Aus der Städtepartnerschaft zwischen Butscha und Bergisch Gladbach ist mittlerweile Freundschaft geworden.
Solidarität mit ButschaHilfe für Bergisch Gladbachs Partnerstadt ist nicht nur materiell
An mehreren Stellen stehen Menschen an der Straße, fotografierten und filmen, als am Sonntagabend ein außergewöhnlicher Hilfskonvoi Bergisch Gladbachs ukrainische Partnerstadt Butscha erreicht: von den mittlerweile sechs Transporten ist es der erste, den Ehrenamtler aus Bergisch Gladbach und Umgebung selbst bis in die knapp 2000 Kilometer entfernte Partnerstadt bringen. „Das wiegt für die Menschen hier mindestens so viel wie die Hilfsgüter, die wir bringen, weil es ihnen zeigt, dass wir zu ihnen stehen und die Putins Russland mit seinem Angriffskrieg, dem Schrecken und der Angst, die er verbreiten soll, am Ende eben nicht siegt“, sagt Bergisch Gladbachs Feuerwehrchef, noch bevor die Helfer aus Bergisch Gladbach freudestrahlend in Butscha empfangen.
„Das ist nicht nur eine Städtepartnerschaft, das ist eine Freundschaft geworden“, freut sich Anatolii Fedoruk nach der Ankunft. Der Bürgermeister der Stadt, aus der die Bilder von auf offener Straße erschossenen Zivilisten um die Welt gingen, umarmt die Konvoifahrer. „Ihr seid auch ein Stück Ukraine, weil Ihr den Wunsch zum Frieden habt“, sagte er und lädt die Fahrer als erste Stärkung zum Grillbüfett direkt auf dem Bauhof ein.
Drei Tage haben die 15 Fahrer benötigt, allein 24 Stunden davon fürs Anstehen und die Abfertigung an der polnisch-ukrainischen Grenze. Die meiste Zeit haben sie abwechselnd in ihren Fahrzeugen geschlafen und sich am Steuer abgewechselt, um insgesamt neun Fahrzeuge nach Butscha zu bringen, darunter ein von der Stadt Leverkusen gestiftetes Tanklöschfahrzeug sowie mehrere Straßenmeisterfahrzeuge des Landesbetrieb Straßen. Zusammen mit auf Anhängern und Sattelzügen verladenen weiteren Bau-, Feuerwehr- und Kehrfahrzeugen werden insgesamt zehn Fahrzeuge als Spende für den Wiederaufbau in Butscha in die Partnerstadt.
Bürgermeister Stein holt Konvoi für Butscha ein
Bürgermeister Frank Stein ist nach der Trauerfeier für Gladbachs Vize-Bürgermeister Michael Zalfen am Samstag noch nachgefahren und hat den Konvoi mit einem weiteren Fahrer kurz vor Butscha noch eingeholt, so dass auch er im Konvoi mit in die Stadt fährt – und staunt. Im vergangenen Jahr war er mit Feuerwehrchef Köhler zur Besiegelung der von den Stadträten beschlossenen Städtepartnerschaft schon einmal mit dem Zug in Butscha gewesen.
Seitdem ist manches kaum wiederzuerkennen: Zwar sind immer noch zerstörte Häuser zu sehen, stehen an der Straße nach Kiew noch Panzerwracks und gibt es auch am Abend der Konvoiankunft einmal mehr Luftalarm wegen russischer Raketenangriffe auf Kiew. Aber: „An vielen Stellen, sind nicht nur die zerstörten Gebäude aus dem vergangenen Jahr verschwunden, sondern ist bereits Neues gebaut worden“, stellt Stein erfreut fest.
Bergisch Gladbach bekommt eigenen Platz in Butscha
Was den Menschen in Butscha dabei die enge Verbindung nach Bergisch Gladbach bedeutet, spüren die Konvoifahrer noch am Sonntagabend: Auf dem Weg ins Hotel stoppt der Bus auf einem Platz, der „Bergisch Gladbacher Platz“ getauft werden soll. Gleich daneben sollen ebenfalls noch während des Butscha-Aufenthalts der Freunde aus Bergisch Gladbach die Buslinien an den Start gehen, die durch die Spende von elf Linienbussen aus der Partnerstadt möglich wurden, nachdem die russischen Besatzer sämtliche Busse zerstört oder beim Abzug mitgenommen hatten.
Neben einem Besuch bei der Feuerwehr von Butscha stehen weitere Einladungen zu Wiederaufbauprojekten an, die mit Hilfe aus Gladbach gestemmt wurden. Außerdem wollen die Fahrer noch das Altenberger Licht, das sie auf Initiative von Niklas Habers in einer Laterne im Konvoi mitgenommen haben, übergeben.
Ein Kampf für die Freiheit von Europa
Wie den Luftalarm am Sonntagabend will das Team des Konvois, den Timo Stein von der Gladbacher Feuerwehr maßgeblich vorbereitet hat und bei dem der Vorsitzende des Bergisch Gladbacher Partnerschaftsvereins, Frank Haag, ebenfalls am Steuer sitzt, auch alle weiteren Veränderungen in der Sicherheitslage berücksichtigen und entsprechend die weiteren Tage und die Rückreise planen.
Sicherheit habe Priorität, erläutert Feuerwehrchef Köhler, hebt mit Bürgermeister Stein zugleich aber auch die besondere Bedeutung der persönlichen Kontakte nach Butscha für die teils tief traumatisierten Menschen hervor, „Tapfere Menschen kämpfen hier für ihr Land und die Freiheit, aber auch für die Freiheit und die Demokratie in ganz Europa“, sagt Bürgermeister Stein am späten Sonntagabend seinem Amtskommegen in Butscha: „Euer Kampf ist unser Kampf.“
Eine Reportage von den bewegenden Erfahrungen während des Hilfskonvois und vor Ort in Butscha lesen Sie nach Rückkehr des Konvoi hier in dieser Zeitung.