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Dauerstau in der StadtmitteGladbach streitet mit der DB um Folgen der Schließung des Bahnübergangs

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt den Bahnübergang Tannenbergstraße in Bergisch Gladbach

Der Bahnübergang Tannenbergstraße in Bergisch Gladbach

Ein Gutachten schlägt vor, an der Stationsstraße in Bergisch Gladbach eine Fußgängerampel zu errichten. Die Stadt lehnt dies ab.

Die Kreisstadt hat ein Verkehrsproblem: Zur Rushhour gibt es Dauerstau in der Stadtmitte. Dies ist zumindest unstrittig zwischen den Verkehrsplanern der Stadt und den Planern bei der Deutschen Bahn. Wird in absehbarer Zeit der Bahnübergang Tannenbergstraße geschlossen, muss für den Verkehr, der dann auf anderen Straßen in die Stadtmitte drängt, eine Lösung her. Auch dies ist unstrittig. Mit dem zweiten Bahngleis wird der Bahnübergang zwingend geschlossen werden müssen: Die sich wegen der langen Schließzeiten zurückstauenden Autos würden die vorhandenen Straßen verstopfen.

Was das Ganze kompliziert: Bahn und Stadt sind sich uneinig über die Lösungsansätze. Langsam eilt aber die Zeit, sollte das zweite Bahngleis irgendwann um das Jahr 2030 doch in der Stadtmitte ankommen und damit die S-Bahnen fast alle fünf Minuten rollen; bislang sind es 20, an den Wochenenden 30 Minuten.

Es geht unter anderem um die Stationsstraße. In einem Gutachten der Bahn-Fachleute, ausgegeben als gemeinsames Papier mit der Stadt, wird vorgeschlagen, den pausenlosen Strom der Passanten von der Fußgängerzone zu S- und Busbahnhof mit einer Fußgängerampel zu leiten. Bislang ist die Passage eine „shared zone“, bei der Fußgänger, Autos und alle anderen Verkehrsteilnehmenden gleichberechtigt sind.

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Fußgänger nehmen sich Vorteil

Die Fußgänger nehmen sich aber meistens den Vorteil. Die Folge: Trotz Tempo 20 stockt und stoppt der Verkehr, der Rückstau reicht zuerst bis zum Kreisverkehr an der Gohrsmühle (Driescher Kreuz), um sich dann sukzessive auf die anderen Straße auszudehnen. Eine Ampellösung könnte aus Sicht der Gutachter das Stop-and-go ein wenig regulieren, neben weiteren Maßnahmen wie der Einführung eines Parkleitsystems .

Die Stadt bringt das Gutachten in der Juni-Sitzung des Mobilitätsausschusses auf den Tisch. Die Planenden im Technischen Rathaus in Bensberg weisen das Ergebnis der Studie entschieden zurück. Eine Ampel auf der Stationsstraße würde die Fußgänger Zeit kosten, denn aktuell gebe es praktisch für sie keine Wartezeiten, Passanten seien „im Bestand bevorrechtigt“.

Die Wegeverbindung vom Bahnhof über die Fußgängerzone ins Quartier Zanders werde an Attraktivität verlieren. Und: Bei 16 000 Passanten pro Tag werde es viele Fußgänger geben, die bei Rot über die Stationsstraße gingen. Somit werde die Unfallgefahr auf dieser Strecke weiter steigen. In den Jahren 2020 bis 2022 habe es auf einer Passage von 200 Metern auf der Stationsstraße jeweils zwei bis drei Unfälle gegeben.

Ampel behindert Passanten

Die Stadt erklärt weiter, dass aus ihrer Sicht mit einer Fußgängerampel die Staugefahr auf der Stationsstraße keineswegs gebannt sei. Bis 2035 werde der Pkw-Verkehr nach Gutachter-Prognose um 25 Prozent zunehmen, und nur bei einer verkürzten Grünphase von 30 Sekunden für die Fußgänger gebe es noch eine befriedigende Verkehrssituation.

Bei einer weiteren Steigerung von zehn Prozent kippe der Verkehr. Der durchschnittliche Rückstau vor der Ampel werde dann bei 22 Fahrzeugen liegen, umgerechnet 132 Meter. Und es gibt noch ein weiteres Problem bei der künftigen Verkehrsgestaltung: die Bahnüberführung an der Buchholzstraße in Gronau.

Hier könnten, nach einem Ausbau, künftig schwere Lkw die Bahntrasse queren, als Ersatz für den Bahnübergang an der Tannenbergstraße. Ob es so kommt, ist fraglich. Die Bahn-Planer wollen die Straße zweispurig mit einer Fahrbahnbreite von sechs Metern ausbauen. Schwerlaster sollen die Durchfahrt aber nicht mehr nutzen können, sondern andere Routen im Stadtgebiet nutzen.

Keine Beschlüsse

Die Stadt weist diese Idee zurück, damit werde in die Entscheidungskompetenz der Politik eingegriffen; auch der Verkehr werde dann in der Stadtmitte nur weiter zunehmen. Die Stationsstraße werde „deutlich überbelastet“. Politische Beschlüsse gebe es nicht, und gegebenenfalls müsse die Option einer zusätzlichen Gleis-Querung an der Buchholzstraße in Betracht gezogen werden. In möglichst gerader Linie könnte dies unter der Gleistrasse geschehen.

Eine Machbarkeitsstudie wolle die Stadt dazu zeitnah in Auftrag geben. Weitere Gespräche zwischen Stadt und Bahn müss e es geben, „um diese schwierige Situation zu lösen“. Das Ergebnis der Beratungen müsse in das derzeit laufenden Planfeststellungsverfahren aufgenommen werden, „damit die dann abgestimmte Planung rechtlich verbindlich festgelegt wird und die Belange der Stadt so gewahrt werden.“

Zur Situation am Bahnübergang will die Stadt auch schnellstens weiter mit der zuständigen Bahntochter DB Infra Go und dem Verkehrsverbund go.Rheinland sprechen. Keine einfache Situation für die Beteiligten.

Aufgrund der laufenden Planfeststellungsverfahren wird von der Stadt eine zügige Lösung erwartet.