NutzungsplanBergisch Gladbach reduziert zu bebauende Wohnfläche um fast die Hälfte

Neufrankenforst aus der Luft: Die „neue“ Brüderstraße soll sich unmittelbar rechts der Autobahn erstrecken, durch die Bäume von der Wohnbebauung abgeschirmt.
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Bergisch Gladbach – Der neue Flächennutzungsplan (FNP) , den die Stadt Bergisch Gladbach in Arbeit hat, soll gegenüber dem Vorentwurf erheblich abgespeckt werden: Das ist die wichtigste Botschaft der Verwaltungsstellungnahme zu den 4440 Bürgereingaben sowie den Anregungen und Bedenken der Bezirksregierung, Naturschutzverbände und anderer Träger öffentlicher Belange, die seit vergangenem Oktober von den städtischen Planern und ihren Gutachtern bearbeitet worden sind.
Die 1094 Seiten umfassende Drucksache, deren ursprünglich für Februar geplante Fertigstellung sich mehrfach verzögert hatte, wird am 4. Juli auf einer gemeinsamen Sitzung des FNP-Ausschusses und des Ausschusses für Stadtentwicklung und Planung vorgestellt. Die Sitzung wird wegen des erwarteten Publikumsandrangs in der Integrierten Gesamtschule Paffrath stattfinden (Beginn 17 Uhr).

S-Bahn-Unterführung Buchholzstraße heute: Sie soll „aufgebohrt“ werden. Die neue Straße soll nach rechts abgehen.
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Der darauf basierende Vorschlag der Verwaltung für den FNP-Entwurf, soll mit den Änderungen der Fraktionen auf einer weiteren Sitzung am 26. September beschlossen werden. Der Entwurf soll dann bis zur Dezembersitzung entwickelt, um anschließend nochmals öffentlich ausgelegt zu werden.
Der FNP soll einen Rahmen für die planerische Entwicklung der Kreisstadt bis 2035 bilden. Der alte F-Plan stammt aus dem Jahr 1978 und ist in seiner bald 40-jährigen Laufzeit bereits 177 Mal rechtskräftig geändert worden: ein wahrer Flickenteppich. Der Vorentwurf hatte allerdings erhebliche Bürgerproteste ausgelöst und zwar vor allem wegen der großzügigen Ausweisung neuer Wohngebiete: Die Verwaltung schlug insgesamt 70 Flächen für Neubaugebiete im Umfang von 199 Hektar vor allem in Paffrath/Schildgen, Herkenrath/Moitzfeld und Refrath vor.
Insgesamt elf Bürgerinitiativen gingen im Namen von Umweltschutz und Wohnqualität gegen die Bauverdichtung in Stellung. Offenbar nicht ohne Eindruck zu hinterlassen: Im revidierten Vorschlag der Verwaltung sind die 199 Hektar auf 105 Hektar geschrumpft, um fast die Hälfte.
Dabei wurde im Nordwesten am meisten zurückgenommen: In Katterbach, Schildgen und Nussbaum sind 64 Hektar Optionsflächen auf 25,1 Hektar zusammengeschmolzen. Von 8,5 Hektar in Kalmünten sind nur 1,3 geblieben, neun Hektar hinter dem Schulmuseum wurden komplett aufgegeben, und von 16 Hektar am Lubusch (Sträßchen Siefen) sind noch fünf übrig. Geblieben, wenn auch um insgesamt fünf Hektar verkleinert, sind die Gebiete Peterskaule (7 Hektar) und Im Weidenbusch (6,5).
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Im Stadtbezirk 2 (Hebborn/Mitte/Heidkamp) wurden die Wohnausweisungen von 34,5 auf 18,5 Hektar reduziert: Der Löwenanteil der 16 Hektar, die gestrichen wurden, liegen auf dem Mutzer Feld, das von zwölf auf 1,3 Hektar verkleinert wurde.
Im Bezirk 3 (Sand/Strundetal/Romaney) blieben von 13,5 noch 7,7 Hektar und im Bezirk 5 (Bensberg/Moitzfeld) von 14 noch 5,8 Hektar.
In Refrath wurden die 17 Hektar Neu-Wohnfläche auf 11,1 heruntergefahren, wobei das vor allem durch Halbierung des Gebietes Auf den Sechs Morgen von 13 auf 6,7 Hektar erreicht wurde.
Auch im Bezirk 4 – Herkenrath – wurde um ein Drittel gekürzt, herunter von stolzen 59,5 Hektar auf 38,5. Damit hat dieser Bezirk jetzt den Nordwesten abgelöst. Dort sollten zuvor die meisten neuen Wohnungen entstehen.
Umverteilung der Gewerbeflächen
Für Gewerbeflächen hatten die Planer im Vorentwurf 50 Hektar an möglichen Neuausweisungen vorgesehen, verteilt auf zwölf Standorte. Unterm Strich ist es dabei geblieben, wobei das deutlich hinter dem Bedarf zurückbleibt, den die Bezirksregierung mit 71 Hektar veranschlagt.
Insgesamt wurden zwölf Hektar gestrichen und anderswo ergänzt. Zwei Standorte (Braunsberg in Herkenrath mit einem Hektar und Bockenberg Süd II mit drei Hektar) sind herausgefallen, dafür zwei neue hereingekommen: Das Gewerbegebiet Zinkhütte soll um 1,6 Hektar erweitert werden, das Gebiet der Bundesanstalt für Straßenwesen an der Brüderstraße um 2,6. Die BASt benötigt langfristig nur noch etwa die Hälfte ihrer 22 Hektar.
Der Schwerpunkt verteilt sich nun auf drei Standorte: Spitze, Voislöhe Ost und Brüderstraße/BASt mit jeweils zehn bis elf Hektar. Die Erweiterung an der Brüderstraße um 3,5 Hektar hängt mit der neuen Verkehrskonzeption zusammen (siehe oben). Der Wegfall von Bockenberg Süd II, wo die Stadt eine Feuerwache plante, ist nicht zuletzt auch dem Druck der Aufsichtsbehörde geschuldet, die die stark hängige Waldfläche mit Siefen für völlig ungeeignet hielt. (gf)