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Patricia WrightStaatsanwaltschaft vernachlässigte Motiv im Gladbacher Mordfall

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Am 3. Februar 1996 wird Patricia Wright von einem Neonazi vergewaltigt und ermordet.

Bergisch Gladbach – Heute erinnert an der Marijampolestraße im Stadtteil Hand nichts mehr an das Verbrechen. Über 26 Jahre nach dem Mord an Patricia Wright soll es in der Kreisstadt einen Ort des Gedenkens geben, möglicherweise an einem zentralen Platz in der Stadtmitte. Eine Initiative junger Leute und die Politik setzen sich dafür ein. Das Schicksal der jungen Frau soll aufrütteln.

Der Tatort: ein Mehrfamilienhaus an der Marijampolestraße, in der Nähe der Dellbrücker Straße. Adrett verputzte Mauern, Mietwohnungen. Ruhige Wohngegend, in den Parkbuchten stehen ein paar Autos. Neun Parteien wohnten damals in dem Haus, Patricia Wright in der zweiten Etage.

Beruflicher und privater Neubeginn für die damals 22-Jährige

Die 22-Jährige lebte allein und war erst ein Jahr zuvor in das 50 Quadratmeter große Appartement (zwei Zimmer) eingezogen. Kontakte zu Nachbarn hatte sie nicht. Drei Jahre zuvor war die als „ruhig“ beschriebene Frau aus dem Kreis Heilbronn ins Bergische zugezogen, für einen beruflichen und privaten Neubeginn.

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Patricia Wright wurde in ihrer Wohnung gefunden, getötet mit zahlreichen Messerstichen.

Am 3. Februar 1996, einem Samstag, wird Patricia Wright vergewaltigt und ermordet. Arglos öffnete sie die Türe, als der Neonazi Thomas L. gemeinsam mit einem Kumpanen klingelte. Eine Zufallsbekanntschaft, die der Gladbacherin zum Verhängnis wurde. Später wird die Mordkommission feststellen, dass Thomas L. wie besessen mit einem Klappmesser auf sein Opfer einstach. 91-mal, eine kaum ertragbare Zahl.

Zuvor hatte er mit einer Gipsbüste auf die junge Frau eingeschlagen und sie mit einem Schnürsenkel stranguliert. Auch von einer Vergewaltigung berichten später die Ermittler. Patricia Wright hatte keine Chance. Zwischen 11.30 und 15 Uhr geschah die Tat, rekonstruierten die Ermittler später. Im Haus merkte niemand etwas von den grauenhaften Geschehnissen. Gefunden wurde das Opfer gegen 16.30 Uhr, von einer Bekannten, die einen Schlüssel zur Wohnung hatte.

Patricias Mörder: „Linke haben kein Recht zum Leben“

Was damals keiner wusste: Patricia Wright wurde ermordet, weil sie auf dem linken Ärmel ihrer Jeansjacke einen Sticker mit der Aufschrift „Nazis raus“ trug. So schilderte es Thomas L. kurz nach seiner Festnahme im März 1996: Die junge Gladbacherin musste wegen ihres Stickers sterben. Das ist auch in Bergisch Gladbach lange Zeit nicht bekannt gewesen. „Linke haben kein Recht zum Leben“, soll Thomas L. nach der Tat gesagt haben, berichtet später der Kumpan.

In der Hander Siedlung, damals gerade neu entstanden, hatten nach der Tat viele Menschen Angst. Vor allem alleinstehende Frauen trauten sich nicht aus dem Haus zu gehen, wird damals berichtet. Die scheinbar aus dem Nichts gekommene Bluttat beunruhigte die Menschen. Der Hausmeister erhielt den Auftrag, alle Türschlösser zu kontrollieren. Angeblich stehe die Tür zum Mehrfamilienhaus immer offen, sagten Bewohner. Die Polizei gründete eine zehnköpfige Mordkommission „Wright“. Ziemlich erfolglos.

Patricia Wright wollte Ausbildung beginnen

Die Ermittler vermuteten, dass die Frau ihren Mörder kannte und in die Wohnung gelassen hatte. Einen Raubmord schlossen sie aus. Von einem Bezug zu Neonazis war keine Rede. Gesucht wurde nach Bekannten und Freunden, die Hinweise auf das Lebensumfeld des Opfers geben konnten. Die Polizei fahndete öffentlich nach einem Täter mit blutverschmierter Kleidung, der sich bei der Tat Schnittwunden zugefügt hatte. Eine Woche nach dem Mord setzte sie 3000 Mark Belohnung für Hinweise aus.

Was von Patricia Wright bekannt ist, lässt auf eine ganz normale Frau schließen. Mittlere Reife an einer Waldorfschule in Heilbronn, angefangene Lehre zur Bauzeichnerin, Besuch der Höheren Handelsschule, das Arbeitsamt unterstützte sie bei der Jobsuche. Tage vor ihrer Ermordung hatte Patricia Wright erfolgreich einen dreimonatigen Lehrgang zur Berufsfindung abgeschlossen.

Patricia Wright traf Thomas L. am Hauptbahnhof Hagen

Eine Maßnahme des Arbeitsamtes, zu der die junge Frau mit Bus und Bahn nach Volmarstein, einem Stadtteil von Wetter an der Ruhr, fuhr. Eine Einrichtung der Evangelischen Kirche bot den Lehrgang an. Mit dem Zug bis Hagen, dann weiter mit dem Linienbus. Bald wollte Patricia Wright eine neue Berufsausbildung beginnen. Als sie auf Thomas L. traf, vermutlich am Hauptbahnhof von Hagen, könnte sie gerade auf dem Weg zum Lehrgang gewesen sein.

Ermittler schlossen politischen Hintergrund aus

„Sticker störte den Mörder“ titelte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 21. März 1996. Der Täter habe die junge Frau wohl der linken Szene zugeordnet, dabei sei sie unpolitisch gewesen, ermittelten die Fahnder. Das spätere Opfer habe ihm beim Zufallstreffen ihre Adresse und ihre geheime Telefonnummer gegeben, sagte der Täter später aus. Ungeklärt ist geblieben, ob Thomas L. die junge Frau schon vor dem Mordtag besucht haben könnte.

Polizei war es am Ende, die dem „Sticker-Motiv“ wenig Bedeutung einräumte. Auf einer Pressekonferenz im April 1996, fünf Wochen nach der Festnahme, gab ein Sprecher eine veränderte Aussage des Täters wider.

Politischer Hintergrund wurde zunächst ausgeschlossen

„Die Staatsanwaltschaft geht von Vergewaltigung und anschließendem Mord aus, um die Tat zu verdecken“, berichtet ein Gerichtssprecher. Und weiter: Patricia Wright sei offenbar ihr „offenes Wesen“ zum Verhängnis geworden. Selber schuld, so lautete die unausgesprochene Aussage. Einen politischen Hintergrund schlossen die Ermittler 1996 zunächst aus.

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Erst im späteren Mordprozess gegen L. wird das Neonazi-Motiv die entscheidende Rolle spielen. Der Täter wird für insgesamt drei Morde zu einer lebenslanger Haftstrafe verurteilt, die besondere Schwere der Taten wird festgestellt. Nach Verbüßung der Haft ordnete das Gericht eine Unterbringung in der Psychiatrie an.