Der 34 Jahre alte Kunsthistoriker möchte neben bewährten auch neue Angebote machen. Der historische Unterricht soll erhalten bleiben.
WechselWas der neue Leiter Dominik Olbrisch im Schulmuseum Bergisch Gladbach verändern will

Alte Ausstellungsschätze, neuer Museumsleiter: Dominik Olbrisch (34) will im Schulmuseum Bergisch Gladbach neue Impulse setzen.
Copyright: Anton Luhr
Noch hat er nicht jeden Schrank geöffnet, jeder Schublade bis auf den Grund geblickt. Ähnlich unergründlich wie der Inhalt vieler Schultaschen von Schülern, dürfte auch das Depot des Schulmuseums noch einige Überraschungen für den neuen Leiter Dominik Olbrisch bereithalten.
Seit knapp drei Monaten ist der 34 Jahre alte Kunsthistoriker im Amt, pendelt zwischen Bochum und Bergisch Gladbach und zwischen Ausstellungsräumen, Magazin und den Museen der Nachbarschaft, um ein Gespür für das Haus, seine Schätze, Stärken und Schwächen zu bekommen und Kontakte zu ähnlichen Einrichtungen im Land zu knüpfen.
Sein erster Eindruck vom kleinen, fast intimen Schulmuseum in Katterbach? „Im Depot lagern viele Schätze, da bin ich noch lange nicht durch“, sagt Olbrisch. Und für Nachschub ist gesorgt. Gerade erst wurden kistenweise Bücher aus dem Nachlass des Museumsgründers Carl Cüppers übernommen. Auch das Gebäude, die Gestaltung des Erdgeschosses und der Dauerausstellung gefielen ihm.
Der Erhalt des Schulmuseums war einige Zeit unsicher
Die Wirkung und die „Präsenz nach außen“, Werbung und Marketing seien verbesserungsfähig, meint Olbrisch. Einzig die große, gelbe Schultüte vor dem Haus, die Ortsunkundige gerne mit einer Frittentüte verwechseln, lasse erahnen, was sich hinter den hohen Fenstern der ehemaligen Dorfschule verberge.
Eine Zeit lang war nicht sicher, ob das Schulmuseum nach dem Rückzug von Dr. Peter Joerißen, der dem Haus in den vergangenen 20 Jahren seinen Stempel aufgedrückt hatte, weitergeführt werden kann. „Wir haben gezittert, ob die Stelle wieder besetzt werden würde“, berichtet Karin Cass, die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins. Dass es gelang, ist dem Engagement des Fördervereins als Arbeitgeber, aber auch der Unterstützung der Stadt Bergisch Gladbach zu verdanken.
Stadt und Förderverein tragen das Museum finanziell
Die Kommune ist an der Finanzierung der Museumsleitung - eine unbefristete halbe Stelle - mit zwei Dritteln der Kosten beteiligt, ein Drittel trägt der Förderverein, erklärt Schatzmeister Thomas Arand. Zudem unterstützt die Stadt das Schulmuseum weiterhin mit einem finanziellen Zuschuss für das Gebäude. „Wir hoffen, aus dem Museum einen Leuchtturm zu machen“, sagt Geschäftsführer Christoph Lehner. Das Potenzial dazu habe das Museum. Die Nachfrage sei gut, könne aber noch gesteigert werden.

Der Förderverein mit dem neuen Museumsleiter (von links): Christoph Lehner, Karin Cass, Dominik Olbrisch und Thomas Arand.
Copyright: Anton Luhr
Dieser Meinung ist auch Olbrisch und Ideen dafür habe er schon, sagt er. Als Kunsthistoriker möchte er die vorhandenen Materialien „künstlerisch neu denken“, erklärt er. „Das bringt vielleicht meinen Fingerabdruck hier hinein.“
Olbrisch möchte moderne Techniken und die Kunst ins Haus bringen
Olbrisch stammt aus dem Münsterland, hat in Bochum studiert, sein Wissenschaftliches Volontariat in Berlin absolviert, hat unter anderem am Kunstmuseum Bochum gearbeitet und war zuletzt als Kurator am Emil Schumacher Museum in Hagen tätig.
Auch im Museum in Bergisch Gladbach möchte er einige neue Akzente setzen. Er bedauert, dass nach der Umgestaltung des Hauses vor einigen Jahren „der Spielraum für Wechselausstellungen fehlt“, weil schlicht kein Raum mehr dafür vorhanden ist. Olbrisch überlegt, in den vorhandenen Räumen kleine Inseln dafür zu schaffen. „So könnte man wechselnde Impulse setzen und in der Gestaltung variieren, damit die Leute mehrmals kommen möchten.“
Zudem plane er auch digitale Neuerungen, etwa einen Audioguide. Er denke auch an neue Angebote wie eine Museumsrallye und Ferienworkshops im Schulmuseum, das in der Vergangenheit in den Schulferien geschlossen hatte. Ein Angebot soll aber auf jeden Fall auch im digitalen Zeitalter weitergeführt werden: der historische Unterricht wie zu Kaisers Zeiten. Olbrisch: „Den kann man nicht wegdenken.“