AboAbonnieren

Weniger Geld aus BerlinDas zweite Bahngleis für Bergisch Gladbach wackelt

Lesezeit 3 Minuten
Zumindest in einer Grafik gibt es das zweite Bahngleis Bergisch Gladbach.

Zumindest in einer Grafik gibt es das zweite Gleis für Bergisch Gladbach.

Die Verkehrsprobleme sind in Bergisch Gladbach besonders dringlich – bei Bahn und Straße stehen wichtige Entscheidungen an.

Das zweite Bahngleis für Bergisch Gladbach ist in Sachen Mobilität eine Art Lebensversicherung. Im 5-Minuten-Takt sollen die S-Bahnen fahren und mit dieser Anbindung die Stadt besonders attraktiv machen. Etwa für die vielen Neubürger auf dem Zanders-Gelände. In Sachen zweites Gleis gibt es deshalb in Bergisch Gladbach keine zwei Meinungen: Es soll kommen – und zwar so schnell wie nötig.

Der zuständige Geschäftsführer von Go.Rheinland, Dr. Norbert Reinkober, kam aber mit alarmierenden Nachrichten in den Mobilitätsausschuss: Angesichts der Kürzungen beim Bundeshaushalt würden nur Projekte mit klarer Beschlusslage priorisiert. Und in Bergisch Gladbach ist die Beschlusslage nicht klar.

Schließung des Bahnübergangs ist eine Notwendigkeit

Abgesehen von vielen Details rund um den Bahnhof gibt es im Stadtgebiet besonders ein Thema, wo es nicht voran geht: Der Bahnübergang Tannenbergstraße.

Der wird zwangsläufig bei einem zweiten Gleis geschlossen – im Fünf-Minuten-Takt die Schranken zu heben und senken, ist ziemlich sinnfrei. Wie soll aber der Verkehr, der von der Tannenbergstraße umgeleitet, aufgefangen werden? Die Bahn schlug eine neue Ampel an der Stationsstraße vor. Was die Stadt als völlig unzureichend ablehnte. Soweit der Sachstand.

Wir müssen das hohe Tempo aufrechterhalten
Ragnar Migenda, Beigeordneter

Die Mitglieder im Verkehrsausschuss einigten sich im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung darauf, schnell und zügig eine Lösung zu finden. Ragnar Migenda (Grüne), Gladbachs zuständiger Beigeordneter, sagte im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir fahren schon ein sehr hohes Tempo und wir müssen dieses Tempo aufrechterhalten.“ Deshalb sei er auch optimistisch, dass bis zu der anberaumten Sondersitzung am 1. Oktober (vor der Ratssitzung) eine Einigung mit der Bahn erreicht werde. Andreas Ebert (SPD) lobte die Geschlossenheit der Lokalpolitik: „Wir alle sind uns bewusst, dass dieses zweite Gleis für Gladbach lebenswichtig ist.“

Ganz unabhängig von den Gladbacher Diskussionen hängt die Realisierung des zweiten Gleises aber auch an einer Vielzahl von Problemen auf dem Kölner Stadtgebiet. Dort muss etwa der Hauptbahnhof erweitert werden. Alles hängt irgendwie zusammen und der Koordinationsbedarf ist riesig. Deshalb das Engagement von Dr. Norbert Reinkober vor Ort. Er hat sein Kommen auch für die Gladbacher Sondersitzung angekündigt.

Über den alten Bahndamm streiten die Parteien seit Jahren

Und noch ein wichtiges Thema stand auf der Agenda des Mobilitätsausschusses: Der alte Bahndamm in Bensberg als Autobahnanbindung für die Innenstadt. Über Jahrzehnte streiten sich die Parteien, streitet die Bürgerschaft um dieses Projekt. 2011 hatte der Rat nach langer und hitziger Diskussion den Zubringer als Projekt des Landes gefordert. Seitdem ist nichts passiert.

Die Ampel hatte in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich festgeschrieben, dass es auch dabei bleiben sollte: Grüne, SPD und FDP wollte sich an diesem Thema nicht zerstreiten. Die Ampel ist Geschichte, aber niemand wollte das Projekt wirklich thematisieren. Aber nun schlägt die Verwaltung vor, den angedachten Autobahnzubringer endgültig zu beerdigen.

Diese Entscheidung ist eine absolute Dummheit
Hermann-Josef Wagner (CDU)

Grund ist ein Schreiben aus Düsseldorf. Von dort wurde gefragt, ob denn die Stadt an der „Ortsumgehung“ – so heißt die Straße auf dem alten Bahndamm offiziell – festhalte. Die Verwaltung will antworten, dass alle Unterlagen im Papierkorb verschwinden können. Mit einer denkbar knappen Mehrheit (8:7) folgte der Ausschuss der Verwaltung. Grüne, SPD und FWG stellten sich hinter den Verwaltungsvorschlag, CDU, FDP und AfG stimmten dagegen. Hermann-Josef Wagner (CDU) bezeichnete die Entscheidung als „absolute Dummheit“. Ohne Not sei eine Möglichkeit zunichtegemacht worden.

Migenda bestätigte, dass er sicher die Möglichkeit gehabt hätte, das Projekt im Bedarfsplan stehenzulassen. „Aber es ist doch nur ehrlich, dieses Projekt ohne Realisierungschancen zu beerdigen.“ Beschlossen wird über die Stellungnahme der Stadt zum Autobahnzubringer in der Ratssitzung am 1. Oktober – kurz nach der Entscheidung zum zweiten Gleis.