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Bensberger GalerieL’art privé hat zahlreiche Schätze aus privatem Besitz zu bieten

Lesezeit 4 Minuten

Ein dirigierender Mäusekönig? „Die kleine Weihnachtsmelodie“ in der Sonderausstellung mit Werken von Annette Reichardt und Stewens Ragone regt zum Schmunzeln an.

Bergisch Gladbach – Lange sah es so aus, dass die „l“art privé 2020“ nur im Schaufenster und im Online-Portal der „basement 16“ begutachtet werden konnte von den Kunstliebhabern. Doch dann gab die Verwaltung doch grünes Licht für die Öffnung der Bensberger Galerie von Marlis Sauer, die die kleine Kunstmesse aus der Sammlung privater Kunstfreunde seit ein paar Jahren immer wieder veranstaltet.

Als am Samstagvormittag die Pforten des 450 Quadratmeter großen Souterrain-Raumes geöffnet werden, hat ein Werk schon den Besitzer gewechselt. „Markus Lüpertz’ Siebdruck „Der Medicus“stand nur drei Minuten lang im Schaufenster – und schon war er verkauft“, berichtet Marlis Sauer.

Skulpturen, Malerei und Zeichnungen aus privatem Besitz und Sammlungen finden in „l“art privé“ neue Besitzer.

Mit ihrer Co-Organisatorin Adriane Friedrich hat sie über 130 Werke aus den Beständen von Privatleuten in die Liste aufgenommen. „So mancher hat viel Kunst gesammelt. Einige haben einfach keinen Platz mehr dafür“, sagt Sauer. „Oft steht die Kunst hinter dem Schrank oder im Keller. Ich höre immer wieder, dass die Sammler glücklich sind, wenn ihre lang gehegten Werke einem neuen Besitzer Freude machen.“

Viel zu entdecken gibt es im „basement 16“, das sich in kurzer Zeit zu einem Kunst- und Kulturort etabliert hat. Eine Familie zieht glücklich ab mit einem Druck von Christos verhülltem Reichstag – mit einem Original-Textilstück. Und an den Wänden entdeckt man eine monochrome Lithografie von Günter Uecker, einige signierte Lithografien von Miro, eine Radierung von Günter Grass, eine Zeichnung mit einem Selbstporträt von Horst Jansen.

Auch Lichtobjekte sind in der Schau zu sehen.

Und weitere Zuckerstückchen: Eine großformatige Gouache von Günther Förg und die Fotografie „Sternenhimmel 1990/89“ des Kunstfotografen Thomas Ruff. Lauter große Namen der internationalen Kunstszene, die sofort die Blicke der Kunstkenner anziehen.

„Ich war im Oktober noch in den großen Kunstausstellungen in Düsseldorf und in Essen“, sagt Susanne Menke. „Nach der wochenlangen Kunstpause freue ich mich sehr über den Ausflug in die Kunst hier vor Ort, denn die Museen sind ja nach wie vor geschlossen.“

Werke aus der Ausstellung

Und wie im Museum tragen sich die Besucher ohne Zögern ein in die Listen mit Namen und Telefonnummern, desinfizieren die Hände, tragen mit großer Selbstverständlichkeit die Masken auch in der Galerie und halten mit Disziplin Abstand voneinander.

Auch von der letzten Ausstellung „Human Nature“ werden einige Werke präsentiert: Die fantastischen Abstraktionen von Nirma Siesenop, der „Gips-Betrachter“ von Antje Schlenker-Kortum und der „Candleman“ von Chamila.

Lichtobjekte von Herbert Stecher

Inmitten der vielfältigen Kunstrichtungen vom Informel bis zur Konzeptart fällt auch romantische Landschaftsmalerei auf: Eine Parkszene am See mit lichtdurchfluteten Bäumen und eine Kutschenszene von einem Künstler namens König, drei kleine Landschaften in der Natur mit dunklen Wolkengebirgen von einem unbekannten Künstler – sehr fein in Öl gemalt. Ins Auge fallen auch die schwungvoll gestalteten Lichtobjekte von Herbert Stecher aus Holz und Papier und die abstrakten Stahlskulpturen von Migel.

Meist kommen die Besucher gezielt auf der Suche nach neuer Kunst ins basement 16, einige entdecken aber auch die Werke im Schaufenster und gehen spontan auf die Kunstsuche – für die freien Wände daheim oder für ihre Sammlung.

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Da gibt es auch in der Sonderausstellung mit Werken von Annette Reichardt und Stewens Ragone im vorderen Kabinett Neues zu entdecken. Weltbetrachtungen mit Augenzwinkern und großer Aktualität mit feinem Strich in Tempera auf Leinwand und Bütten: Die Müdigkeit in der Quarantäne, die Dame mit Pistolen in den Händen vor einem vernebelten Hintergrund, die „einen Cowboy als Mann“ haben will.

„Reizklima“ zeigt die satirische Szene von einem Mann mit brennender Zigarette im Mund, gegenüber die schreiende Frau mit einem Maulkorb. Einen köstlich gesellschaftskritischen Ansatz hat das Werk „Man gönnt sich ja sonst nichts – das Porträt von einem schwarzen Hund im grünen Lodenjackett. Kunst-Satire!

Ein Teil des Erlöses geht an das Wünschemobil für Kinder in Bensberg.

„l“art privé 2020“ im basement 16, Schlossstraße 16 in Bensberg ist bis zum Sonntag, 13. Dezember, donnerstags und freitags von 15 bis 18.30 Uhr, samstags von elf bis 16 Uhr geöffnet. Mehr Infos auf den Homepageswww.lartprive.dewww.basement16.de