Blind, aber schnellBergisch Gladbacher Telefonist geht nach 40 Jahren in Rente
Bergisch Gladbach – Seine Stimme kennt so ziemlich jeder, der bei der Verwaltung der Stadt in der Telefonzentrale unter 14-0 angerufen hat: Seit 40 Jahren arbeitet Bernd Clever nunmehr als Telefonist an diesem Arbeitsplatz in der zweiten Etage des Stadthauses.
Dass der 62-Jährige blind ist, hat kaum einer der Anrufer mitbekommen: Schnell und umgehend erfüllte er jeden Wunsch: Auskunft, Weiterverbinden zum richtigen Amt, zum zuständigen Kollegen. Immer buchstäblich „verbindlich“, geduldig und freundlich. Am Freitag, 14. Mai, ist sein letzter Arbeitstag – Clever geht in den Ruhestand. „Eine Feier kann es nicht geben wegen Corona, aber viele Mitarbeiter haben mich angerufen“, sagt er. „Mit meinen beiden engsten Kollegen will ich zusammen sitzen und Kaffee und Podolski-Essen – das sind Döner – ausgeben.“
Freude auf den Ruhestand
Sein Zimmer, seinen Arbeitsplatz und die Gänge im Stadthaus kennt er so gut wie kein anderer – er findet sich überall zurecht, nimmt den Stock zur Hilfe, um abzutasten, wo sich die richtige Tür befindet. Und in Kürten, wo er mit seiner Frau wohnt, ist er frühmorgens immer in den Bus eingestiegen – eine Fahrt von der Haltestelle Stadthaus zur Haltestelle Markt, quasi direkt vor dem Stadthaus.
So richtig wehmütig ist Clever nicht, denn er freut sich schon ungemein auf die Freiheit im Ruhestand. Und seine Frau ist froh darüber: „Wir haben schon zehn Konzerte gebucht, die aber alle auf 2022 verschoben wurden: Marianne Rosenberg, Matthias Reim, Otto Walkes, Ingo Apelt, Roland Kaiser sind dabei.“
Clever hat seine Ausbildung im Berufsförderungswerk für Blinde und Sehbehinderte in Düren von Mai 1977 bis März 1980 als Telefonist gemacht. Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit hat er am 1. April 1981 bei der Stadt Bergisch Gladbach seine erste Arbeitsstelle angetreten.
Nummern in Braille-Schrift
„Ich habe in diesem Jahr mein 40-jähriges Dienstjubiläum gehabt – als Telefonist“, berichtet er stolz. Als er damals anfing, wurde noch mit Stiften gearbeitet, später wurde er auf Computerarbeit umgeschult – noch immer läuft der Rechner, der die Signale der Leiste mit der Braille-Blindenschrift empfängt, mit Windows 2000 – das Betriebssystem von Microsoft kam tatsächlich nach langer Entwicklungsphase im Jahr 2000 auf den Markt.
Wenn ein Anruf reinkommt, liest er die Nummer über die Braille-Zeile ab – mit den Fingern tastend. Zur Weiterverbindung werden die Nummern der Fachbereiche eingegeben. Ungefähr 1000 Telefonanschlüsse hat die Verwaltung – Clever bewältigt das alles blitzschnell und routiniert.
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Bernd Clevers Computer ist der letzte, der mit Windows 2000 läuft. „Wenn der kaputt geht, dann ist hier Schluss“, sagt er ein wenig traurig. Im nächsten Jahr soll eine neue Anlage eingebaut werden. Aber dann ist Clever längst unterwegs zu den Konzerten.