Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

BaSt-TagungForscher stellen emissionsärmstes Auto in Bergisch Gladbach vor

Lesezeit 3 Minuten
In dem Auto mit vielen Knöpfen und großem Display sitzt ein Mann, ein anderer schaut zur offenen Fahrertür herein.

BaSt stellt gesundheitsfreundlichstes Auto vor. 

Der Veranstalter erklärte unter anderem, wie das Auto Reifenabrieb schon beim Fahren aus der Luft filtert.

Vor der Tür des Bergischen Löwen stehen zwei Autos. Ein Transporter und ein Sportauto. Der Transporter trägt ein spezielles Gerüst auf dem Dach, die Reifen des Sportautos sind hinter einer Art Radkasten versteckt.

Die beiden Wagen sind Hinweise auf die Themen, die im Bergischen Löwen besprochen werden. Die Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen (BASt) organisiert gemeinsam mit der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) eine Konferenz unter dem Thema Luftqualität an Straßen.

Das Filter- und Reinigungssystem unter der Motorhaube sorgt dafür, dass der Prototyp fast emissionsfrei fährt. Das ist besser für Umwelt und Gesundheit.

Das Filter- und Reinigungssystem unter der Motorhaube sorgt dafür, dass der Prototyp fast emissionsfrei fährt. Das ist besser für Umwelt und Gesundheit.

Die Konferenz gibt es schon seit 2008. Sie bringt die Bereiche Umwelt und Verkehr zusammen, etwa zu Themen wie die neuen, verschärften Grenzwerte der Luftqualität. Die von der EU bestimmten Werte prägen die Vorträge und Veranstaltung. Was für Maßnahmen können Städte und Kommunen ergreifen, um den neuen Wert einzuhalten? Und was gibt es für neue Ideen und mögliche Lösungen in der Forschung? All das sind Fragen, mit denen sich die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auseinandersetzen.

Neben dem Wasser- und dem Schienenverkehr spielt das Autofahren dabei die größte Rolle. Das Auto ist schließlich mit Abstand das beliebteste Verkehrsmittel der Deutschen, so eine Studie des ADAC.

Weniger Emissionen durch Homeoffice

Die Emissionen, die jeder Autofahrer und jede Autofahrerin produziert, sind während und nach den Corona-Lockdowns deutlich gesunken. Das liegt daran, dass mehr Menschen im Homeoffice arbeiten und somit weniger Autoabgase in die Luft pusten.

Die neuen Richtlinien der Euro-7-Abgasnorm fordern jetzt aber eine noch stärkere Senkung der Emissionen. Wie soll das gehen, fragen sich viele zu Recht. Etliche Städte und Kommunen versuchen das Problem durch Fahrverbote etwa in den Innenstädten zu erreichen. Das macht aber nicht die Tatsache wett, dass der Großteil der Deutschen gerne mit dem eigenen Auto zur Arbeit fährt.

Lösung für emissionsarmes Fahren vor Bergischem Löwen

Eine mögliche Lösung steht vor der Tür des Bergischen Löwen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) setzt gemeinsam mit dem Automobilunternehmen HWA beim Auto an. Mit dem Prototyp ZEDU-1 (Zero Emission Drive Unit – Generation 1) machen sie die Autofahrt fast emissionsfrei. Nach dem Umbau fährt der Wagen elektrisch, zur Luftverschmutzung durch Abgase kommt es also gar nicht erst. Von Projektbeginn 2020 bis hin zur ersten Vorstellung 2022 widmete sich das Team deshalb vor allem der Verschmutzung durch Brems- und Reifenabrieb.

Die Bremse wurde aus dem Radkasten entfernt und durch eine sogenannte Lamellenbremse ersetzt. Die Lamellen befinden sich in einem Ölbad, in dem der Bremsabrieb landet. „Das Öl wird dann laufend durch einen Filter gepumpt und so gereinigt. Außerdem kann die Bremsenergie durch eine bestimmte Technik fast ganz zurückgewonnen werden“, erklärt Sven Reiland vom Entwicklungsteam. Dadurch entsteht kein Feinstaub beim Bremsen.

Bergisch Gladbach: Auto fängt beim Fahren Abrieb auf

Um die Reifen herum baute das Team spezielle Radkästen. Diese sind so gebaut, dass während des Fahrens ein Unterdruck entsteht. Dadurch sammelt sich der Abrieb an einer bestimmten Stelle im Radkasten, die – wie bei einem Staubsauger- abgesaugt wird.

Der Abrieb wird dabei durch ein Filtersystem unter der Motorhaube des Autos geschickt. Das sorgt dafür, dass das Auto bei einer Geschwindigkeit von höchstens 60 Stundenkilometern kein Mikroplastik nach draußen abgibt. „Das macht den Wagen zum umwelt- und gesundheitsfreundlichsten Auto der Welt“, berichtet der Projektleiter Franz Philipps stolz. Schließlich ist der Feinstaub vor allem gesundheitsschädlich.

Um zu schauen, in welchen Regionen die Belastung durch Luftverschmutzung besonders hoch ist, setzt die BASt ein mobiles Luftschadstoff-Messfahrzeug ein. Der Transporter steht neben dem emissionsfreien Wagen vor dem Bergischen Löwen.

Wie der Name schon sagt, kann das Fahrzeug energieautark und unabhängig vom Standort die Schadstoffe in der Luft messen. Der Wagen soll in Zukunft durch Ballungsräume fahren, um Orte mit hohen Immissionen zu finden. Dadurch soll auch festgestellt werden, wie viel der Verkehr zur Luftverschmutzung beiträgt.

Das gesundheitsfreundlichste Auto der Welt steht noch heute vor dem Bergischen Löwen. (arf)