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„Tischtuch zerschnitten“Mülleimer in Gladbachs Fußgängerzone verärgern Architekten

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In direkter Konkurrenz in der Gladbacher Innenstadt: Links der Mülleimer, der im Wettbewerb als passend und hochwertig für die Fußgängerzone befunden wurde – rechts der Plastikmülleimer, der funktional den Unrat aufnehmen soll.

Bergisch Gladbach – An etlichen Stellen wackeln die Steine in der Gladbacher Fußgängerzone, rund um manche dort gepflanzten Bäume hebt sich das gesamte Pflaster, an vielen Steinen sind die Kanten abgesprungen und an den vorhandenen Mülleimern sieht es oft gruselig dreckig aus. Und doch: Diese Fußgängerzone ist ein Gesamtkunstwerk.

Jegliche Veränderungen müssten, so will es das Urheberrecht, dem Architekten angezeigt werden - und der muss zustimmen. Von den sieben neuen Mülleimern in der Fußgängerzone erfuhr Architekt Gunter Fischer gestern über die Zeitung. Und er ist nicht begeistert: „Es geht ja nicht so sehr um die sieben Mülleimer, sondern um die Einstellung zur Fußgängerzone“, so Fischer. Für ihn passen die Plastikmülleimer nicht ins Konzept. Da helfen auch lustige Sprüche auf den Behältern wie „Möge der Müll mit mir sein!“ oder „Gib mir den Rest“ nicht.

Kein Interesse an juristischer Auseinandersetzung

Aber die Stadt kann aufatmen, juristisch will sich Fischer nicht wehren. „Ich habe überhaupt kein Interesse daran, mich mit der Stadt auch noch auf diesem Gebiet juristisch auseinanderzusetzen. Das Tischtuch zwischen uns ist zerschnitten.“ Die Stadt tue sich aber keinen Gefallen mit einer Abwertung der Fußgängerzone durch die Plastikeimer.

Es drohe eine Entwicklung, wie sie bereits in anderen Kommunen zu verfolgen sei. Plastikmülleimer am Anfang, denen dann anderes billiges Inventar folge. Und am Ende sei es egal, wer was in der Fußgängerzone aufstellt. „Wie die Fußgängerzone dann aussieht, ist wirklich nicht mehr in meiner Verantwortung.“

Mülleimer sind zunächst auf Probe

Die Stadt will die sieben Mülleimer erst einmal zur Probe aufzubauen. Sollte weniger Müll auf dem Pflaster landen, solle letztlich ein Ausschuss entscheiden, ob sie langfristig bleiben. Die Fußgängerzone wird also ein wieder ein Thema für die Politik werden.

Aber die Aussagen von Fischer zeigen, dass die Mülleimer nur der Gipfel eines Eisberges sind. Bekannt ist, dass die Stadt gegen das Bauunternehmen prozessiert, dass das Pflaster verlegt hat. Fischer sieht allerdings die Schäden des Pflasters nicht nur bei einer Partei. „Im Falle von Bergisch Gladbach gibt es aus meiner Sicht eine ganze Reihe von Ursachen, die im Zusammenspiel für die heutige Situation verantwortlich sind.“ Auch er selbst habe Fehler bei Abnahme und Protokollierung gemacht.

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Die Stadt hat laut Fischer durch zu früh eingesetzte Kehrmaschinen ebenfalls eine Mitverantwortung. Bei leer gefegten Fugen könne kein Stein halten. Verfugung, Verdichtung, Schotter, Steine - an vielen Stellen habe es Fehler gegeben. Der Architekt ist sicher, dass es noch Jahre dauern wird, bis vor Gerichten das letzte Wort gesprochen wird und dann die Verteilung der Schuld amtlich wird.