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Coronavirus in Rhein-BergAuf dem Wochenmarkt herrscht noch Normalität

Lesezeit 3 Minuten

Tanja und Ralf Klein verkaufen Blumen auf dem Wochenmarkt. Das ist noch gestattet.

Bergisch Gladbach – „Geschlossen“ steht auf dem Schild, das die junge Frau hinter die Glastür der Boutique klebt. Für die Kundin, die davor steht gibt’s nur ein Achselzucken. „Wir können doch nix dafür“, ist durch die Tür zu hören. Geschäft um Geschäft schloss gestern in Gladbachs Innenstadt. Bis auf einige Ausnahmen mussten nach den neuen Anordnungen des Landes sämtliche Geschäfte schließen.

Der Mittwoch war der erste Tag der Schließung. Bei TK-Maxx in der Stadtmitte war schon früh das Rolltor runter.

Das Gladbacher Ordnungsamt überprüfte die Schließungen ebenso wie die bereits am Montagabend von der Stadt verfügten Betretungsverbote für Spielplätze und Co. „Wir haben uns mit einem Sicherheitsdienst verstärkt“, hieß es aus der Stadtverwaltung. „Im Wesentlichen verhalten sich die Betroffenen sehr verantwortungsbewusst. In einigen Fällen musste der Ordnungsdienst Ladenbetreiber darüber aufklären, dass auch sie zum Kreise derer gehören, die schließen müssen. Alles ohne Widerstände, sehr ruhig und einsichtig“, berichtet Sprecher Martin Rölen.

Obwohl das Infektionsschutzgesetz vorsieht, dass Verstöße als Straftaten zu bewerten und mit Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren zu ahnden sind, setzen die Ordnungshüter darauf, den Menschen den Ernst der Lage klarzumachen.

Uneinsichtige Zeitgenossen erhalten von der Ordnungsamtsmitarbeitern am Mittwoch auch Artikel aus dieser Zeitung, etwa den in der Mittwochsausgabe veröffentlichten Gastbeitrag eines Feuerwehrmanns, der die Arglosigkeit mancher Zeitgenossen beschrieb.

Bergisch Gladbach: Wochenmarkt ist weiterhin geöffnet

Im Kontrast zu den Schließungen zahlreicher Geschäfte entlang der Gladbacher Hauptstraße steht der Wochenmarkt: Fast alles wie immer zwischen den Marktständen, die zur Versorgung der Bevölkerung auch weiterhin erlaubt sind: viele Menschen und ein üppiges Warenangebot.

Geht denn Wochenmarkt mit Abstand? „Zeigen, anreichen und kassieren“, erklärt Markthändler Heinz Gerhards das neue Prinzip. Er ist sensibilisiert und lässt niemanden näher als zwei Meter an sich heran. Auch bei seinen Mitarbeitern werde das so gehandhabt. „Die Kunden wissen Bescheid und machen mit“, sagt er.

Geöffnet

Nicht zu schließen sind laut Land NRW: Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Sparkassen und Banken, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Garten- und Tierbedarfsmärkte und der Großhandel.

Was Gerhards allerdings empört, geschieht rund um den Brunnen am Konrad-Adenauer-Platz. Mittags scheint die Sonne, und viele Marktbesucher lassen sich von den Strahlen erwärmen. Kurz nach 12 Uhr sitzen rund 30 Sonnenanbeter am Brunnenrand, meist mit geringem Abstand zu ihren Nebenleuten. Manche der Flaneure hatten einen Plastikteller mit Gulaschsuppe auf dem Schoß, andere Reibekuchen auf der Hand. „Richtig ist das nicht“, findet der Blumenverkäufer. „So etwas kann nur zu einer Ausgangssperre führen“, warnt er.

Rhein-Berg: Die Nachfrage nach Kartoffeln steigt

Von Mangel an den Gemüseständen konnte am Mittwoch zumindest in Gladbach keine Rede sein. Die Händler arbeiteten mit Handschuhen, der Abstand zur Kundschaft wurde gewahrt.

Nicht alle Marktgänger hielten einen Sicherheitsabstand ein. Auch am Brunnen ließen sich viele Gladbacher nieder.

Und an allen Ständen herrschte reger Betrieb, auch bei Friedhelm Schlaghecken war bis zum späten Mittag genug zu tun. Hier und da bei den Händlern waren die Vorräte bei den Kartoffeln allerdings arg zur Neige gegangen. Tatsächlich sei die Nachfrage nach diesem Grundnahrungsmittel gestiegen, berichteten Händler übereinstimmend.

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Ralf und Tanja Klein, die Blumenhändler aus Bergisch Gladbach, hatten unterdessen andere Sorgen. „Wir haben keine Lebensmittel. Dürfen wir überhaupt noch Blumen verkaufen?“, fragte sich Ralf Klein. Mitarbeiter des Ordnungsamtes und vom Bezirksdienst der Polizei waren auch ratlos und griffen nicht ein. „Wir fallen ja unter Wochenmärkte“, sagte der Blumenhändler.