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Frühjahrsputz im Bergischen MuseumSchätze vom Dachboden gehoben

Lesezeit 3 Minuten

90 Prozent der historischen Textilien werden professionell umgepackt, so dass sie vor Staub und Schädlingen geschützt sind.

Bergisch Gladbach – Wie fast alle kulturellen Einrichtungen leidet auch das Bergische Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe unter der Corona-Pandemie. Durch die Einschränkungen und zeitweilige Schließung hatte das älteste Museum der Stadt 2020 einen starken Besucherschwund zu verkraften. Kamen 2019 noch fast 8400 Interessierte, um sich im malerischen Museums-Ensemble am Burggraben darüber zu informieren, wie die Menschen in der Region vor 150 Jahren lebten und arbeiteten, waren es im vergangenen Jahr gerade einmal 2090 - ein Schwund von 75 Prozent.

An 117 Tagen mussten die Türen geschlossen bleiben, viele Führungen und Handwerksvorführungen fielen aus. Einige wenige Schul-Workshops, Vorträge und Ferienveranstaltungen konnten zwar noch angeboten werden, allerdings hauptsächlich auf dem Außengelände und mit deutlich geringerer Teilnehmerzahl.

Zurück zum professionellen Betrieb

Trotz dieser Lage arbeitet das Museum, dessen Fortbestand lange Jahre gefährdet war, gerade an einem konzeptionellen und personellen Neustart. Unter der Leitung von Sandra Brauer soll das Museum zurück zum professionellen Betrieb. „Weil jahrelang das Fachwissen gefehlt habe, seien nun „immense Arbeitsrückstände aufzuholen“, schilderte die Verwaltung die Situation in ihren Ausführungen für den letzten Kulturausschuss.

Mitarbeiter nutzen die Zeit für einen Frühjahrsputz. Hier wird das Modell vom Bensberger Schloss entstaubt.

Besonderes Sorgenkind ist das Depot des Museums. „Die jahrzehntelange unsachgemäße Lagerung hat den Sammlungsbeständen teils unwiderrufliche Schäden zugefügt“, erklärte die Verwaltung

Geplante Aktivitäten

Sonderausstellung „Querfeldein – bewegende Geschichte(n)“ ab 25. Juni auf dem gesamten Museumsgelände

Ausbau des Angebotes für Schulen

Sicherung der Sammlungsbestände und vollständige Inventarisierung der Sammlungen

Entwicklung eines zukunftsweisenden Museums- und Ausstellungskonzeptes. In die Entwicklung soll die Bürgerschaft mit einem „Museumslabor“ einbezogen werden. (spe)

Auf vollgestellten Dachböden, die erst nach und nach gesichtet werden könnten, um zu sehen, „was für Schätze wir eigentlich haben“, so Sandra Brauer, litten die eingelagerten, oft unverpackten Objekte unter Staub, Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen – ein idealer Nährboden für Schädlingsbefall durch Mäuse, Motten und Holzwürmer. Das Museum benötige dringend angemessene neue Lagerräume, damit die Stadt ihren vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Leihgebern und Spendern von Exponaten nachkommen könne und kein Vertrauen verspiele, so die Stadt. Denn der Fortbestand des Museums sei in starkem Maße davon abhängig, dass Menschen dem Museum vertrauensvoll Familienerbstücke überließen.

Personal ist knapp

Aus der Not machte das Museum während des Lockdowns eine Tugend und sammelte erste Erfahrungen mit der Produktion digitaler Angebote. Unter dem Titel „Macht was Schönes“ geben 28 rund zweiminütige Clips Familien mit Kindern im Grundschulalter Tipps für Aktivitäten in den eigenen vier Wänden. Auch die Sonderausstellung „Mittags-Pause!“ wurde digital begleitet und die Sanierung des Hammerwerks wurde in vier Kurzfilmen dokumentiert. Der Hammer, die älteste Werkstatt auf dem Museumsgelände, stand jahrelang still und konnte durch das Engagement des Fördervereins wieder flottgemacht werden. Das Bergische Museum findet sich nun auch bei Facebook.

Das restaurierte Hammerwerk ging im Herbst 2020 in Betrieb.

Das alles geht nicht ohne Personal. Und das ist knapp. Neben der Museumsleiterin Sandra Brauer verfügt das Museum lediglich über eine halbe Verwaltungsstelle, den durch den Förderverein organisierten Besucherdienst sowie Hausmeister- und Reinigungsservice. Das auf 16 Monate angelegte Projekt „Museumslabor“, das die Bürgerschaft mit vielfältigen Angeboten in die Neukonzeption „ihres Museums“ einbinden soll, „ist nicht nebenher zu machen“, sagt Sandra Brauer und hofft auf eine halbe vom Landschaftsverband Rheinland finanzierte Stelle zur externen Projektkoordination.

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Im Herbst 2023 soll das fertige Konzept dem Kulturausschuss vorgestellt werden. Sandra Brauer: „Das Ziel ist, das Haus langfristig in der Stadt zu verankern. Es so zu gestalten, dass es von vielen Menschen als attraktiv und lebendig, als Bildungs- und Ausflugsort wahrgenommen wird.“

www.bergisches-museum.de