik unter dem Namen Joisten & Kettenbaum vor 80 Jahren. Ihren Jahresumsatz bezifferten die Unternehmen im Jahr 2018 mit 20 Millionen Euro. (dr)

Fielenbach: „Das Fresenius Institut hat das Produkt getestet. Das ist unkompliziert gelaufen.“ Sehr problematisch sei es dagegen, das Zertifikat für den medizinischen Bereich zu bekommen.

Erst 60.000 Kittel täglich, jetzt die gleiche Zahl pro Monat

Angesichts der guten Auftragslage baut das Unternehmen eine zweite Produktionsstraße. Doch dann bricht die Nachfrage ein. Kaum, dass die neue Maschine gestartet ist, steht sie wieder, schildert der Geschäftsführer. „Der Rückgang liegt bei nahezu 90 Prozent. Wir produzieren aktuell mit nur einer Schicht noch 50.000 bis 60.000 Kittel im Monat.“ Die Investition für die erste Maschine habe etwa 700.000 Euro betragen.

Doch trotz des Rückschlags blickt Fielenbach optimistisch nach vorn: „Wir wollen in dem Markt bleiben und uns etablieren.“ Um dieses Ziel zu erreichen, reagiert die Firmenleitung flexibel: Joke will künftig Kittel aus Vlies produzieren.

Joke will Vlies-Produktion zurück nach Deutschland holen

Zukünftig würden mehr Kittel in Vlies verlangt, da das Material atmungsaktiv sei, erklärt der Unternehmer. Aktuell werde Vlies in Deutschland überhaupt nicht mehr produziert. Fielenbach: „Das Material kommt bisher komplett aus China. Selbst Vlies als Rohware ist bundesweit kaum zu bekommen.“

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Die Ingenieure von Joke planen zurzeit den Bau einer Maschine für Vlies. „Das ist eine völlige Neuentwicklung und wird Zeit brauchen“, sagt der Geschäftsführer.

Und da gebe es technisch „noch manche Nuss zu knacken“. Er rechnet mit der Fertigstellung der Maschine im nächsten Jahr. „Wir werden uns breiter aufstellen und wollen neben Kitteln auch Schürzen in Vlies herstellen.“

Obwohl die Zeiten mit Corona wirtschaftlich eine Herausforderung sind, resümiert Geschäftsführer Fielenbach zu den neuen Produktionswegen: „Unterm Strich würde ich es nochmal machen.“