Der Bensberger Kindergartenverein gestaltet das Außengelände in Herkenrath um. Die Elterninitiative ist mit vollem Einsatz dabei.
ElterninitiativeBensberger Kindergartenverein gestaltet Außengelände in Herkenrath neu
Keine Elterninitiative funktioniert ohne die Talente der Eltern. Dies stellt der Bensberger Kindergartenverein gerade unter Beweis: Unter der Mithilfe der Mütter und Väter hat sich die Außenanlage der Einrichtung in Herkenrath in einen naturnahen Erlebnisspielplatz mit viel Holz verwandelt.
Eine Mammutaufgabe, die viel Freizeit frisst, sich aber gelohnt hat. „Die Kinder spielen am liebsten nur noch draußen und fallen abends müde ins Bett“, berichtet Vereinsvorsitzender Simon Bongers. In den Spielplatz am Kindergarten war schon lange nichts mehr investiert worden. Jetzt sieht das abschüssige Gelände ganz anders aus als die klassische Schaukel-Rutsche- und Sandkasten-Langeweile.
Die Kosten belaufen sich auf 150.000 Euro. Beauftragt mit Konzeption und Umsetzung wurde die Firma Nuas, bekannt für ihre nachhaltige Bauweise. Die Impulse setzten die Kinder und Erzieherinnen. Vorstandsmitglied Steffen Schreiner, von Beruf Bautechniker, war sozusagen als Taskforce in den vergangenen drei Monaten im Dauereinsatz: Kontakt mit der Firma halten, wöchentliche Baubesprechungen, Überprüfung der Kosten, vorbereitende Maßnahmen organisieren.
„In den letzten Monaten habe ich mehr Zeit im Kindergarten verbracht als mein Sohn“, schildert er. „Fast alle Wünsche konnten erfüllt werden“, freut sich Bongers. Matschküche mit Wasseranschluss, Bobby-Car-E-Ladesäule, ein als Drive-in gestalteter Marktladen, Ruheoase, Stelzenpark, Barfußweg. Jan robbt auf allen Vieren in einen „Stolleneingang“ mit darüber liegender Aussichtsplattform, ebenfalls ein ausdrücklicher Wunsch der Kinder.
Auch alte Geräte wurden integriert
Begeistert erzählt der Fünfjährige: „Das ist mein Lieblingsplatz. Hier kann man sich wie in einer Höhle verstecken.“ Sein Freund Tom ist am allerliebsten im Ponyhof, erzählt er – auch wenn die Holzpferde noch nachträglich geliefert werden. Solange überlegt er sich seine ganz eigenen Spiele. Alle Elemente sind aus Robinien-Holz. Dazwischen viel loses Material, also Sand und Holzhäcksel, aber auch Wiese.
Die Gestaltung passt sich der vorgegebenen Hanglage an und bezieht die Bäume mit ein. „Waldspirit“, findet Bongers. Innerhalb des Spielplatzes gibt es einen kleinen Bereich für unter Dreijährige – etwas abgeschirmt vom Rest des Platzes – mit einer kleinen Matschküche. Einige alte Geräte wie die große Schaukel, die noch in Ordnung sind, wurden integriert.
Personalnot in Bergisch Gladbacher Kitas
Auch die Eltern haben ganze Arbeit geleistet: Büsche und Sträucher entfernt, Zaun und Brüstungsbretter abgeschraubt, Boden ausgehoben, Palisaden abgebaut, Tritthölzer montiert, um Kosten zu sparen. Elterninitiativen seien ein Segen, sagt Bongers. Frei in den Entscheidungen, ohne städtische Bürokratie, aber dafür als private Träger bei Investitionen ohne finanzielle Unterstützung.
Man bestimmt bei diesem Betreuungsmodell mit und packt an – ehrenamtlich neben den sonstigen Jobs und der Familie. „Das schweißt im besten Fall zusammen“, sagt Bongers. In der aktuell wegen des Fachkräftemangels großen Personalnot in Bergisch Gladbacher Kitas nennt der Vorsitzende einen weiteren Vorteil: „Aufgrund der guten Bedingungen wie die Mitbestimmung ist es uns gelungen, im kommenden Kita-Jahre neue Erzieherinnen einzustellen“, berichtet Bongers.
Am Ende entscheidet die Mehrheit
So könnten mehr Plätze angeboten werden. Die Bezahlung ist angelehnt an den Tarif. Obendrauf kommen etwa Regenerationszeiten, Inflationsausgleich oder die Möglichkeit, ein E-Bike zu leasen. Elterninitiativen seien aber auch manchmal ein Fluch, gibt Bongers zu und erinnert sich an endlose abendliche Debatten zum Beispiel über die Höhe des Essensgeldes.
Am Ende entscheidet immer die Mehrheit. Das bedeutet manchmal: runterschlucken. Ein Problem sei, „dass sich viele Eltern nicht mehr bewusst für Elterninitiativen entscheiden.“ Sie seien einfach nur froh, einen Platz für ihre Kinder zu ergattern. Zum Sommer fehlen wie berichtet in Bergisch Gladbach rund 500 Kita-Plätze.
Damit die Organisation des Elternvereins weiterhin funktioniert und die Arbeit auf viele Schultern verteilt werden kann, sollen künftig verpflichtend sogenannte Sozialstunden eingeführt werden, kündigte Bongers an. Denn auf den Bensberger Kindergartenverein wartet bereits das nächste Großprojekt: 2024 soll das Außengelände der Einrichtung in Moitzfeld modernisiert werden.
Elternvereine
Von den 69 Kindertagesstätten im Stadtgebiet werden aktuell 13 von Elternvereinen geführt. Unter der Regie des Bensberger Elternvereins laufen zwei Kitas: in Herkenrath, Straßen 50, und in Moitzfeld, Diakonissenweg 35. Beide Einrichtungen sind jeweils dreigruppig mit insgesamt 98 Kindern. (ub)